Story: Sai Gau (Zhang Jin) ist ein Hong Kong Cop, der bei seinem letzten Fall eine ganze Gangsterbande alleine hochgenommen hat. Dabei ist jedoch einer der Gangster ums Leben gekommen, als Sai diesen aus dem Fenster geworfen hat. Unglücklicherweise ist dieser auf einem Streifenwagen gelandet und hat einen Polizisten getötet. Sai Gau kommt für sein Vorgehen für sechs Monate ins Gefängnis, aber als er entlassen wird, ist er noch rücksichtsloser bei der Strafverfolgung. Sein neuester Fall dreht sich um Gui-cheng (Shawn Yue), der Teil eines Goldschmuggel-Rings ist. Gui-cheng soll eigentlich in den Rängen aufsteigen, wird allerdings von seinem Boss verraten und entkommt nur mit seinem Leben, weil er stets auf alles vorbereitet ist. Auch der Polizei entkommt er. Er stellt seinen Boss zur Rede, aber da taucht Sai Gau erneut auf und kann den Gangster-Boss in Gewahrsam nehmen. Gui-chengs eigentlicher Plan ist es, seinen Boss Hilfe holen zu lassen, denn dann kann er den geheimen Aufenthaltsort des eigentlichen Manns hinter den Kulissen ausfindig machen und mit diesem direkt verhandeln. Sai Gau versucht derweil, den Gefangenen dazu zu bringen, Gui-cheng zu verraten. Alleine kann der Polizist aber nicht den Fall lösen und so versucht er seinen Partner A-de (Wu Yue), der gerade gekündigt hat, doch noch zu involvieren. Eine tödliche Jagd beginnt, bei der Gui-cheng keine Skrupel kennt...
Kritik: Ein harter, schmutziger, düsterer Actionstreifen aus Hong Kong. Dazu noch ein Antiheld und man hat alles, was man für einen zufriedenstellenden Filmabend braucht. Ganz so einfach ist es mit "The Brink" allerdings nicht. Der Streifen bietet einige sehr interessante Actionszenen, einiges an Kreativität, aber im Kern mangelt es dem Actionthriller an einer überzeugenden Story und vor allem gut ausgearbeiteten Charakteren. Der Held der Geschichte bleibt genauso farblos wie der Bösewicht, was es unmöglich macht, sich emotional an die Geschehnisse im Film zu binden. Das liegt auch daran, dass die beiden Charaktere zwar einen Gegenpol zueinander bilden, sich im Grunde aber in ihrer Unnachgiebigkeit ziemlich gleich sind. Daraus hätte etwas Interessantes werden können, Grauzeichnungen sind schließlich früher einmal die Stärke von HK-Produktionen gewesen, aber hier ist das Vorgehen der Protagonisten manchmal sogar überhaupt nicht nachvollziehbar. Damit stellt sich im Laufe des Films durchaus Frust ein.
Originell ist der Film in seiner Bildgebung durchaus. Die düsteren gelb-braunen Bilder zeichnen eine korrupte Welt, in der nur Geld bzw. Gold wichtig ist. Auf der anderen Seite scheint dieser Farbfokus auch vertraut. Und das sollte nicht verwundern, da Regisseur Jonathan Li Tsz-chun bereits bei etlichen Filmen Assistenz-Regisseur war, u.a. eben für Cheang Pou-Soi und bei dessem "Dog Bite Dog". Dieser Einfluss (Cheang war hier auch Produzent) mag gefallen, aber einige der Schnitte wirken doch etwas unglücklich, fast schon amateurhaft. Das steht dann selbstverständlich im krassen Gegensatz zu den Bemühungen, einen besonders stylishen Film auf die Beine zu stellen. Unglücklicherweise zieht sich der nicht sehr gelungene Schnitt auch durch die Actionsequenzen. Es gibt einige Kämpfe, die besonders dadurch das Adrenalin hochtreiben, dass Macheten und Messer eingesetzt werden, aber der Action ist nicht immer perfekt zu folgen. Das ist besonders schade, da man als Darsteller nicht einfach irgendwen verpflichtet hat, sondern jemanden, der etwas von Kampfkunst versteht.
Zhang Jin ("Master Z: The Ip Man Legacy") darf durchaus unter Beweis stellen, dass er ein hervorragender Kämpfer ist, aber er wird nicht im besten Licht eingefangen, was die Action etwas enttäuschend macht. Kein Problem, da Kampfkunst hier auch gar nicht im Vordergrund stehen soll, sondern unnachgiebige Action. Aber diese funktionert nur manchmal - an anderen Stellen dann eben wieder überhaupt nicht. Als Beispiel sei die Auseinandersetzung auf einem Parkplatz genannt. Hier stimmt das Tempo und es passieren gleich mehrere Dinge parallel. Dann gibt es jedoch eine Unterwasserszene, die für den technischen Aufwand gelobt werden muss, was das Tempo angeht, aber eher ermüdend ist. Solcherlei qualitative Schwankungen gibt es an einigen Stellen. Das Finale, dazu später mehr, kann zwar entschädigen, aber insgesamt weiß der Film weder Zhang Jin noch Wu Yue ("Paradox") gewinnbringend einzusetzen. Stattdessen ergeht sich der Film in ein paar Nebengeschichten, die den Charakteren mehr Farbe verleihen sollen, aber auch das schlägt fehl.
So hat Shawn Yues ("Mad World") Charakter eine Frau an seiner Seite, die Gefühle für ihn hat, und der Polizist muss sich um eine Adoptivtochter kümmern, die schwanger ist. Diese Nebengeschichten können die Protagonisten aber nicht plastischer machen, weil die Charaktere auf die Frauen mit derselben Gleichmut reagieren wie auf alles andere um sie herum, was nicht mit ihrem Nemesis zu tun hat. Natürlich bedeutet das, dass diese Nebengeschichten dann eher wie ein Störfaktor wirken, die das Tempo unnötig nach unten drücken. Auch anderweitig sollte man sich nicht zu sehr an die Geschichte klammern, denn diese ist voll von Logiklöchern. Auf technischer Ebene stört dann außerdem noch eine eigenartige Musikuntermalung. Das alles sorgt dafür, dass "The Brink" aus der Masse der HK-Thriller heraussticht, aber nicht immer auf positive Weise. Es hätte sowohl beim Drehbuch als auch bei der technischen Umsetzung noch des Feinschliffs bedurft.
Das Finale ist jedoch etwas ganz Besonderes. In einem großen Sturm auf See treffen die beiden Gegner aufeinander und das Schaukeln des Schiffs und das peitschende Meer lassen die Naturgewalten als einen weiteren Kämpfer im Finale antreten. Das CGI-Wasser ist dabei sehr gut gelungen und wird durch klassische Effekte ergänzt, was der Szene eine außerordentliche Dynamik verleiht. Der Aufwand, der bei diesem Finale betrieben wurde, ist beeindruckend und auch wenn einen der ganze Rest des Films wenig interessiert, hier sitzt man vollkommen in den Sitz gedrückt vor dem Bildschirm. Es ist daher schade, dass "The Brink" nicht im Gesamten ein guter Film genannt werden kann. Eindimensionale Charaktere, ein uninteressantes Drehbuch und technisch unterdurchschnittliche (Schnitt) bis herausragende (Finale) Leistungen machen "The Brink" zu einem ungewöhnlichen Mix, den man leider nicht uneinangeschränkt empfehlen kann.