Story: Ma Yuan (Jackie Chan) ist der Anführer der Railroad Tigers, einer Gruppe von chinesischen Freiheitskämpfern, die während des Zweiten
Sino-Japanischen Kriegs Widerstand gegen die Japaner leisten, indem sie Züge überfallen und Waffen stehlen. Allerdings ist die Gruppe keineswegs professionell
ausgebildet und besteht unter anderem aus dem hammerschwingenden Rui Ge (Jaycee Chan) und Da Hai (Huang Zitao). Eines Tages taucht ein Soldat der Eight Route
Army schwerverletzt bei den Widerstandskämpfern auf. Er erzählt ihnen, dass er als einziger seiner Einheit überlebt hat und es im Krieg gegen die Japaner
unabdingbar ist, die in der Nähe befindliche Brücke innerhalb der nächsten vier Tage zu zerstören. Da die Armee nicht rechtzeitig eingeschaltet werden kann,
will Ma Yuan mit seiner Gruppe die Mission in Angriff nehmen. Dafür brauchen sie allerdings erst einmal eine große Menge Sprengstoff. Der Diebstahl dessen
verläuft aber nicht reibungslos und so ist ihnen nun der Captain der japanischen Militärpolizei, Yamaguchi (Hiroyuki Ikeuchi), auf den Fersen. Ma Yuan und seine
Leute wurden zuvor für ihre kleinen Aufstände belächelt, doch nun haben sie die Chance etwas Großes zu bewirken. Dafür sind sie bereit, einiges aufs Spiel
zu setzen.
Kritik: Zunächst war ich verwirrt, warum "Railroad Tigers" so viele schlechte oder zumindest mittelmäßige Kritiken bekommen hat. Sicherlich
handelt es sich hier um einen Actionstreifen, in dem Jackie Chan seine Kampfkünste nicht unter Beweis stellt, aber das verwundert doch mittlerweile auch
nicht mehr, schließlich wird Chan auf der einen Seite nicht jünger und auf der anderen will er sich schon seit einiger Zeit vermehrt in anderen Rollen zeigen.
Doch je mehr der Film voranschreitet, desto klarer treten die Schwächen zutage. Die größte ist ein uneinheitlicher Ton, der zwischen Slapstick und
brutalem Kriegsfilm hin- und hertänzelt. Das ist enorm irritierend und mindert zuweilen den recht hohen Unterhaltungswert des Streifens. Regisseur Ding
Sheng hätte nicht unbedingt mit übertriebenem Feingefühl an die Geschichte herangehen müssen, aber das historische Setting von Chinas Freiheitsbemühungen
im Jahr 1941 hätte doch etwas mehr feinere Ausarbeitung verdient.
Völlig unnötig ist auch die Rahmengeschichte, wenn man diese denn überhaupt so nennen darf. Diese zeigt ein kleines Kind, welches ins Feuer eines Lokomotivofens
starrt, womit der Rest des Streifen als Rückblende erzählt wird. Immerhin konnte man so am Ende einen unnötigen Cameoauftritt eines bekannten Schauspielers
unterbringen, der aber ohnehin in jeder zweiten Produktion Hong Kongs oder Chinas zu sehen ist. Ebenso unsinnig wirken die Überschriften, die uns kapitelartig
erklären, worum es in den nächsten Minuten gehen wird. Das ist ein redundantes Stilmittel, da der Plot nicht gerade große Aufmerksamkeit erfordert. Dem
schließt sich zu Anfang auch noch die comicartige Vorstellung der Charaktere an. Der Ton soll ganz klar in Richtung leichte Unterhaltung gedrückt werden.
Zu Beginn des Films hat man auch tatsächlich das Gefühl einen typischen Raubüberfall-Streifen zu sehen, bei dem eben keine Bank der Neuzeit, sondern ein
Zug überfallen wird. Gute Planung und perfektes Timing sind das A und O und so wird schnell klar, dass unsere Helden zwar keine spezielle Ausbildung
genossen haben, aber ein ziemlich professionelles Team darstellen. Doch dann zeigt sich die Grausamkeit der Japaner, die trotz allem immer wieder von
Momenten des Slapsticks aufgelockert werden. Bei so viel Bosheit in den Bösewichten wird sich wahrscheinlich auch niemand daran stören, wenn die Japaner
reihenweise in den Missionen der Railroad Tigers ausgeschaltet werden, richtig? Schließlich ist das der Zweite Weltkrieg und China kämpft gegen die bösen
Japaner! Aber genau hier zeigt sich dann ein großer Bruch im Ton des Streifens, der sich bis zum Ende hindurchzieht.
Regisseur Ding Sheng hat u.a. in "Police Story 2013" mit Chan zusammengearbeitet und mit "Saving
Mr. Wu" auch einen ordentlichen Thriller abgeliefert. Doch was er hier präsentiert, ruft oft ein Stirnrunzeln hervor. Man weiß einfach oft nicht, ob
man lachen oder weinen soll. Häufig nimmt sich der Film die Zeit, den einen oder anderen Witz unterzubringen und manchmal geht dieser in Wortspielereien
verloren. Des Weiteren wird in der Gruppe das herzlich familiäre Verhältnis unterstrichen. Dennoch wird den Japanern das Genick gebrochen, sie werden kaltblütig
in einen Waggon gesperrt und niedergeschossen oder der Krieg wird in seiner ganzen Fatalität in der einen oder anderen Schlacht gezeigt. Es wird sogar
thematisiert, was es bedeutet, sich für die Freiheit zu opfern. Richtig ernst kann man das aber bei all dem Spaß nicht nehmen. Und richtig lachen kann man
wiederum bei all dem Ernst nicht.
Die Charaktere sind lediglich Karikaturen, sodass auch Jaycee Chan ("Invisible Target"), Jackie Chans Sohn, nicht viel zu tun bekommt. Immerhin gibt es Action und während man anfangs noch einiges an Green-Screen-Aufnahmen ausmachen kann, beeindruckt das letzte Drittel mit einem wunderbaren Zugset. Man hat sich hier einiges einfallen lassen und so ist der Zug genau genommen sogar der eigentliche Star des Films. Abenteuergefühl kommt auf, die Dynamik der Bewegung wird gut transportiert und die Explosionen verleihen den Geschehnissen den nötigen Wumms. Da vergisst man gerne auch die Probleme des Drehbuchs und des Tons und lässt sich einfach mal hervorragend unterhalten. Dementsprechend war ich überrascht, wie gut mir "Railroad Tigers" letztlich gefallen hat. Vielleicht waren die Erwartungen auch einfach gedämpft worden. Man muss aber tatsächlich bereit sein, sich auf den uneinheitlichen Ton einzulassen und auch dann stößt er noch bitter auf. Schade.