Story: Cheon-yeong ist schon seit seiner Kindheit ein Sklave. Er wird an den 14. König der Joseon-Dynastie Seon-jo (Cha Seung-won) verkauft. Der König will derweil, dass sein Sohn Jeong-ryeo das Kämpfen lernt. Allerdings stellt er sich alles andere als geschickt an und dafür wird der kleine Cheon-yeong bestraft. Irgendwann reicht es Cheon-yeong, dass er stellvertretend alle Schläge abbekommt, und er bringt dem fast gleichaltrigen Jeong-ryeo das Kämpfen bei. Der kleine Sklavenjunge hat nämlich ein äußerst geschultes Auge und konnte sich so einiges von den Lehrmeistern abschauen. Jahre später ist Jeong-ryeo (Park Jeong-min) erwachsen und soll als künftiger Nachfolger des Königs die Beamtenprüfung ablegen. Er fällt jedoch immer wieder durch. Cheon-yeong (Gang Dong-won) bietet an, heimlich als Königssohn teilzunehmen und die Prüfung mit dem ersten Platz zu bestehen. Als Gegenleistung will er kein Sklave mehr sein. Der König willigt ein und Cheon-yeong erfüllt tatsächlich seinen Teil der Abmachung. Trotzdem lässt der König ihn nicht gehen. Daher beschließt der Sklave zu fliehen. Er wird aber schließlich wieder eingefangen. Kurz darauf greifen jedoch die Japaner an. Die Königsfamilie muss aus dem Palast fliehen und Cheon-yeong kann in dem Chaos ebenfalls entkommen. Der Palast brennt ab, nachdem die Sklaven sich an den restlichen Adligen gerächt haben und dabei kommt auch Jeong-ryeos Frau und Kind um. Später soll der Königssohn seinen früheren Freund dafür verantwortlich machen, aber zunächst wird das Land in einen sieben Jahre währenden Krieg gestürzt ...
Review: Es hat lange gedauert, bis ich mit historisch angehauchten Kostümfilmen aus Korea warm werden konnte. Man hat bei ihnen manchmal das Gefühl, es handele sich um Kopien von Wuxia-Filmen ohne ... Wuxia. Vielleicht war ich auch einfach nicht das richtige Publikum für diese Filme, aber mittlerweile - und genau genommen schon seit einigen Jahren - hat sich in dem Genre so einiges getan und es gibt immer wieder (sehr) gute Vertreter des Genres. "Uprising" fällt in diese Kategorie und verbindet ein paar historische Eckpfeiler mit einer moralischen Geschichte um Gleichheit sowie schöner Action, die auch vor abgetrennten Gliedmaßen nicht zurückschreckt. Das Endresultat kann sich, auch dank einer guten Besetzung, sehen lassen. Das sollte auch nicht völlig unerwartet kommen, schließlich hat Park Chan-wook ("Decision to Leave") den Film für Netflix produziert und auch an dem Drehbuch mitgeschrieben. Die Geschichte ist es auch, die den Film stets spannend bleiben lässt, wobei auch aus kritischer Perspektive bemängelt werden muss, dass sie manchmal überladen wirkt. Da im Zentrum aber stets die beiden ehemaligen Freunde stehen, hat man einen Anker, der einen im Geschehen hält.
Zu Beginn wird uns klar gemacht, dass König Seon-jo keinerlei Bemühungen und Zusammenkünfte duldet, bei denen die Gleichheit von Sklaven und Bürgern oder gar dem Adel propagiert wird. So hängen dann oft die Köpfe von Rebellen an Bannern in der Stadt. Ein Anblick, an den sich die Bewohner schon längst gewöhnt haben, sodass sie schlicht weiter ihrem Tagesgeschäft nachgehen. Weiter geht es also mit dem Königssohn Jeong-ryeo und dem Sklaven Cheon-yeong, zwischen denen sich eine Freundschaft entwickelt, die natürlich nicht sein darf. Dass diese auf eine Konfrontation hinarbeitet, steht nie außer Zweifel, allerdings vermutet man dabei eher den König als Einfluss oder den Druck der Gesellschaft, die eine wachsende Feindschaft zwischen den beiden unvermeidbar machen. Stattdessen ist das aber nur am Rande der Fall, es ist vielmehr ein Missverständnis das dazu führt. Dabei muss ganz ehrlich gesagt werden, dass dies einer der größten Schwachpunkte der Geschichte ist. Wie stark kann die Freundschaft schon sein, wenn eine (Falsch-)Information ausreicht, um jemanden zum Todesfeind zu erklären? Zugegeben ist das nichts ernsthaft Neues und selbst in der Literatur sozusagen der Aufhänger für Verrat und Blutfehden, aber es wirkt trotz allem etwas willkürlich.
Was den Keil zwischen die beiden ehemaligen Freunde treibt, ist aber auch die Invasion durch die Japaner. Hier bedient sich die Geschichte einiger Details, so schneiden die Invasoren ihren Feinden die Nasen ab und sammeln sie. Auch heute noch gibt es in Japan ein kontroverses Monument ("Mimizuka"), das den abgetrennten Nasen dieser Opfer (und denen vieler Chinesen) gewidmet ist. Es dürfte also kein Wunder sein, dass die Japaner hier nur als gnadenlose Schlächter gezeigt werden. Aber umso faszinierender ist aus diesem Grund, dass der japanische General Genshin daneben auch ein außerordentliches Charisma ausstrahlt und zumindest im Duell die Ehre eines Kriegers beweist. Jung Sung-Il ("Project Wolf Hunting") gebührt dafür Lob. Der siebenjährige Krieg gegen die japanischen Invasoren wird überdies vom Volk selbst geführt, während der Adel sich zurückgezogen hat. Sobald der Krieg vorbei ist, kommt er wieder aus seinen Löchern hervor und will genau dort weitermachen, wo er aufgehört hat, und das Volk weiter unterdrücken. Cha Seung-Won ("Night in Paradise") geht in seiner Rolle als König und weiterer Bösewicht auf und zeigt einmal mehr, wie sehr ein Film davon profitiert, wenn auch die kleineren Rollen von guten Darstellern besetzt sind.
Im Mittelpunkt stehen natürlich aber Gang Dong-won ("Peninsula") als herausragender Schwertkämpfer und Park Jeong-min ("Miracle: Letters to the President") als Mann, der sich zum rachsüchtigen Königssohn wandelt, dem nur noch wichtig ist, seinen ehemaligen Freund zu töten. Es versteht sich von selbst, dass dies einiges an Drama nach sich zieht. Glücklicherweise trägt man hier nicht zu dick auf, andererseits hat man aber auch den Eindruck, als hätte die Beziehung noch ein wenig nähergehen können. Wem eine solche Geschichte nicht unvertraut ist, der wird sich auch denken können, wie das alles ausgeht. Innovation wird man hier also nicht erwarten dürfen, aber die Geschichte funktioniert. Es muss jedoch kritisiert werden, dass mit den Entwicklungen am Königshof und der Einheit der Japaner, die später noch eine Rolle spielt, irgendwann schließlich ein Punkt erreicht wird, an dem die Geschichte etwas zu viel möchte. Weniger wäre hier mehr gewesen. Immerhin bekommen wir auf diese Weise aber ein ziemlich gelungenes Finale, in dem ganz im Sinne eines "The Good, the Bad and the Ugly" (bzw. "Zwei glorreiche Halunken") die drei Todfeinde gegeneinander antreten. Es schadet auch nicht, dass in den Schwertkämpfen wirklich saubere Arbeit geleistet wurde.
Die Action lässt in den meisten koreanischen Historienfilmen zu wünschen übrig, weil einfach irgendwie das Schwert geschwungen wird. In "Uprising" bekommen wir jedoch eine tolle Choreografie, die realistisch bleibt, dafür aber dank großartiger Energie heraussticht. Hauptdarsteller Gang Dong-won verdient hier besondere Anerkennung. Ebenfalls positiv überraschend ist das Ausmaß an Gewalt. Gliedmaße werden immer wieder abgetrennt, aber ungemein blutig fällt der Film dann doch nicht aus. Sets und Kostüme sind hervorragend und Regisseur Kim Sang-man ("Midnight FM") beweist eine sichere Hand und kann sowohl die Action dynamisch einfangen, als auch den ruhigeren, aber trotzdem aufgeladenen Momenten am Hof die nötige Spannung geben. Letztlich kann man mit "Uprising" eine wirklich gute Zeit haben, da der Film keine Längen aufweist, gute Action liefert und eine Geschichte hat, die mitnehmen kann, auch wenn sie etwas überladen ist. Die Besetzung bringt sich ebenfalls voll ein. Da verschmerzt man es auch gerne, dass der Film mit seiner Geschichte um Freundschaft im Kern nichts wirklich Neues liefert.