Story: Kredithai "Mom" (Kim Hye-soo) wird ein kleines Mädchen verkauft, das als Baby in einem Schließfach gefunden wurde. Zunächst
lässt Mom sie als Bettlerin arbeiten, aber als Il-Yeong (Kim Go-eun) erwachsen ist, muss sie Geld von Schuldnern eintreiben. Sollte Mom ihr Geld nicht bekommen,
wird der Schuldner einfach getötet und seine Organe werden verkauft. Il-yeongs "Familie" besteht aus dem stillen Woo-gon (Eom Tae-goo), der rothaarigen Ssong
(Lee Soo-kyeong) und dem etwas geistig behinderten Hong-joo (Cho Hyun-chul). Eines Tages soll Il-yeong das Geld von Seok-hyeon (Park Bo-geom) eintreiben, dessen
Vater ins Ausland geflohen ist. Seok-hyeon behandelt Il-yeong ganz anders, als sie es gewohnt ist, und trotz ihrer zurückweisenden Art, fühlt sie sich wohl in
seiner Nähe. Schließlich gibt Mom aber den Auftrag, den jungen Mann zu töten und seine Organe zu verkaufen, da der Vater untergetaucht ist. Il-yeong kann dem
Wunsch der Mutter nicht nachkommen und stellt sich gegen ihre Familie. Ein Kampf ums Überleben entbrennt, den keiner der Beteiligten in dieser Form
erwartet hätte. Denn eine einzige Entscheidung lässt die ganze Familie in einem Sumpf aus Gewalt ertrinken...
Kritik: Gangster-Filme zählen durchaus zu den stärkeren Werken aus Südkorea. Mittlerweile wiederholen diese aber stets die gleichen Themen
und können somit kaum in Erinnerung bleiben. Etwas anders verhält es sich da mit "Coin Locker Girl", denn plötzlich steht eine Frau im Mittelpunkt der
Gangstergeschichte! "Wie einfach, warum ist man darauf nicht schon früher gekommen?", könnte man fragen, schließlich kann sich das Resultat sehen lassen und
gibt einer ausgeleierten Geschichte den nötigen Schwung, um wieder begeistern zu können. Gründe, diesen Thriller zu sehen, gibt es viele. Zum einen zwei
großartige Darstellerinnen, die es vermögen, der Geschichte einen gewissen Feinschliff zu verleihen und die Atmosphäre vor Dichte beinahe übersprudeln lassen,
und zum anderen eine fantastische Kinematografie, die beinahe jedes Bild wie ein düsteres Gemälde aussehen lässt.
Die erste Szene gibt uns bereits einen Blick in die Zukunft und zeigt Il-yeong am Boden liegend, anscheinend verletzt, und über ihr die Person mit einem blutigen
Messer stehend, die jeder nur "Mom" nennt. Die Chemie, die bereits in jener Szene zwischen den beiden Frauen herrscht, sollte einen kleinen Vorgeschmack liefern
können, wo der Film seine Stärken beweist. "Coin Locker Girl" ist ein düsteres Gangster-Drama, in dem "die eigene Tochter" alles Wohlwollen der Mutter verliert
und von dieser verstoßen wird. Im Gangster-Milieu heißt das natürlich, dass man von üblen Gestalten mit großen Messern gejagt wird. Ganz so einfach ist es dann
aber doch nicht, denn eigentlich will die Mutter ihr Kind nicht umbringen. Die Dinge entwickeln sich aber, wie sie sich letztlich entwickeln müssen und ein
Strudel aus Gewalt zieht alles bis an den Grund des Verderbens hinunter.
Sicherlich wird man Parallelen zu "Hwayi - A Monster Boy" erkennen können, doch noch viel augenscheinlicher sind die
zu "A Bittersweet Life". Auch wenn "Coin Locker Girl" niemals dessen Klasse erreichen kann, spielt das Zwischenmenschliche
hier eine genauso große Rolle und funktioniert dank der Darsteller auch hervorragend. Ebenso weiß die Kinematografie auf gleiche Weise zu überzeugen. Die Farben
sind manchmal recht grell, schließlich spielt der Film in China Town (so auch der Originaltitel), aber dennoch ist alles in einem düsteren Ton gehalten,
der den Neo-Noir Charakter des Werks sehr gut betont. Regisseur Han Jun-hee, der das Drehbuch zu "The Gifted Hands"
geschrieben hat, geht in seinem Debütwerk mit einer Sicherheit vor, dass es nur beeindrucken kann. Die Bilder, die er abliefert, sind über jeden Zweifel
erhaben.
Das wahre Ass, das der Regisseur im Ärmel hat, ist allerdings Kim Hye-soo ("The Face Reader", "The
Thieves"). Als Bösewicht hat sie vielleicht sogar eine menschliche Seite - zumindest irgendwo hinter ihrer kühlen Aura -, aber die meiste Zeit ist
sie extrem kaltblütig. Kim kommt mit einer fragwürdigen Haartracht daher, die sich wohl nur ein großartiger Darsteller leisten kann (siehe Choi Min-sik...),
und hat um die Hüften einige Kilos zu viel, auch wenn die verwendeten Polster in der Kleidung nicht ganz überzeugen können. Ebenso irritiert ein Yoda-Zitat
von Mom... Kim Go-eun ("A Muse", "Monster") spielt die Protagonistin und das ziemlich gelungen. Ihre besten
Szenen hat sie aber mit Kim Hye-soo, was beweist, dass diese Kim Go-euns Niveau noch einmal anheben kann. Das ist sicherlich eine gute Schauspielerfahrung für
sie. Faszinierend ist weiterhin die Mutter-Tochter-Chemie, die zwischen Respekt, Liebe und Hass wandelt, obwohl Hass als Begriff dem nicht gerecht wird,
was Il-yeong antreibt.
Ein Problem ergibt sich zweifellos mit einer Frau im Mittelpunkt. Es ist schwieriger, diese gegen ganze Heerscharen von Gangstern antreten zu lassen, ohne dass es vollkommen lächerlich wirkt, sollte sie überleben (selbst männliche Kollegen, die perfekt im Nahkampf ausgebildet sind, wandeln da zumeist auf sehr dünnem Eis). Die Lösung ist denkbar simpel, wenn auch mutig: Es gibt keine Action-Szenen! Das ist natürlich nicht ganz richtig, aber Il-yeong bleibt ein schwaches Mädchen im Zweikampf, obwohl sie letztlich alles andere als schwach ist! Dennoch gibt es einige sehr gewalttätige Szenen mit Messern, die niemals an der düsteren Natur dieses Thrillers zweifeln lassen. Einzig das Finale ist dann vielleicht doch etwas zu antiklimaktisch. Aber nur so kann der Film funktionieren. Er arbeitet sich an dem Drama zwischen den beiden Hauptpersonen ab und kann daneben noch ein paar schöne Nebencharaktere vorstellen. Ob mit oder ohne Schießereien bzw. Messerkämpfen, "Coin Locker Girl" ist ein waschechter düsterer Gangster-Thriller ohne Gnade und mit einigen Überraschungen, wie man ihn aus Korea nicht mehr erwartet hätte!