Story: Min Gi-heon (Gong Yoo) hat einen Gehirntumor und höchsten noch ein Jahr zu leben. Nachdem ein Wissenschaftler eines streng geheimen Projekts getötet wurde, will Gi-heons alter Chef in wieder zum Geheimdienst holen. Er gibt ihm den Auftrag, eine Probe aus einem Labor an einen neuen, sicheren Ort zu bringen, da die gleichen Leute, die den Wissenschaftler getötet haben, mit Sicherheit die Probe in ihre Hände bekommen wollen. Es stellt sich heraus, dass jene Probe in Wirklichkeit ein genmanipulierter Klon ist, der außergewöhnliche Gehirnwellen aufweist und damit den Luftdruck um sich herum beeinflussen kann. Noch viel wichtiger ist allerdings, dass er keines natürlichen Todes sterben kann. Sein Blut selbst ist der Schlüssel zur Heilung unzähliger Krankheiten. Gi-heon wurde ausgewählt, den Klon mit dem Namen Seobok (Park Bo-gum) zu beschützen, weil der Agent auch als erste Testperson dienen kann. Mit den Stammzellen, die der Klon in seinem Körper generiert, könnte Gi-heon vielleicht doch noch den Krebs besiegen. Beim Transport in ein neues Labor werden Gi-heon, Seobok und dessen bewaffnete Begleitung jedoch von amerikanischen Söldnern gestoppt. Der Ex-Geheimdienstmitarbeiter und der Klon schaffen es nach ihrer Gefangennahme aber zu entkommen. Gi-heon will so schnell wie möglich an seinen Bestimmungsort, aber das ist nicht einfach mit Seobok, der zum ersten Mal im Leben die Außenwelt sieht und sich von allem ablenken lässt. Bald zeigt sich dann auch noch, dass Gi-heon niemandem mehr wirklich vertrauen kann.
Kritik: Koreas Vorstoß ins Science Fiction Genre war ein großes Thema, das vor allem durch den Film "Space Sweepers"
angestoßen wurde. Wenig bekannt dürfte hierzulande wahrscheinlich sein, dass es noch einen anderen Film gab, auf dem die Hoffnungen der koreanischen Filmindustrie lagen,
zukünftig in dem Genre Fuß fassen zu können: "Seobok". Letztlich stellte sich der Film aber für den Markt als große Enttäuschung heraus und das zu Recht. Das
verblüfft, weil nicht nur die beiden Hauptdarsteller bekannte Gesichter sind, sondern auch Regisseur Lee Yong-ju mit "Architecture 101"
ein für die meisten Kritiker ansehnliches Romantikdrama auf die Leinwand gebracht hat. Persönlich konnte ich mit den Filmen des Regisseurs nie wirklich warm
werden und das zeigt sich bei "Seobok" einmal mehr. Die größte Schwäche des Streifens sind Individuen, die austauschbar und langweilig sind. Dabei hätten sie
Tiefe gebraucht, weil die Geschichte auch einige philosophische Fragen stellen will. Fragen, die in der Tat interessant sind, aber in keinen Rahmen integriert sind,
der es wert ist, dass man daraus einen Film macht.
Es ist eigentlich lächerlich, was man hier als Geschichte präsentieren will. Damit ist nicht die Prämisse gemeint. Dass es einen Klon gibt, der gentechnisch
verändert wurde und dadurch Stammzellen in seinem Körper herstellen kann, die jede Krankheit auf der Welt heilen könnten, ist pseudowissenschaftlicher Unsinn,
den man bei einem solchen Genrewerk durchaus akzeptieren kann. Selbst als wir damit konfrontiert werden, dass Seoboks Telekinesefähigkeiten ihn de facto zu
einem Superhelden (oder Bösewicht?) machen, ist etwas, dass man hinnehmen kann. Das tatsächliche Problem des Streifens ist, dass sich der Film so lange nicht
von der Stelle bewegt. Gi-heon und Seobok flüchten vor den Söldnern, dann stellt sich heraus, dass es noch eine Partei gibt, vor der sie flüchten müssen, dann
möchte Seobok plötzlich unbedingt an einen bestimmten Ort... Im Endeffekt befinden wir uns theoretisch also immer in Bewegung, aber was wir bekommen, ist vielmehr Stillstand oder immer mehr von demselben. Weder bekommen wir spannende Verfolgungsjagden, noch handelt es sich um einen Roadmovie, in dem sich die Protagonisten näherkommen.
Wir bekommen mehr oder weniger immer nur Szenen unserer beiden Protagonisten zu sehen, in denen sie sich Fragen über den Sinn des Lebens stellen und was der Tod oder
eigentlich Sterblichkeit bedeutet. An sich sind diese Unterhaltungen interessant und regen tatsächlich zum Nachdenken an. Sie sind genau genommen auch die einzige
Stärke des Streifens. Das Problem ist aber, dass man genausogut zwei Leuten zuschauen könnte, die an einem Tisch sitzen und bei einer Runde Poker vor sich
hinphilosophieren. Mit ziemlicher Sicherheit wäre das sogar spannender, schließlich gäbe es dann noch eine Pokerpartie mitzuverfolgen. In "Seobok" fragt man sich stattdessen einfach ständig, wann denn jetzt genau irgendwas passiert! Und wir warten und warten... Die beiden Protagonisten sind dabei auch noch extrem farblos. Gong Yoo ("The Age of Shadows") spielt einen Charakter, der eigentlich recht egoistisch ist und auf dem eine große Schuld lastet, wie wir später erfahren. Das reicht aber nicht, um ihn dreidimensionaler zu machen, als er tatsächlich ist. Dabei wäre seine Rolle die einzige Möglichkeit gewesen, dem Zuschauer so etwas
wie einen Sympathieträger zu geben.
Seobok, gespielt von Park Bo-gum ("Coin Locker Girl"), ist nämlich ein roboterhafter Charakter und aus der Rolle ist auch nicht mehr herauszuholen, weil sie eben so geschrieben wurde. Es hätte aber nicht geschadet, Seobok über die Zeit als Individuum wachsen zu lassen und ihn so etwas zugänglicher zu machen. Es mag sogar sein, dass dies gegen Ende versucht wurde, aber es ist schlicht zu wenig und zu spät. Zum Finale hin soll dann noch etwas Dramatik in die Geschichte gebracht werden, aber wer interessiert sich schon für das Schicksal der beiden? Wenn man es aber geschafft hat, den ganzen Film über die Augen offen zu halten, wird man mit einem spektakulären Finale überrascht. Überraschung ist eigentlich das falsche Wort, denn irgendwas musste ja irgendwann endlich mal passieren. Und da am Anfang schon klar gemacht wurde, dass Seobok genaugenommen Telekinese beherrscht und seine Kräfte immer stärker werden, weil er seine Medikamente, die sein Potenzial unterdrücken, nicht mehr nimmt, ist uns eigentlich recht klar, dass das Ganze Durchaus auch auf ein Superhelden-Finale hinauslaufen könnte.
In der Tat ist der Showdown dann auch ziemlich unterhaltsam. Vielleicht aber eben auch nur gemessen an dem, was wir zuvor bekommen haben. Die Action und die Spezialeffekte sind ansehnlich, aber wenn man ehrlich ist, passt dieses Spektakel nicht zum Rest des Films. Wenn der Rauch des Showdowns dann verflogen ist, sitzen wir schließlich immer noch vor dem gleichen Film. Ein Film, der mit seinen philosophischen Fragen hohe Ansprüche an sich gestellt hat, die nicht erfüllt werden, der mit Charakteren aufwartet, die flach und unsympathisch sind und der zu allem Überfluss wegen seiner Prämisse und dem Umstand, dass der Film über weite Strecken gar nicht weiß, wo er hin will, einen starken B-Movie Charakter hat. Und leider nicht im unterhaltsamen Sinne. Der Soundtrack ist recht angenehm und ein paar der Dialoge regen wie gesagt dazu an, sich mit der Natur von Leben und Tod auseinanderzusetzen. Davon abgesehen gibt es aber nichts in "Seobok", was gelungen ist. Eine ziemliche Enttäuschung, die den Vorstoß Koreas ins Sci-Fi-Genre wieder um einiges zurückwirft.