Hellbound - Season 2

Story: Einige Jahre sind vergangen, seitdem auf der Welt plötzlich ätherische Gesichter aus dem Nichts auftauchten, die den Tod einer Person und ihren Gang in die Hölle mit genauem Datum vorhersagten. Dämonen haben die Todgeweihten dann in die Hölle mitgenommen. Diese Entwicklungen haben neue "Religionen" ins Leben gerufen. Die Sekte "New Truth" hat Richtlinien, nach denen es zu leben gilt, doch die "Arrowhead"-Vereinigung glaubt, dass sie bei den "Demonstrationen" - der Moment, wenn die Sünder in die Hölle geholt werden - von ihren eigenen Sünden gereinigt werden können. Neben diesen beiden fanatischen Gruppen gibt es noch die "Sodo"-Vereinigung. Innerhalb dieser gibt es Streit zwischen den einzelnen ethischen Auslegungsmöglichkeiten der Geschehnisse. Mitglied dieser Vereinigung ist auch Min Hye-jin (Kim Hyun-joo), die früher Anwältin war und nun das Kind beschützt, das vor Jahren eine Demonstration überlebt hat. Als dann Jung-ja (Kim Shin-rok) aus der Hölle zurückkommt, versucht "New Truth" sie so schnell wie möglich in ihre Finger zu bekommen, um durch ihren Mund neue Glaubenssätze in die Welt zu tragen. Derweil ist die Regierung unter der Leitung von Lee Su-kyung (Moon So-ri) darum bemüht, wieder Ordnung in das gesellschaftliche Leben zu bringen. Das wird ihr nicht wirklich dadurch erleichtert, dass bald auch der ehemalige Sektenführer Jeong Jin-soo (Kim Sung-cheol) wiederbelebt wird, der ebenfalls Jahre in der Hölle verbracht hat und nun unter einem Trauma leidet. Die Welt scheint am Abgrund zu stehen und jeder auf seine eigene Art zu versuchen, damit zurechtzukommen ...

Kritik: "Hellbound" war eine dieser Serien, die man an sich losgelöst von etwaigen Fortsetzungen anschauen konnte. Zwar endete die erste Staffel durchaus mit einigen Fragezeichen und genau genommen auch mit einem Cliffhanger, allerdings war klar, worum es in der Serie eigentlich ging: Veränderungen in der Welt, die jenseits unserer Macht liegen und für die es keine Erklärungen gibt. Was ist für die Menschheit in solch einem Fall also naheliegend? Richtig, die Gründung einer oder gar mehrerer Religionen. Eigentlich handelt es sich um Sekten, aber sind wir ehrlich: Wenn sich nur genug Menschen zur neuen Glaubensrichtung bekennen, wird daraus irgendwann eine akzeptierte Religion. In einer zunehmend komplexer werdenden Welt bietet der Glaube etwas, das sich nicht mit dem Abwägen von nachvollziehbaren Argumenten sowohl der einen als auch der anderen Seite auseinandersetzen muss. Hier stehen dann tatsächlich das Gefühl und die Emotionen im Vordergrund. Die zweite Staffel von "Hellbound" setzt genau da an und führt die religiöse Ausrichtung um einiges weiter, als man das vielleicht vermutet hätte.

Auf der positiven Seite bedeutet das, dass sich die Serie noch etwas philosophischer präsentiert und interessante Fragen aufwirft. Negativ fällt dagegen ins Gewicht, dass die Charaktere blasser als im Vorgänger sind und lediglich Zahnräder in der Geschichte darstellen. Das führt unweigerlich dazu, dass wir uns nicht für den Ausgang der Geschichte interessieren: Die Welt bleibt uns egal. An wenigen Stellen gibt es ein paar Momente, in denen durchscheint, dass es auch anders hätte sein können. Da ist zum Beispiel der Vater, dessen Tochter schwerkrank geworden ist. Diese interessiert sich nur noch für die Sekten, bis sie schließlich im Sterben liegt, während der Vater nur hilflos zusehen kann. Warum wir nicht mehr dieser zwischenmenschlichen Momente bekommen, ist eigenartig, zumal mit der ehemaligen Anwältin, welche das Kind aus der ersten Staffel beschützt, durchaus mehr Gelegenheiten vorhanden gewesen wären. Stattdessen bekommen wir unzählige Charaktere an den Kopf geworfen, auch wenn Moon So-ri ("Forever the Moment") eine klare Bereicherung für die Serie ist. Sie tänzelt auf einem schmalen Grat, der es dem Zuschauer schwierig macht, einzuschätzen, ob sie eher zu den Guten oder Bösen gehört.

In "Hellbound" verbergen sich auch ein paar sehr interessante philosophische und politische Botschaften. So will die Regierung eine der beiden Sekten schwächen und die andere stärken, um Stabilität im Land zu schaffen. Das könnte man von der Religion natürlich auch auf die politische Ausrichtung von links und rechts übertragen. Sollte eine Seite zu radikal werden, muss die andere Seite gestärkt werden, damit das Boot nicht auf eine Seite kippt. Das geschieht meist ganz natürlich in einer Demokratie, es macht aber auch die Verschwörungstheorie schmackhaft, dass es da eine Schattenregierung gibt, die "Männer" im Hintergrund, nur eben hier eine Frau. Man sollte also damit zurechtkommen können, dass es viele Dialoge gibt, in denen Weltanschauungen und Ideologien betrachtet werden. Zum einen hätte man hier etwas tiefer gehen dürfen, zum anderen kann das aber auch ermüdend werden. Besonders da die Individuen Wärme vermissen lassen und meist nur für eine bestimmte Idee stehen. Im Falle des wiederauferstandenen Sektenführers Jeong Jin-soo gibt es da aber noch eine nette Wendung.

Zuerst muss diesbezüglich aber angemerkt werden, dass Yoo Ah-in, der in der ersten Staffel den charismatischen, aber auch rätselhaften Sektenführer gespielt hat, die Rolle nicht weiterführt, weil er für ein Jahr wegen Drogenkonsums im Gefängnis sitzt. In Korea ist sowas eben eine große Sache und so einen "Skandal" möchte man auch nicht mit seiner Produktion in Verbindung gebracht sehen. Kim Sung-cheol ("Troll Factory") schlüpft deshalb nun in die Rolle und es ist sofort offensichtlich, dass es sich nicht um die gleiche Person bzw. eigentlich Rolle handelt. Das stört aber tatsächlich weniger, als man vermuten würde. Denn Jin-soo ist aus der Hölle zurückgekommen und leidet an einem Trauma, was ihn wesentlich emotionaler, sprunghafter und auch aggressiver macht. Es passt also irgendwie. Wie bereits erwähnt, springt die Geschichte aber zu sehr zwischen den einzelnen Parteien hin und her. Wir können zu niemandem ein emotionales Band aufbauen und so nehmen wir lediglich mit dem Kopf auf, dass über allem ein hoffnungsloser Nebel des Weltuntergangs schwebt. Spannungstechnisch kann die Serie zudem kaum Action bieten und als diese gegen Ende dann doch verstärkt zu finden ist, wirkt es etwas künstlich.

Bereits die erste Staffel hat mit seinen gerade einmal sechs Folgen etwas kurz gewirkt. Diesmal ist es fast noch schlimmer. Etliche neue Fragen werden aufgeworfen, speziell gegen Ende, aber kaum eine der alten wirklich beantwortet. Es gibt noch so viel, das einer Erklärung bedarf und erneut hat "Hellbound" einen Cliffhanger geliefert, der aber wiederum auch einfach nur ein mögliches Ende darstellen könnte. Die Spezialeffekte der Monster sind diesmal um einiges besser als in der ersten Staffel und generell wirkt alles etwas epischer, die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind greifbarer. Schade also, dass die Geschichte an der Oberfläche bleibt und wir die einzelnen Gedanken in zu vielen Dialogen schlicht erklärt bekommen. Ja, die vielen offenen Fragen und der Cliffhanger verlangen nach einer Fortsetzung - gleichzeitig kann man die zweite Staffel aber auch schlicht als den Weg in eine postapokalyptische Welt sehen. Es gibt gute Ideen, mich hat nur stetig das Gefühl beschlichen, dass dies zum "Lost"-Problem führen könnte - die schönen Ideen werden nicht ansatzweise sinnvoll zusammengebracht und am Schluss bleibt nur Enttäuschung. Als Fortsetzung der ersten Staffel bleibt die zweite aber immerhin interessant.

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