Story: Bob James (Ha Jung-woo) und seine Schwester wurden als Kind nach Amerika adoptiert. Dort sucht Bob in einer Fernsehsendung nach seiner leiblichen Mutter. Bang (Sung Dong-il) ist ein Skisprung-Coach und weiß, dass Bob in Amerika recht erfolgreich in dem Sport war. Der Coach hat den Auftrag bekommen, ein Skisprung-Team zusammenzustellen, damit Koreas Aussichten auf Erfolg bei der nächsten Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele besser aussehen. Bob lässt sich dazu überreden mitzumachen, nachdem Bang ihn nachdenklich gemacht hat, dass seine Mutter sich vielleicht nicht bei ihm meldet, weil er im Gegensatz zu vielen anderen Koreanern, die ins Ausland adoptiert wurden und zurückkehren, nichts Besonderes im Leben erreicht hat. Der Coach sucht noch weitere Skispringer und findet diese in dem Nachtclub-Kellner Heung-cheol (Kim Dong-wook), Jae-bok (Choi Jae-hwan), der unter seinem strengen Vater leidet, und Chil-goo (Kim Ji-suk) sowie seinem autistischen Bruder Bong-goo (Lee Jae-eung), die bei ihrer armen und senilen Großmutter leben. Die Gruppe ist komplett außer Form und die Trainingsbedingungen sind in dem Land, in dem man vom Skispringen noch kaum etwas gehört hat, äußerst schlecht. Des Weiteren geraten Bob und Heung-cheol immer wieder aneinander. Während Bob endlich seine Mutter findet, sich dieser aber nicht zu erkennen gibt, muss sich die Mannschaft langsam auf ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen vorbereiten.
Kritik: Das koreanische Kino hat schon Erfahrung im Genre der Sportfilme sammeln können. Skispringen ist jetzt aber nicht wirklich eine Sportart, die man mit der Halbinsel in Verbindung bringen würde. Und das genau ist der Grund, warum sich Kim Yong-hwa daran gemacht hat, ein wahres Ereignis - die Teilnahme eines kleinen koreanischen Teams an den Olympischen Spielen 1998 - als Aufhänger für einen Unterhaltungsfilm heranzuziehen, um letztlich die Unterstützung für den Sport im Heimatland zu steigern. "Take Off" war der zweiterfolgreichste Film des Jahres und der Grund dafür ist eine gute technische Umsetzung sowie einige mit Drama durchsetzte Nebengeschichten, die uns für die Charaktere vereinnahmen sollen. Das mag bei den meisten Zuschauern auch gut funktionieren, aber dem einen oder anderem wird auffallen, dass sich der Regisseur doch sehr eng an das hält, was zweifellos gut bei einem breiten Publikum ankommen wird. Einschließlich einiger tränenbeladener Momente.
Man kann allerdings nicht sagen, dass Kim Yong-hwa davor zurückscheuen würde, Probleme seines Landes mit in die Nebengeschichten einfließen zu lassen. Dort gibt es Rassismus (der Blick der Zuschauer im Studio, als Bob den schwarzen Ehemann seiner Schwester zeigt, spricht Bände), Töchter, die für Schneeballfirmen arbeiten und dabei ihre Väter ausnehmen, Väter, die ihre erwachsenen Söhne schlagen, weil sie nicht den Lebensweg nehmen, der ihnen vorgefertigt wurde usw. Für humoristischen Ausgleich sorgen dann noch ein paar Kredithaie sowie die Probleme der Koreaner, Englisch zu sprechen. Letzteres geht als Kritik aber nach hinten los, da Darsteller Ha Jung-woo zwar eine recht annehmbare Aussprache des Englischen haben mag, aber mit seinen verschluckten Silben und falscher Intonation einfach unmöglich als Amerikaner durchgehen kann. An anderer Stelle hören wir auch einen deutschen Sprecher, der augenscheinlich die Sprache auch erst vor Kurzem gelernt hat. Bei all den Ausgaben für die Sets und CGI-Effekte fragt man sich bei sowas immer, warum es so schwer ist, ein wenig mehr für einen Muttersprachler auszugeben bzw. Ha nochmal nachsynchronisieren zu lassen.
Sehen wir uns die diversen Nebengeschichten an, wird schnell klar, dass der Film unweigerlich überladen wirken muss. Das Problem zeigt sich schon bei der Einleitung, die sich unwahrscheinlich lange hinzieht. Später bekommt jeder der Charaktere auch noch seine eigene kleine Hintergrundgeschichte, aber oft genug wird dadurch der natürlich Fluss der Hauptgeschichte gestört. Die ganzen Nebengeschichten sind aber notwendig, damit beim Finale auch genug Personen vor dem Fernseher sitzen können, die die Helden bei ihrem Olympia-Auftritt anfeuern. Das mag dann auch tatsächlich funktionieren, aber mit 137 Minuten (bzw. 147 bei der Director's Cut Version) ist der Streifen einfach viel zu lang, was sich besonders am Anfang und zum Teil auch noch in der Mitte bemerkbar macht. Zum Ende hin bedient sich der Regisseur einiger technischer Tricks, um das Geschehen etwas spannender zu gestalten. Zu Beginn gibt es aber genügend Momente, die man ohne Weiteres hätte rausschneiden können.
Bobs Suche nach seiner Mutter stellt den dramatischen Dreh- und Angelpunkt dar. Und die Entwicklungen sind hier sehr vorhersehbar. Am Ende mag man dann zwar verwundert über das Verhalten der Mutter sein, aber das ist immerhin etwas erfrischend anderes. Ansonsten gibt es noch eine Liebesgeschichte, die nie wirklich den Boden im Gesamtwerk gewinnt, der nötig gewesen wäre, damit man sich für sie interessieren kann. Regisseur Kim Yong-hwa weiß aber die Bilder passend einzufangen, weshalb er später auch "Along With the Gods: Two Worlds" (ebenfalls mit Ha Jung-woo) auf die Leinwand bringen durfte. Sein Budget mag hier zwar noch nicht ganz so groß ausgefallen sein, aber das Ski-Springen ist vor einem großen Publikum und auf gigantischen Sprungschancen eingefangen worden, wobei dezent eingesetzte CGI-Effekte die Absprünge noch etwas actionlastiger werden lassen. Dementsprechend ist das Finale erstaunlich mitnehmend, auch für jene, die sich nicht für den Sport interessieren.
Ein paar unglückliche Momente gibt es allerdings beim Humor. Sung Dong-il ("The Chase") muss vor allem zu Beginn zu stark den komödiantischen Part spielen, was nicht immer gut funktioniert. Der Humor trifft manchmal ins Schwarze, an anderer Stelle läuft er dann wieder ins Leere, auch oft genug beim autistischen Skispringer, der einfach nur schwachsinnig wirkt. Sowohl beim Humor als auch beim Drama hätte man einen Gang zurückschalten sollen. Die dramatischen Szenen lassen niemals einen Zweifel daran, dass man hier einen koreanischen Sportfilm vor sich hat. Insgesamt ist "Take Off" damit genau der Film, der er sein will: ein Unterhaltungsstreifen, der auch als Drama ein wenig anspruchsvolles Publikum zufriedenstellen wird. Natürlich ist da irgendwo auch noch ein Sportfilm versteckt, aber wer ein runderes Ergebnis sucht, der sollte sich stattdessen "Forever the Moment" oder "Marathon" ansehen. Fans von Dramen mit gleichzeitig leichtfüßigem Ton werden hier aber sicherlich auf ihre Kosten kommen können.