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12.12: The Day - Filmposter
Original Title:
Seo-ul-eui bom

South Korea 2023

Genre:
Politics, Drama

Director:
Kim Seong-su

Cast:
Hwang Jung-min
Jung Woo-sung
Lee Sung-min
Park Hae-joon
Kim Sung-kyun
Kim Eui-sung
Jung Dong-hwan


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12.12: The Day

12.12: The Day - Film Screenshot 1

Story: Es ist das Jahr 1979 und der koreanische Präsident Park Chung-hee wurde umgebracht. Politisch herrscht großes Chaos hinter den Kulissen. Der Kommandeur des Sicherheitskommandos Chun Doo-hwan (Hwang Jeong-min) wird damit beauftragt, den Mord am Präsidenten aufzuklären und mögliche Hintermänner ausfindig zu machen. Derweil wird Lee Tae-sin (Jung Woo-sung) gegen seinen Willen zum Kommandeur für die Sicherheit Seouls befördert. Bald soll seine Position von großer Wichtigkeit sein, denn Chun plant einen Coup. Chun nimmt den Armeestabschef fest, weil dieser in den Mord des Präsidenten involviert gewesen sein soll. Er holt dafür jedoch nicht die Einwilligung des neuen Präsidenten im Amt ein. Innerhalb der Armee gibt es zudem viele, die Teil der militärischen Geheimgesellschaft Hanahoe sind, welche Chun Doo-hwan selbst gegründet hat. Zunächst zweifeln die Mitglieder dieser Gesellschaft, ob ein Coup eine gute Idee ist, aber nachdem sie schon zu stark involviert sind und der Plan zu weit fortgeschritten ist, lassen sie sich von Chun mobilisieren und so versuchen Teile des Militärs die Hauptstadt unter Kontrolle zu bringen. Lee Tae-sin versucht daher mit aller Macht, das Militär zum Schutz Seouls zu mobilisieren, das nicht von Hanahoe unterwandert ist. Schließlich kommt es auf den Straßen der Stadt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und ein Bürgerkrieg droht...

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12.12: The Day - Film Screenshot 4

Review: Es ist kein Zufall, dass sich in den koreanischen Kinos mehr und mehr Filme finden lassen, die sich um Präsident Chun Doo-hwan drehen. Es bedarf geschichtlich eines gewissen Abstands, um sich mit dunklen Kapiteln innerhalb eines Landes auseinandersetzen zu können. So gab es bisher vor allem Werke, die sich filmisch mit Park Chung-hee, seiner Militärdiktatur und Ermordung beschäftigt haben, beispielsweise vor wenigen Jahren "The Man Standing Next". Parks Nachfolger Chun Doo-hwan wurden ebenfalls schon einige Thriller-Dramen gewidmet, allerdings wurde sich darin hauptsächlich mit den Gräueltaten unter dem Regime im Land beschäftigt (z.B. in "1987: When the Day Comes" oder "National Security"). Diesmal bekommen wir aber die Umstände, die zum Militärputsch durch Chun Doo-hwan geführt haben, in überraschenden Details zu sehen, auch wenn sich hier und da natürlich die eine oder andere künstlerische Freiheit genommen wurde. Herausgekommen ist dabei ein spannender Thriller, dem es jedoch an Bezugspersonen mangelt, welche die Geschichte auch auf emotionaler Ebene funktionieren lassen würden. Andererseits darf man auch dankbar dafür sein, dass nicht auf billige Art Tränen aus der kollektiven Narbe Koreas herausgepresst wurden.

12.12: The Day - Film Screenshot 5

Kein Zweifel, "12.12: The Day" wird für Koreaner einen anderen Stellenwert haben als für internationale Zuschauer. Dies lässt sich vor allem an den letzten Bildern des Epilogs ausmachen, die in die Realität überleiten und nicht darauf abzielen, es Geschichtsunwissenden leicht zu machen, das Ausmaß der Konsequenzen dieser Machtergreifung zu erfassen. Als Film, der unweigerlich auch den Aufbau eines gewissen Unterhaltungswerts im Interesse hat, wartet "12.12: The Day" mit einem hohen Tempo und schnellen Schnitten auf, wobei auch der Soundtrack auf unaufdringliche Weise die Geschehnisse voranpeitscht. Da es sich um eine wahre Geschichte handelt, wirkt das, was auf dem Spiel steht, natürlich um einiges größer, und Regisseur Kim Seong-su gelingt es zudem, jede Minute spannend zu halten, obwohl die meisten Zuschauer wissen werden, wie am Ende alles ausgeht. Dafür nutzt Kim auch das Chaos der Ereignisse, die sich entfalten, und die Dringlichkeit für Chun, dass der Coup gelingt, will er nicht am Strick landen. Darüber hinaus ist das Kräftemessen zwischen Chun und Lee Tae-sin, denen unterschiedliche Teile des Militärs treu ergeben sind, die Basis für die niemals nachlassende Spannung.

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Für die anderen Involvierten, Chun und Lee sind natürlich außen vor gelassen, ist es auch kaum abzuschätzen, auf wessen Seite sie stehen sollen. Denn die Verliererseite wird unweigerlich als Verräter abgestempelt werden und ein grausames Ende finden. Je nachdem, wie sich die Machtverhältnisse also gerade verschieben, wechselt auch der eine oder andere die Seite. Das kann manchmal auch groteske Züge annehmen, die fast schon zum Lachen wären, wenn das Thema nicht so ernst wäre. So wird ein Trupp hin- und hergeschickt, wenn mal zum Angriff geblasen, dieser aber wieder abgesagt wird, nur damit der letzte Befehl dann wiederum rückgängig gemacht wird. Regisseur Kim schafft es damit aber gekonnt, das Unüberschaubare dieser Nacht einzufangen. Und dass sich der Großteil des Films innerhalb einer Nacht abspielt, verleiht ihm ebenso eine packende Atmosphäre, eine Atmosphäre, in die man auch dank der gelungenen Sets sofort hineingesogen wird. Die vielen Aufnahmen der Straßen, über die Panzer und Militärfahrzeuge fahren, machen zudem das Ausmaß der Ereignisse klar und so bedarf es keiner großen Schießereien, um zu verdeutlichen, was auf dem Spiel steht. Genau genommen sind die wenigen Actionszenen auch eher unwichtig und leisten keinen besonderen Beitrag zur Geschichte.

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Unglücklicherweise sind einige der Nebencharaktere ziemlich klischeehaft geraten, wie der Verteidigungsminister. Darüber hinaus gibt es auch den einen oder anderen Nebenplot, der fehl am Platz wirkt. Das beinhaltet vor allen Dingen die Geschichte um zwei Freunde, die sich auf unterschiedlichen Seiten wiederfinden. Das hätte vielleicht einen Mehrwert haben können, wenn zwischen Einleitung und Abschluss dieser Geschichte nicht gerade mal wenige Minuten liegen würden. Emotional kann uns das jedenfalls nicht abholen. Auch ansonsten ist die Stärke von "12.12: The Day" sicherlich nicht die Charakterausarbeitung. Regisseur Kim Seong-su arbeitet nach "Asura: The City of Madness" erneut mit Hwang Jeong-min und Jung Woo-sung zusammen. Letzterer passt mit seinem dezentem Schauspiel gut in die Rolle des Kommandeurs, hat aber auch ein paar etwas überzeugendere Szenen. Wie nicht anders zu erwarten, ist es aber Hwang, der allen die Schau stiehlt. Da Hwang einen so hohen Wiedererkennungswert hat, konnte ich mich keine Sekunde von seiner "Perücke" mit dem lichten Haar lösen, aber auch wenn das für mich bis zum Schluss eine große Ablenkung blieb, vermag es Hwang wie immer eine komplett andere Rolle als sonst abzuliefern und damit Chun glaubwürdig und auf untypische Art gefährlich darzustellen.

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Es ist also hauptsächlich Hwangs Schauspiel, das uns durch den Film trägt. Daneben hat man aber auch kaum Zeit, zu verschnaufen. Bei den ganzen Entwicklungen und dem Chaos dürfte es aber manchmal schwerfallen, immer einen Überblick hinsichtlich diverser Details zu bewahren. Speziell jene Personen, die nicht ganz mit den geschichtlichen Hintergründen vertraut sind - im Besonderen Parks Ermordung und Chuns folgende Regierungszeit -, dürften sich etwas zu sehr ins kalte Wasser geworfen fühlen. Jenen sei empfohlen, vielleicht zunächst anfangs genannte Filme zu sehen. "12.12: The Day" dreht sich um den Beginn einer schwierigen Zeit Koreas, die zwar auch durch wirtschaftlichen Aufschwung geprägt war, aber durch die Militärdiktatur viele Narben hinterlassen hat (siehe Studentenproteste und Gwangju-Massaker). Je mehr Geschichtswissen man hat, desto mehr wird man daher aus Kims Film auch emotional mitnehmen können. Wie erwähnt verzichtet der Regisseur nämlich ansonsten auf billiges Melodrama. Mit seinen über 140 Minuten Laufzeit mag der Film zwar etwas über das Nötige hinausschießen, aber dank stetig hohem Tempo kann man das verzeihen. Ein packender Polit-Thriller, der nur nicht bei jedem die gleiche Resonanz erfahren wird.

(Autor: Manfred Selzer)
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