Story: Park Seok-yeong (Hwang Jung-min) arbeitet beim Militär und wird vom koreanischen Geheimdienst NIS in den 90ern rekrutiert, als Spion zu arbeiten. Choi (Cho Jin-woong) leitet beim NIS eine Operation, die herausfinden soll, ob Nordkorea unter der Diktatur Kim Jong-ils wirklich Atomwaffen besitzt. Choi hatte vor Kurzem einen Physiker verhört, der in letzter Zeit auffällig häufig in Pjöngjang war. Dort soll es eine Kernanlage geben, in der Atomwaffen hergestellt werden. Für seinen Auftrag tritt Seok-yeong aus dem Militär aus, macht Schulden, fängt mit dem Trinken an und versucht sich als Geschäftsmann in China. Dort hofft er über jemanden, der nordkoreanische Waren verkauft, an Kontakte direkt in Nordkorea zu kommen. Als er schließlich beschattet wird, weiß er, dass er auf dem richtigen Weg ist. Schließlich wird er von dem hochrangigen Nordkoreaner Ri (Lee Sung-min) kontaktiert. Da sich Seok-yeong als Kapitalist ausgibt, der nur an Geld interessiert ist, ist es einfach für Ri, mit ihm umzugehen. Ri muss im Namen seines Landes selbst Geschäfte an Land ziehen, damit sein Heimatland nicht vollständig verhungert. Schließlich schlägt der südkoreanische Spion vor, eine Werbekampagne in Nordkorea zu starten. Für Nordkorea würde das viel Geld bedeuten, ohne etwas dafür hergeben zu müssen. Seok-yeong könnte so wiederum unbemerkt ins Land gelangen und die Kernanlage inspizieren. Allerdings kann Ri dies nicht alleine entscheiden und so bekommt Park Seok-yeong einen Termin bei Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il...
Kritik: Thriller, die sich um Spione drehen, kommen auch heute noch gut beim Publikum an, vorausgesetzt es gibt auch eine gute Portion Action. "The Spy Gone North" wendet sich aber von dieser Mode aktueller Thriller ab und ist weitaus politischer. Hier stehen die Gespräche im Vordergrund, was allerdings der Spannung keinen Abbruch tut. Denn ein falsches Wort könnte das Aus für den Spion bedeuten und Park befindet sich ständig in gefährlichen Situationen. Die über allem schwebende Gefahr lässt den Zuschauer somit, auch dank eines effektiven Soundtracks, immer am Bildschirm kleben. Die Geschichte ist komplex und basiert auf wahren Begebenheiten und einem realen Spion, vermag es jedoch auch westlichen Zuschauern ein gutes Bild von den politischen Geschehnissen im Land zu vermitteln, ohne den Flair einer Geschichtsdokumentation zu versprühen. Das ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Unglücklicherweise formuliert der Film aber an anderer Stelle doch wieder mehr aus, als nötig gewesen wäre.
Kritik kann aber vor allem an den Charakteren geübt werden. Diese sind nämlich lediglich Bauern in einem größeren Spiel. Das war natürlich auch Absicht, dennoch ist es ein wenig schwierig, Park auch als Menschen zu sehen. Wir fiebern zwar mit ihm, aber das ist selten der Fall, weil wir ihn unbedingt das Intrigenspiel überleben sehen wollen. Als Person bleibt er zu flach. Das mag sich zum Ende hin leicht zum Besseren wenden, spätestens als er sich selbst fragt, wofür er das eigentlich alles macht, aber es reicht nicht aus, dass wir emotional in sein Wohlergehen investieren. Hwang Jung-min ("The Wailing") scheint zunächst als Spion nicht die richtige Wahl für die Rolle gewesen zu sein, zumal er Park auf eine nicht unbedingt herausstechende Art spielt. Aber das erweist sich im Endeffekt als eine geniale Leistung Hwangs. Jemanden wie Park als Spion zu verdächtigen, ist nicht wirklich naheliegend, und genau so soll es sein. Und Hwang kann in einigen Szenen auch nuanciert schauspielern, sodass wir erkennen, was unter der Oberfläche in dem Spion vor sich geht.
Es ist aber das politische Tauziehen, das den Film so interessant und spannend macht. Die Medien werden nicht nur im Norden für die Propagandamaschinerie herangezogen. Und der koreanische Geheimdienst NIS besitzt die Macht, die Wahlen so zu beeinflussen, wie es ihm passt. Mit Kim Dae-jung hatte ein Politiker der Opposition das erste Mal die Chance die Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Da Kim eine Politik der friedlichen Annäherung mit dem Norden bevorzugte (später sollte er den Friedensnobelpreis bekommen), wurde er vom Geheimdienst als Kommunist abgestempelt, den man auf keinen Fall an der Macht haben durfte. Ein Schwarz-Weiß-Denken, wie es auch heute nicht unüblich ist. Wer allerdings ein wenig nachdenken kann, wird sich nicht darüber wundern, dass sich die Geheimdienste des Nordens und Südens treffen, um dies gemeinsam zu verhindern. Denn was brauchen sowohl die Machtinhaber im Norden als auch Süden? Ein Feindbild, das man dem Volk präsentieren kann, damit man selbst an der Macht bleibt.
Kein Wunder also, dass Park irgendwann nicht mehr weiß, für wen oder was er eigentlich kämpft. Wir sehen im Norden die unter Hunger leidende Bevölkerung und Tote, die sich in Wohnbezirken auf der Straße türmen, Kim Jong-il, der in einer ganz anderen Welt lebt, und einen südkoreanischen Geheimdienst, dem das Volk genauso egal ist und der nur an sein eigenes Wohlergehen denkt. Die Entwicklungen in der Geschichte sind mannigfaltig und halten über die trotz allem etwas zu lang geratenen 137 Minuten alles am Laufen. Das Spionage-Spiel wirkt dabei oft wie ein Kampf gegen Windmühlen und das einzige Gute, was dabei rauskommt, ist eine Annäherung beider Länder in Form eines Werbedeals, der Park eigentlich nur als Cover dient, um sich im Norden bewegen zu können. Doch dass gerade durch diesen gemeinsamen Deal etwas Gutes zustandekommt, das man nicht einfach für den Machtkampf hinter den Kulissen aufgeben darf, erkennt nicht nur Park, sondern auch Ri, gespielt von Lee Sung-min ("The Piper"), der dem Norden ein humanes Gesicht geben kann.
Regisseur Yoon Jong-bin ("Kundo") lässt die Neunziger in schönen Sets wieder zum Leben erwachen und vor allem die Szenen im Norden wirken sehr gut gelungen. Daneben zeichnet die Geschichte auch einen gewissen Zynismus aus. Die Ereignisse überschlagen sich nie unnötig, sodass die komplexe Story doch immer sehr schnell auf das Wesentliche heruntergebrochen werden kann und man sich nicht plötzlich verloren fühlt. Gegen Ende gibt es dann auch ein paar Emotionen. Hier hat "The Spy Gone North" aber damit zu kämpfen, dass er manches doch etwas zu sehr zelebriert. Weniger wäre mehr gewesen. Das beinhaltet auch das Ende, das eigentlich aus diversen möglichen Enden zusammengeschustert scheint. Schlussendlich ist dieser Thriller aber eine gelungene Rückkehr zu den Spionage-Filmen während des Kalten Kriegs. Trotz der genannten Mängel kann man "The Spy Gone North" für seinen Fokus auf die durchaus episch anmutende Geschichte und die kritische Aufarbeitung der politischen Geschehnisse im Land nur gratulieren und eine Empfehlung aussprechen.