Story: Young Gun (Yeong Geon) hat große Schulden bei seiner Chefin Sa-jang (Ha Eun-jeong) und muss als Privatdetektiv daher selbst die
kleinsten Fälle annehmen. Eines Tages taucht bei ihm das Mädchen Song-hyeon (Choi Song-hyeon) auf und möchte, dass Young jemanden für sie tötet, da sie
um ihr eigenes Leben fürchtet. Young ist zwar verzweifelt, aber dennoch würde er niemals einen Mord begehen. Nachdem das Mädchen wieder geht, wird sie von
Unbekannten entführt und in einem Autounfall getötet. Young beschließt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft er das totgeglaubte
Mädchen wieder, die sich überdies nicht an ihn erinnern kann. Sie arbeitet für ein Museum und glaubt, dass der Mord an ihrem Vorgesetzten mit einem Artefakt
zusammenhängt, das verlorengegangen ist. Dieses Artefakt könnte auch erklären, warum Young Gun sie schon einmal gesehen hat. Denn angeblich soll der
Gegenstand Zeitreisen ermöglichen. Es war demnach die zukünftige Song-hyeon, die den Detektiv aufgesucht hat, und Young findet sogar heraus, dass sie nur drei
Tage haben, bis sie in die Vergangenheit reist und stirbt. Doch die beiden haben in Taek-to (Bae Yong-geun) einen gefährlichen Gegenspieler.
Kritik: "Young Gun in the Time" ist eine Action-Komödie, die sich stark am Science Fiction und Neo Noir Genre bedient. Wie viel kann man von
so einem Film schon erwarten? Und dennoch hat der Streifen beinahe schon Kultstatus erlangt. Trotz des nicht gerade vielversprechenden (grammatikalisch
zumindest problematischen) Titels, wurde ich also neugierig und... kann den ganzen Hype nicht verstehen. Nein, das ist nicht ganz richtig. Was Regisseur Oh
Young-Doo hier mit gerade einmal 30.000 Dollar auf die Beine gestellt hat, ist in der Tat ziemlich beeindruckend, sodass es der Film beinahe mit den ganz großen
Produktionen Südkoreas aufnehmen kann. Beinahe... Denn wenn man auch die technischen Probleme, die zumeist recht gut kaschiert sind, weglässt, bleibt dennoch
ein Drehbuch, das ganz klar auch ohne mehr Budget besser hätte geschrieben werden können.
Man muss sich mit vielen Eigenheiten in dem Film anfreunden. Ein paar davon tragen dazu bei, dass die Action-Komödie etwas mehr Plastizität gewinnt. Da wäre
z.B. der Detektiv mit einer Schwäche für Hawaiihemden, seine Handprothese, die Platz für einige Gadgets lässt, oder der Sex-Shop Besitzer, der nebenher
Computerspezialist und Bastler ist. Genauso oft muss man sich aber am Kopf kratzen. Nicht selten ergibt sich ein peinliches Schweigen während der Dialoge
oder irgendjemand macht etwas, was überhaupt nicht passen mag (wie z.B. Sa-jangs plötzlicher Tanz). Außerdem tritt auch der Humor oft dann zutage, wenn
man gar nicht damit rechnet. Letztlich kann der Film auch manchmal recht brutal sein. Blutige Szenen bekommt man zwar nicht zu sehen, aber so ganz mögen
diese Szenen nicht mit dem Humor zusammenpassen.
Dennoch muss eingeräumt werden, dass der Film insgesamt ein kohärenteres Ganzes ergibt, als man für möglich halten würde. Das ist besonders deshalb verwunderlich,
weil auch rückblickend vieles nicht passen will. Doch hat der Film erst einmal sein Tempo gefunden, das dauert jedoch gut 20-30 Minuten, gibt es kaum
noch großartige Pausen. Die Actionszenen, die hauptsächlich aus Verfolgungsjagden und ein paar nicht sonderlich spektakulären, aber ansehnlichen Kämpfen
bestehen, besitzen eine erstaunlich hohe kinetische Energie. Hier kann Regisseur Oh besonders gut sein geringes Budget verschleiern. Anders sieht es da
manchmal bei der Technik aus. Die Kamera folgt dem Protagonisten in Zeitraffer oder dieser geht vor einem Greenscreen durch die Stadt. Solche Spielereien,
mit denen sich Oh augenscheinlich über seine mangelnden Mittel lustig machen wollte, stören und scheinen vor allem unnötig.
Denn Oh lässt seinen Film eben nicht nur in geschlossenen Räumen stattfinden, sondern hat viele Außenaufnahmen, die sehr überzeugend sind und dem Film eine
Größe verleihen, die man nicht von ihm erwarten würde. Anders als bei den Innenaufnahmen ist hier auch die Beleuchtung nicht zu dunkel geraten. Yeong Geon,
der bereits Mini-/Komparsenrollen in "My Way" und "Secret Reunion" hatte, ist nicht gerade der
typische Schönling, aber genau deswegen kann man sich sehr schnell mit ihm identifizieren. Choi Song-hyeon ("Midnight FM") ist
mindestens ebenso eigenartig wie der Rest und genau hier zeigt sich auch eine der Stärken von "Young Gun in the Time". Die Charaktere sind allesamt
etwas exzentrisch oder richtiggehend abgedreht, sodass der Film trotz manchmal erstaunlich düsterer Momente, die an einen Neo Noir-Streifen erinnern, insgesamt
bunt und unterhaltsam bleibt.
Keine Nachsicht gibt es jedoch beim Drehbuch. Dass es sich um eine Zeitreisegeschichte handelt, spielt eigentlich bis zum letzten Drittel kaum eine Rolle. Dann ergeben sich jedoch Szenen, die die fundamentalsten Zeitreiseparadoxa kreieren. Im Grunde kann man deshalb sagen, dass der Film am Ende überhaupt keinen Sinn mehr ergibt. Zumindest, wenn man nochmal darüber nachdenkt, was eigentlich alles passiert ist. Schaltet man das Gehirn aus, wirkt dagegen alles recht rund und selbst ein Hinweis auf eine Fortsetzung wird gegeben. Mit seinem 5.000 Dollar teuren "Invasion of Alien Bikini" hat Regisseur Oh beim Yubari International Fantastic Film Festival ein Preisgeld von 25.000 Dollar gewonnen, darauf hat er nochmal 5.000 Dollar gelegt und einen Film auf die Beine gestellt, der fast hundert Mal so teuer aussieht. Das magere Drehbuch und ein paar Eigenheiten, die schlichtweg zu amateurhaft wirken, stechen daher aber nur umso stärker heraus. Man darf sich aber auf den Tag freuen, an dem Oh tatsächlich ein richtig großes Budget bekommt.