Story: Umbra (Hana Prinantina) leitet eine Einheit einer geheimen Assassinen-Vereinigung. Ihre Schülerin 13 (Aurora Ribero) leistet sich bei einem Auftrag allerdings einen Fehler, weshalb sie für's Erste abwarten soll und nicht auf den nächsten Auftrag mitgenommen wird. Untätig in ihrer Wohnung zu sitzen, macht 13 aber fast wahnsinnig, bis eine ihrer Nachbarinnen an einer Überdosis stirbt. Der kleine Monji (Ali Fikry) ist nun ohne seine Mutter, auch wenn er es bisher war, der sich immer um sie gekümmert hat. 13 freundet sich mit dem Jungen an und spendet ihm etwas Trost. Vor allem will sie ihn aber davon abhalten, einen dummen Fehler zu begehen und Rache zu nehmen. Tatsächlich geht die Überdosis nämlich auf Kosten eines Bandenführers, der so seine Spuren verwischen wollte. Jeki (Kristo Immanuel) wird in die Wohnung der toten Frau geschickt, um eventuelle weitere Hinweise oder Beweise gegen den Bandenführer sicherzustellen. Da 13 Monji nicht mehr finden kann, stellt sie Jeki zur Rede und zwingt ihn dazu, sie zu seinem Chef zu bringen. Jeki macht ihr klar, dass sie sich dabei auf ein größeres Spiel einlässt, als sie ahnt, da auch der Spitzenkandidat für das Amt des Gouverneurs involviert ist. Und die Polizei sei in Jakarta ohnehin korrupt. 13 interessiert das aber nicht, sie will einfach nur Monji retten. Dabei richtet sie einiges an Chaos an, was die Assassinengilde gar nicht gern sieht ...
Kritik: Wenn es um indonesisches Kino geht, kommt man nicht um Timo Tjahjanto herum. Sein letzter Film "The Big Four" beinhaltete für meinen Geschmack etwas zu viel Slapstick, obwohl er immer noch seine Momente brutaler Action hatte. "The Shadow Stray" - oder auf Deutsch "Codename 13" - ist aber wieder um einiges düsterer und erinnert somit mehr an "The Night Comes for Us". Zwar fehlt die Star-Power von Joe Taslim und Iko Uwais, dafür gibt es diesmal aber weibliche Actionhelden, die nicht einfach nur so aussehen wollen, sondern tatsächlich saubere Action abliefern können. Genau genommen sind Timo Tjahjantos Filme aber nie wirklich "sauber", sondern eben schmutzig und ohne Gnade. Jede Auseinandersetzung ist ein Kampf ums blanke Überleben und das spürt man. Gleichzeitig zeichnet sich die Action aber auch durch herausragende Choreographie und zuweilen innovative und dynamische Kameraarbeit aus. Das bedeutet aber nicht, dass hier alles unnötig verwackelt wäre. Der Regisseur weiß einfach, wie man Action einfangen muss und liefert hier eine Arbeit ab, die Actionfans begeistern wird. Schwächen sind demnach an anderer Stelle als der Action zu verorten.
Zum Beispiel bei der Geschichte. Wir bekommen den Archetypen eines Auftragskillers, der sich langsam Gedanken macht, was seine Bestimmung im Leben ist und ob es nicht etwas mehr als das Töten geben muss. Diesmal ist es nur eine Frau, die auf einen Selbstfindungstrip geht. Dabei kommt ihr ein Junge zu Hilfe, der für sie zum Objekt wird, auf das sie ihr Mitleid richten und sich somit vergewissern kann, dass sie noch ein Mensch ist. Wiederum mit vertauschten Rollen fühlt man sich an "Leon - Der Profi" erinnert. Nur leider lässt der Film der Beziehung zwischen 13 und Monji kaum Zeit, um zu wachsen. Dennoch wirkt es nicht unrealistisch, dass sich 13 wegen des Jungen schließlich mit einer ganzen Gangsterbande anlegt. Sie braucht einen neuen Lichtblick im Leben, sie will nicht mehr das Monster sein, das von einem Gemetzel zum nächsten geschickt wird. Sie will lieber selbst entscheiden, für was sie lebt - und tötet. Daneben gibt es noch ihre Beziehung zu Umbra, die ihre Ausbilderin ist und vielleicht sogar etwas mehr, sowas wie eine Mutter, die ihr nie Liebe gezeigt hat.
Ein weiterer interessanter Charakter ist Jeki, der immer wieder zwischen den Seiten hin- und herspringt, aber an sich kein schlechter Kerl zu sein scheint. Da fragt man sich, ob die anderen "schlechten" Kerle, die zwischendurch abgeschlachtet werden, nicht vielleicht auch etwas mehr als nur Bösartigkeit in ihrem Herzen besitzen. Doch um uns nicht allzu viel nachdenken zu lassen, gibt es genug Bösewichte, die schlicht widerlich, grausam und verabscheuungswürdig sind. Zwar wird sich durchaus der Klischeenschublade bedient, aber in Erinnerung können die meisten Widersacher interessanterweise trotzdem bleiben. Zudem wird die Welt durch sie noch ein Stück düsterer. Davon abgesehen gibt es aber auch einige Sets, die gut funktionieren und der Action einen tollen Rahmen geben. Hier sieht man eindeutig, wie sehr Timo Tjahjanto als Regisseur gewachsen ist und dass er sich auch mit mehr Selbstvertrauen bei anderen Filmen bedient, die ihn in seiner Laufbahn inspiriert haben. Da wäre die Einleitung, die an "Lady Snowblood" erinnert, oder die Schießerei während des Showdowns, die eine Hommage an John Woos "Hard Boiled" ist. Weitere Beispiele ließen sich ebenso noch finden.
Trotzdem hat "The Shadow Strays" seine eigene Identität. Zwischen den diversen Actionszenen beweist der Film zudem, dass er durchaus in der Lage ist, den Zuschauer für seine Protagonistin zu erwärmen. Die Darsteller können durch die Bank auch etwas mehr leisten, als man das wohl erwarten würde. Generell bekommt man hier das Gefühl, einen klassischen B-Movie vergangener Tage zu sehen, der sich immer wieder auf A-Qualität hocharbeitet. Das bedeutet, dass man trotz wenig Originalität einfach viel Spaß haben kann, ohne deshalb ein allzu schlechtes Gewissen haben zu müssen. Außerdem schön: Aurora Ribero ist ein überzeugender Actionheld, der zufälligerweise eine Frau ist - ohne irgendeine belehrende Agenda. Eben einfach wie in den 90ern und 2000ern als man noch daran gemessen wurde, was man wirklich auf dem Bildschirm abliefert. Ribero bringt sich körperlich absolut ein und die Action wird zuweilen dermaßen brutal, dass man es auch mit einem Augenzwinkern nehmen muss. Ansonsten könnte man es wohl auch nur schlecht ertragen. 13 ist oft wie ein Tier, das von der Leine genommen wird, und mit ihrer Brutalität kann sie einem absolut glaubwürdig verkaufen, dass sie auch gegen Männer, die doppelt so schwer sind wie sie, besteht.
Zur Hälfte des Films bekommen wir auch noch einen Einschub mit Umbra, sodass uns klar wird, dass sie später noch eine tragende Rolle spielen wird und man vielleicht auf einen Zweikampf zwischen ihr und 13 hoffen darf. So viel sei zumindest verraten: Nach der Schießerei des Finales gibt es noch einen weiteren Showdown bis es zum eigentlichen Finale kommt. Das alles ist ungemein befriedigend und wird tatsächlich nicht langweilig, weil der Regisseur durch Sets, Atmosphäre und vor allem Tempo Abwechslung in das Ganze bringen kann. Jede Auseinandersetzung hat einen anderen Rhythmus, bringt eine neue Waffe oder anderen Kampfstil ein, womit der Regisseur ein überaus hohes Verständnis von dem zeigt, was gute Action ausmacht. Man kann dem Film ankreiden, dass er mit seinen 145 Minuten doch ein wenig zu lang ist, aber er bleibt dennoch erstaunlich kurzweilig. Weiterhin wird die Brutalität manchmal so sehr auf die Spitze getrieben, dass es für den einen oder anderen zu viel sein mag. Wie bereits erwähnt, kann auch die Geschichte keine Innovationpunkte bekommen. Dafür ist die Action aber zu jeder Zeit überaus kreativ. Für Action-Fans gibt es also nichts zu überlegen: "The Shadow Strays" ist hervorragendes Genre-Kino.