Story: Hee-bong (Byun Hee-bong) hat einen kleinen Imbissladen in einem Park am Han-Fluss. Sein Sohn Gang-du
(Song Kang-ho) ist kein Intelligenzbolzen und ist überdies die meiste Zeit am Schlafen. Doch Gang-du hat sein Herz am
rechten Fleck und kümmert sich mit viel Liebe um seine 13-jährige Tochter Hyun-seo (Ko Ah-sung).
Eines schönen Sommertages im Park hilft Gang-du wie so oft seinem Vater im Laden aus, als die Parkbesucher ein
merkwürdiges Wesen im Fluss beobachten. Zu ihrem Pech scheint dieses Mutantenwesen hungrig zu sein und
springt plötzlich an Land, um Beute zu machen und die Parkbesucher in Angst und Schrecken zu versetzen. In der
Panik verliert Gang-du seine Tochter aus den Augen und diese wird schließlich eines der Opfer des Wesens...
Der Han-Fluss wird vom Militär komplett abgesperrt und jeder, der sich in der Nähe des Wesens befand, wird unter Quarantäne
gestellt.
Bei den Trauerfeiern für Hyun-seo nehmen auch der Rebell und arbeitslose Universitätsabsolvent Nam-il (Park Hae-il),
der Bruder von Gang-du, und seine Schwester, die Amateur-Bogenschützin Nam-ju (Bae Du-na), teil.
Das amerikanische Militär spricht mittlerweile davon, dass das Wesen einen merkwürdigen und tödlichen Virus überträgt,
was bedeuten würde, dass zumindest Gang-du infiziert ist. Doch als er einen Anruf von Hyun-seo bekommt und nun weiß, dass sie
irgendwo gefangen noch am Leben ist, flieht er mit seiner Familie vor dem Militär. Vereint machen sie sich auf die
Jagd nach dem Monster, um Hyun-seo zu retten...
Kritik: "The Host" hat mit seinem hohen Budget, tollen Spezialeffekten und seinem Look alles, was
dazu gehört, um auch im Ausland richtig die Kinokassen klingeln zu lassen und nicht nur in Korea für neue Rekorde
zu sorgen. Die Stärke des Films liegt aber nicht im Unterhaltungsfaktor rund um ein furchterregendes Monster, das
Jagd auf Menschen macht, sondern in den vielen kritischen Kommentaren über die Gesellschaft, die Politik und die
Umweltverschmutzung. Das Tolle daran ist, dass diese Kritik sehr unterschwellig eingearbeitet ist und nicht den
nervtötenden Ökobeigeschmack oder Möchtegern-Kritikfinger mancher Hollywood-Produktionen hat. "The Host" ist glaubwürdig,
bewegend, mitreißend, manchmal ungemein ironisch und an anderer Stelle schön gruselig.
Aber aufgepasst: Was auch immer man sich von dem Film erwartet, man wird auf jeden Fall etwas anderes vorfinden, denn
so etwas wie "The Host" hat man noch nicht gesehen.
Normalerweise ist man es von koreanischen Produktionen gewohnt, dass aufwendig animierte Wesen erst am Ende wirklich auf dem
Bildschirm zu sehen sind, da einfach das Geld fehlt, durchgehend Spezialeffekte einzuarbeiten. Nicht jedoch hier, denn
schon nach einer sehr kurzen Einleitung fällt uns das außergewöhnliche Monster an, sprintet durch den Park und frisst, was
ihm in den Weg läuft. Die Dynamik und die Action in dieser langen Szene sind absolut beeindruckend und man bekommt das
Gefühl, dass es sich bei dem Wesen fast schon um eine wütende Naturkatastrophe handelt.
Besonders auffällig ist, mit wie viel Liebe zum Detail das Monster animiert wurde und wie grandios es mit seiner
Umwelt agiert. Geschaffen wurde das Monster von den WETA-Studios, die für die "Herr der Ringe"-Trilogie ins Leben
gerufen wurden, und The Orphanage Company, die sich z.B. durch ihre Beiträge zu "Star Wars - Episode 1" auszeichnen.
Dementsprechend lebendig sieht das Wesen aus. Gerade weil es mit sehr viel Kreativität geschaffen wurde und eigentlich
kaum zu beschreiben ist, wirkt es umso glaubwürdiger, denn schließlich handelt es sich hier um einen zufällig
entstandenen Mutanten. Nur an wirklich wenigen Stellen wirkt das Monster nicht zu 100 Prozent überzeugend.
Doch der Film wird niemals mehr so unterhaltsam wie in der adrenalinhaltigen Eingangssequenz. Das ist aber auch gar nicht
sein Anliegen. Die meiste Zeit kämpft die Familie um Gang-du nämlich nicht mit der sich manchmal sehr tolpatschig
fortbewegenden Kreatur, sondern mit dem Militär, der Regierung und den Medien. Regisseur Bong Joon-ho zeigt das schon in
seiner Einleitung, in der ein amerikanischer Militärangestellter einem Untergeordneten befiehlt, etliche Liter
Formaldehyd in den Abfluss zu kippen, so dass das ganze Gift schließlich im Han-Fluss landet. Dabei handelt es sich um
ein Ereignis, das tatsächlich so stattgefunden hat, auch wenn dazu gesagt werden muss, dass dies nicht das einzige
Mal war, das giftige Chemikalien in dem Fluss entsorgt wurden. Bong macht aber klar, worum es ihm geht. Nämlich nicht
um das Monster, dieses frisst schließlich nur, um zu überleben und ist von daher weder gut noch böse, sondern einfach
nur ein Tier. Es geht um die Regierung, die machtlos zu sein scheint, gegen solche Umweltsünden vorzugehen, die zur Entstehung des
Monters geführt haben.
Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs von Bongs unterschwellig eingearbeiteter Kritik; es geht noch weiter.
Da wären z.B. die Amerikaner, die hier wirklich in keinem sonderlich tollen Licht dargestellt werden. Man mag dem Film
Anti-Amerikanismus vorwerfen, allerdings wäre das etwas überzeichnet, und um ganz ehrlich zu sein, macht es einem die
Bush-Regierung wirklich nicht leicht, keine gewissen Vorbehalte gegen Amerikas Außenpolitik zu haben. Im Film
will die amerikanische Regierung das Wesen mit einer Chemikalie namens Agent Yellow vernichten, das angeblich keinen
Schaden bei Menschen anrichtet und man muss sich natürlich unweigerlich an Agent Orange erinnert fühlen, das im
Vietnam-Krieg nicht nur die Amerikaner nachhaltig gesundheitlich geschädigt hat, sondern eben auch Zehntausende
im Krieg auf Amerikas Seite kämpfende Koreaner.
Des Weiteren gibt es Anspielungen auf SARS und besonders am Ende, wenn die Nachrichtensprecherin uns sagt, dass
Amerikaner keinerlei Bestätigung für... Nein, wir spoilern an dieser Stelle lieber nichts. Fakt ist jedoch, dass man
sich unweigerlich an Amerikas Irak-Krieg erinnert fühlt.
Schlussendlich lässt die koreanische Regierung unsere Protagonisten schließlich auf sich alleine gestellt. Hier erweist
sich "The Host" dann fast schon als ein "Familienfilm". Gang-du ist nicht der Hellste im Kopf und das soll der Familie
zum Teil schließlich auch irgendwann zum Verhängnis werden. Dennoch kann Darsteller Song Kang-ho ("The Foul King")
einen dreidimensionalen Charakter
abgeben, ebenso wie der Rest der Besetzung. Bae Da-nu ("Barking Dogs Never Bite")
als Nam-ju kommt oft etwas zu kurz, dafür kann Byun Hee-bong als Vater dann aber eine umso beeindruckendere Darstellung abgeben.
Wirklich umwerfend ist allerdings wie genial Bong Horror mit Drama, Action, Thrill und schwarzem Humor verbindet.
Es ist fast so, als ob er seinen gesamten Film mit einem bitterbösen Augenzwinkern erzählen würde, ohne dass er sich
dabei den Boden unter den Füßen wegzieht oder den dramatischen Gehalt seiner Szenen mindert. Das wird vor allem in der
Trauerszene für Hyun-seo offenbar. Als die Familie emotional zusammenbricht, betritt plötzlich jemand die Szene, der sich
über ein falsch geparktes Auto beschwert, die Fotografen knipsen den mitnehmenden Zusammenbruch der Familie im Akkord und
irgendwie wirkt das alles sehr absurd. Dennoch schafft es der Regisseur, dass wir gleichzeitig trauern, lachen und
verzweifeln müssen. Seit "Save the Green Planet" habe ich keinen so gut
funktionierenden Genre-Mix mehr gesehen.
Allerdings ist der Film nicht perfekt. An einige Stellen hat man das Gefühl, dass er etwas auf der Stelle tritt
oder nicht wirklich weiß, worauf er seinen Fokus richten soll. "The Host" ist eben ein Monster-Film, ohne einer zu sein.
Einige Auftritte der Kreatur können durchaus erschrecken, der bombastische Soundtrack erhöht die manchmal recht hohe
Spannung noch zusätzlich und dennoch gibt es ein paar Momente, in denen der Spannungsbogen einfach zu stark abfällt.
Das Ende erweist sich dann als recht genretypisch, doch man findet zum Glück noch die Kurve zum Außergewöhnlichen.
Des Weiteren kann man gut erkennen, dass es sich hier um keinen Hollywood-Popcorn Film handelt, weil eben
nicht jeder der Protagonisten bis zum Ende überlebt. Es ist die reine Verzweiflung, die die Familie gegen das
Monster ankämpfen lässt und so sollte man sich nicht darüber wundern, wenn sie dabei ziemlich planlos vorgeht.
Das Drehbuch bleibt dabei dann eben auch konsequent und lässt nicht jeden am Leben.
Wann kann man schon sagen, dass einem ein "Monster-Film" wegen seiner Story oder Botschaft nachhaltig in Erinnerung
bleiben konnte? "The Host" schafft aber genau das. Die Story ist großartig und bietet eine ähnliche Tiefe wie Bongs
voriges "Memories of Murder", wenn nicht sogar noch mehr. Als Film ist "The Host"
zwar eher etwas schwächer, aber das ändert nichts daran, dass er unterhaltsam ist und etwas Besonderes darstellt.
Mit seinem Sinn für schwarzen Humor, seiner mit Bedacht eingearbeiten Kritik, schönen Blockbuster-Spezialeffekten
und gut ausgearbeiteten Protagonisten, bietet Bong so viel mehr als nur Unterhaltung. Ein Meisterwerk, wie es nur das
manchmal recht experimentierfreudige Korea zustandebringen kann!