Story: Eun-ah (Kim Seon-ah) führt ein glückliches Familienleben mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter, bis eines Tages der Serienmörder
Jae-wook (On Joo-wan) in ihr Haus eindringt. Eun-ah verliert ihre Familie und überlebt selbst nur ganz knapp, ist seit dem Tag jedoch an den Rollstuhl
gefesselt. Sie hat ihren Lebenswillen komplett verloren und hält einzig durch, indem sie sich ihren Rachegedanken hingibt. Dann kommt ihr eine Idee.
Da sie eine seltene Blutgruppe hat, will sie ihre Organe verzweifelten Menschen spenden, die ihr im Gegenzug dabei helfen sollen, den Serienmörder zu finden.
Über ihren früheren Arzt Cheol-min (Jeong In-gi), der für seine Tochter einen Spender sucht, findet sie einen Technik-Experten (Sin Jeong-geun), eine
Ermittlerin (Lee Cheong-ah) und einen Mann fürs Grobe (Ma Dong-seok), die nach einiger Überzeugungsarbeit und aus Verzweiflung bereit sind zu helfen.
Zunächst ziehen nicht alle am gleichen Strang, mit der Zeit erweist sich das Team allerdings als überaus fähig. Nur leider unterschätzen sie auch Jae-wook,
der bald vom Gejagten zum Jäger wird...
Kritik: Es ist schon eine Weile her, dass man aus Südkorea einen überzeugenden Rachethriller zu sehen bekommen hat. Originalität wird man
zwar auch bei "The Five" vermissen, aber der Film macht doch immerhin mehr richtig, als man es von seinen Konkurrenten heutzutage gewohnt ist. Das mag
vielleicht auch daran liegen, dass er sich hinsichtlich seiner Atmosphäre auf manchmal subtile Weise und dann auch wieder relativ offensichtlich bei den
Juwelen des Genres bedient. Irgendwie kreiert das ein vertrautes Gefühl und schafft es, dass man sich an die "guten alten Zeiten" erinnert fühlt, als das
koreanische Kino seine Blütezeit hatte und nicht lediglich international modernisierte und solide aussehende Genrefüller auf den Bildschirm gebracht hat.
Und dafür ist man tatsächlich sogar dankbar.
Keine Frage, nicht nur die Bildkomposition erinnert oft an Park Chan-wooks Rachetrilogie und speziell an "Sympathy
for Lady Vengeance", sondern auch die Musik scheint sich oft vor dem Film zu verbeugen. Aber auch "Princess Aurora"
wird zitiert. Regisseur Jeong Yeon-sik hat die Geschichte ursprünglich als Webcomic herausgebracht, um diese dann als sein Regiedebüt auf die Leinwand zu bringen.
Der Plot selbst ist eine typische Rachegeschichte, die lediglich den kleinen originellen Aufhänger mitbringt, dass die helfenden Hände durch einen
Organhandel gekauft werden. Davon abgesehen fehlt es dem Bösewicht an Tiefe, dafür ist er aber... schön böse. Eun-ahs Schicksal wird mit genügend Härte
erzählt, dass man ihre Trauer und Wut sofort mitfühlen kann und den Bösewicht am liebsten auf einer Folterbank leiden sehen möchte.
Allerdings ist "The Five" auch voll von riesigen Logiklöchern. Das fängt damit an, dass Zeit und Raum mit unterschiedlich schneller Geschwindigkeit
überbrückt wird. So wie es gerade für die Geschichte passt. Manchmal scheint es sogar, dass sich der Bösewicht teleportieren kann! Daneben gibt es etliche
Zufälle, die Eun-ah manchmal in die Hände spielen und sie an anderer Stelle in Gefahr bringen. Mit all dem rechnet man aber bei einem Thriller mittlerweile
schon. Die Ansprüche sind über die Jahre gesunken. Dennoch wirkt es lächerlich, wenn Eun-ah immer wieder meint, dass sie von Anfang an ihren Rachefeldzug
alleine in die Tat hätte umsetzen müssen und die Gruppe auflösen will. Eun-ah sitzt im Rollstuhl und obwohl sie unzählige Male hilflos am Boden liegt,
scheint sie zu glauben, dass sie unbesiegbar ist.
Sie ist aber nicht nur etwas größenwahnsinnig, sondern anscheinend sogar Zauberin. Im Finale hat sie Fallen vorbereitet - die Domino-Spielereien am
Anfang haben bereits ganz offensichtlich darauf vorbereitet -, die sie nur hätte aufstellen können, wenn sie laufen könnte! Mal ganz davon abgesehen, dass
sie überhaupt keine Zeit für Vorbereitungen hatte. Aber das ist schnell vergessen, da das Ende befriedigend ist und die düstere und blutige Atmosphäre stimmt.
Richtig brutal ist "The Five" nie, aber es wird genügend angedeutet, dass zartbesaiteten Gemütern durchaus schlecht werden könnte. Und wenn die Wendungen auch
offensichtlich sein mögen, so erfüllen sie dennoch sehr gekonnt ihren Zweck und kreieren Spannung. Mit seinen über zwei Stunden Laufzeit hat der Thriller
niemals unnötig Luft.
Trotz schön düsterer Atmosphäre und hohem Spannungsgehalt hätte der Thriller aber nicht so gut funktioniert, wenn nicht Kim Seon-ah ("She is on Duty", "My Name is Kim Sam-soon") ihrem Charakter die nötige Tragik und Verzweiflung verleihen würde. Der heimliche Held der Geschichte wird aber von Ma Dong-seok (immer wieder in Nebenrollen zu sehen, so z.B. in "Rough Play") porträtiert, der eine natürliche und eigenartige Coolness ausstrahlt, dass man sich von seinem lediglich angedeuteten Eheleben sofort emotional gefangen genommen fühlt. Zwei nette Charaktere können also trotz erheblicher Logiklöcher den Film auf ein angenehmes Unterhaltungsniveau bringen. Mit seiner düsteren Farbgebung und packenden Atmosphäre macht "The Five" außerdem für Thriller-Fans schlichtweg alles richtig.