Story: Lee Na-mi (Chun Woo-hee) geht eines Abends mit Freunden aus und feiert so viel, dass sie völlig betrunken ihr Handy im Bus vergisst. Der junge Mann Jun-yeong (Im Si-wan) findet das Handy und als sich Na-mi am nächsten Morgen bei ihm meldet, erklärt er ihr mithilfe einer Frauenstimme, dass er den Bildschirm beschädigt hat und das Handy zu einem Reparaturservice gebracht hat. Die Reparatur sei bereits bezahlt, sie müsse nur noch die Formulare ausfüllen. Na-mi taucht in dem Reparatur-Laden auf, nicht ahnend, dass Jun-yeong selbst der Reparateur ist, der den Bildschirm austauscht und dank des Passworts, dass Na-mi ihm gegeben hat, Spyware installiert und ihr Handy klont. Fortan sieht er alles, was Na-mi auf ihrem Handy macht und hat ebenso Zugriff auf ihre Kamera. Zunächst sammelt er nur Informationen über die Frau, aber bald taucht er auch persönlich bei ihr auf und hat zufälligerweise die gleichen Hobbys wie sie...
Zur gleichen Zeit wird auf einem Berg eine Leiche gefunden. Detective Ji-man (Kim Hee-won) leitet die Ermittlungen und findet Hinweise, die seinen Sohn Jun-yeong belasten. Er hat vor Jahren den Kontakt zu ihm abgebrochen, dennoch glaubt er nicht, dass dieser zu einem Mord fähig ist. Er vermutet, dass sich Jun-yeong mit den falschen Leuten eingelassen hat und diese ihm den Mord in die Schuhe schieben wollen. Ji-man ermittelt daher im Geheimen und versucht seinen Sohn ausfindig zu machen, doch Jun-yeong ist dem Detective stets einen Schritt voraus.
Kritik: Als Thriller mag "Unlocked" vieles von dem liefern, was nette Abendunterhaltung ausmacht, aber dafür hätte man nicht das Smartphone als Dreh- und Angelpunkt nehmen müssen, zumal es gar nicht für irgendeine Kritik an der Gesellschaft herangezogen wird. Dementsprechend könnte man genauso gut einen beliebigen anderen Thriller über einen Killer, der jemanden stalkt, wählen - beispielsweise "Door Lock". Zu Beginn sehen wir in einer netten Montage, wofür wir heutzutage unser Smartphone verwenden (und in Korea noch für einige mehr Dinge), aber weder bekommen wir eine Geschichte, die sich tiefgehend mit den damit verbundenen Gefahren auseinandersetzt, sollte man uns diesen Schlüssel zu so vielen Türen im Leben wegnehmen, noch wird auf visueller Ebene das Smartphone im weiteren Verlauf ein weiteres Mal originell eingesetzt. Da leistet so manche moderne Romantikkomödie sogar mehr.
Schade ist vor allem, dass man hier so viele Klischees wie in jedem anderen mittelmäßigen Thriller bekommt. Das fängt bei den Charakteren an. Chun Woo-hee ("The Anchor") spielt eine junge Frau, die sich irgendwo zwischen clever und naiv bewegt. Eben gerade so, wie es das Drehbuch braucht. Manchmal fragt man sich sogar, warum Na-mi immer noch lebt. Augenscheinlich lässt sich der Killer gerne Zeit und möchte das Leben der Person zunächst vollkommen zerstören. Das wäre gar kein so uninteressantes Vorgehen, wenn Na-mis zusammenstürzendes Leben nicht so komprimiert eingefangen würde. Die Nebencharaktere wie ihr Vater, der immerhin für die Geschichte einen Zweck erfüllt, sind auch nicht sonderlich vereinnahmend geschrieben. Und Na-mis Freundin mag zwar sympathisch sein, aber für die Geschichte ist sie nicht relevant. Das waren aber noch nicht alle schwach geschriebenen Charaktere.
Denn natürlich gibt es noch den Killer. Wie bereits in "Emergency Declaration" übernimmt auch hier Im Si-wan die Rolle des Bösewichts. In ein paar Szenen darf er zwar so tun, als wäre er ein charismatischer, junger Mann mit den gleichen Interessen wie Na-mi, aber hauptsächlich ist er das Klischee des Killers, der weder eine echte Motivation für sein Handeln hat, außer dass es ihm Spaß macht, noch sich in sonst irgendeiner Weise von den Bösewichten eines typischen Thrillers absetzt. Dabei wäre hier Raum dafür gewesen, denn es gibt noch die Geschichte um den Detective, der sich von seinem Sohn losgesagt hat und nun ein schlechtes Gewissen hat, weil dieser ein Mörder geworden sein könnte. Die Hintergründe und der emotionale Ballast, den beide mit sich schleppen müssen, hätten den Film um ein Vielfaches vereinnahmender machen können. Aber von einem Twist abgesehen, mit dem sich der Streifen eigentlich keinen großen Gefallen getan hat, gibt es auch hier nichts Außergewöhnliches.
"Unlocked" hat überdies mit einigen Szenen zu kämpfen, die nicht funktionieren. Momente, die so dämlich geschrieben sind, dass man sich an den Kopf greifen will. Das beinhaltet, wie es zu einem Zerwürfnis zwischen zwei Freundinnen kommt, als auch die Detectives, die den Killer einfach gehen lassen, ohne seine Personalien zu überprüfen. Und das, nachdem sie ihm zuerst noch ihre Waffen ins Gesicht gehalten haben. Immerhin ist das Finale recht spannend und bietet ein paar emotional intensive Szenen - wenn man sich denn bis dahin überhaupt für die Charaktere ein wenig erwärmen konnte. Da fragt man sich, wie wohl der als Vorlage herhaltende Roman von Akira Teshigawara geschrieben ist, der 2018 in Form von "Stolen Identity" bereits von Japan verfilmt wurde. Alles, was "Unlocked" seine Identität gegeben hätte, nämlich der sozialkritische Aspekt, dass unser ganzes Leben in einem kleinen, rechteckigen Gerät steckt, das uns anfällig für unzählige Formen des Missbrauchs macht, ist in dem Thriller nicht vorzufinden.
Unglücklicherweise kann ich auch nicht raten, lieber das japanische Original zu sehen, da auch jener Streifen keine guten Kritiken bekommen hat. Als psychologischer Thriller verpasst es "Unlocked" in die Psyche auch nur irgendeiner Person einzudringen. Die Geschichte ist nach Bilderbuch gestrickt und geht keine Experimente ein. Alles wirkt sauber und ordentlich auf die Leinwand gebracht und Hauptdarstellerin Chun Woo-hee kann die meiste Zeit gut durch den Film führen. Es gibt aber einfach zu viele Schwächen im Drehbuch und abgenutzte Genreklischees, als dass man den Streifen problemlos empfehlen könnte. Sicherlich werden Fans von ordentlich gemachten Thrillern aus Südkorea nicht um den Streifen herumkommen, aber der eigentlich wunderbare Aufhänger hätte uns so viel mehr bieten können. Ein teilweise recht frustrierender Film.