Story: Yeong-hee (Kim Soo-mi) verliert ihren Ehemann und ist nun wie ihre beiden Freundinnen Jeong-sook (Nah Moon-hee) und Sin-ja (Kim Hye-ok)
ohne Verpflichtungen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlen sich die drei älteren Damen frei und sind nun in der Lage ihren Plan, Urlaub in Hawaii zu machen, in
die Tat umzusetzen. Seit acht Jahren sparen sie darauf und es fehlt ihnen nur noch ein kleiner Betrag dafür. Sie stehlen in Einkaufsläden und verkaufen die
Waren günstig auf der Straße, bis sie endlich das Geld für die Reise zusammen haben und ins Reisebüro gehen. Dort akzeptiert man keine Barzahlung, also gehen
die drei Damen in eine Bank, die just zu diesem Zeitpunkt ausgeraubt wird. Die Bank ist nicht bereit, die drei Frauen zu entschädigen, weshalb diese sich auf
die Suche nach einem der Räuber machen, dessen Tattoo sie gesehen haben. Sie finden den Räuber (Im Chang-jeong) schließlich, doch kann ihnen dieser auch nicht
helfen, da sein Partner mit dem Geld verschwunden ist. Da Jeong-sook schwer krank ist, beschließen die drei Frauen schnell an ihr Geld zu kommen, indem sie
ebenfalls eine Bank ausrauben...
Kritik: Es ist immer wieder ein freudiges Ereignis, wenn man durch Zufall über einen Film stolpert, der einen richtiggehend begeistern kann.
Zugegeben, eine gewisse Offenheit bezüglich des Themas Alter wird hier schon vorausgesetzt. Selten sieht man schließlich Filme, die sich mit dem Älterwerden
beschäftigen oder dieses sogar auf komödiantische Weise auf den Bildschirm bringen, ohne dass man dabei schlechten Slapstick vorgesetzt bekommt. "Twilight
Gangsters" ist aber nicht nur eine sehr schöne Komödie, sondern auch ein ansehnlicher Thriller, der irgendwo neben all dem Humor und letztlich auch
ein wenig Drama sogar das Älterwerden in der koreanischen Gesellschaft auf subtile Weise zeichnet und dabei dem aufmerksamen Zuschauer sogar ein paar
sozialkritische Botschaften mit auf den Weg gibt. Eine beachtliche Leistung.
Zuerst einmal sei angemerkt, dass ein Film, in dem drei Frauen über 65 versuchen eine Bank auszurauben, sicherlich für Stirnrunzeln sorgen wird. Auch ich
war gelinde gesagt skeptisch, vielleicht war das aber auch der Grund, warum diese Komödie mich besonders leicht überzeugen konnte. Doch selbst ganz
nüchtern betrachtet, schafft es Regisseur Kang Hyo-jin einen außergewöhnlichen Genremix abzuliefern. Die Komödie funktioniert zu jeder Zeit als solche,
ohne dass sich die älteren Damen dabei zum Affen machen müssen. Die Protagonistinnen versuchen auch nicht auf gestellte Weise cool zu wirken oder jemand
anders zu sein als sie sind. Und genau deshalb hat der Film auch Erfolg. Die Charaktere sind glaubwürdig gezeichnet, sodass uns zu jeder Zeit ein sehr
enges Band der Sympathie mit ihnen verbindet.
Sozialkritisch ist "Twilight Gangsters" wie gesagt ebenso. Die drei älteren Damen haben in ihrem Leben alles für ihre Ehe geopfert und entstammen noch einer
Generation, in der man aus pragmatischen Gründen geheiratet hat. Sie haben das Gefühl, als hätten sie ihr gesamtes Leben bisher für jemand anderen gelebt.
Außerdem sind ihre Ehemänner fremdgegangen oder haben sie anderweitig schlecht behandelt, sodass sie zwar nach deren Ableben Trauer verspüren, aber auch
das erste Mal in ihrem Leben ein Gefühl der Freiheit genießen können. Die enge Freundschaft, welche die drei verbindet, sprüht dabei nur so vor Leben
und Charme. Und ihre Freundschaft lässt sie auch zusammen durch dick und dünn gehen, als sie keine andere Möglichkeit mehr sehen, an das ihnen zustehende
Recht zu kommen. Denn zumindest einmal im Leben wollen die drei für das kämpfen, was ihnen zusteht.
Die drei Frauen sind dabei gut in ihren speziellen Charaktereigenschaften ausgearbeitet und die Darstellerinnen leisten Großartiges. Kim Hye-ok
("My Dear Enemy") ist die jüngste der drei und die ängstlichste. Ihren Charakter anfangs mit einer Spielzeugwaffe
üben zu sehen, ist durchaus witzig, aber sie ist nicht die komische Nebenrolle, schließlich wird sie im Laufe der Geschichte auch stärker. Kim Soo-mi
("Marrying the Mafia 2") ist dagegen die Taffe in der Gruppe, die sich nichts gefallen lässt und sich als Running Gag
zu jung dafür fühlt, als dass man sie Omi nennen darf und sich darüber auch lautstark Luft verschafft. Am ehesten noch Anführer der Gruppe ist
Jeong-sook, gespielt von Nah Moon-hee ("Harmony"), die stets einen kühlen Kopf bewahrt und auch in Ausnahmesituationen noch einen
Plan zurechtschneidern kann. Sozusagen das kriminelle Supergehirn.
Der Plot ist an sich nichts Außergewöhnliches, eben einmal davon abgesehen, dass wir hier drei Omis haben, die eine Bank ausrauben wollen. Die Frauen haben aber nachvollziehbare Gründe und Träume, die sie noch verwirklichen wollen, sodass der Film sogar vielleicht eher ein Publikum anspricht, dass nur halb so alt ist wie seine Protagonistinnen. Ein weiterer Grund dafür ist das ausgezeichnete Tempo. Immer wenn man denkt, dass der Film sich eventuell gerade festfahren könnte, passiert noch etwas anderes und es geht spannend weiter. Besonders gut gelungen ist aber der Humor, der von seiner Situationskomik und den tollen Charakteren lebt. Selbst am Ende, als es unweigerlich etwas dramatischer werden muss, übertreibt es "Twilight Gangsters" nicht. Eine wirklich gute Komödie, die zudem noch ohne Romantik auskommt, gibt es selten aus Korea zu sehen, weshalb es für "Twilight Gangsters" einen Extrapunkt gibt und eine klare Empfehlung.