Story: Detective Han (Jung Woo-sung) sorgt dafür, dass ein Zeuge letztlich doch keine Aussage gegen den Bürgermeister der Stadt Annam, Park
Seong-bae (Hwang Jeong-min), macht. Park will mit aller Macht einen Umbau und eine Erweiterung der Stadt in die Wege leiten, wofür er sich von Bauherren bestechen
lässt und anderweitig illegalen Geschäften nachgeht. Die im Sterben liegende Frau des Detectives ist Parks Halbschwester und so haben die beiden ein Bündnis,
das nun noch stärker werden soll, als Han seinen Job kündigt und offiziell für den Bürgermeister arbeiten will. Allerdings schaltet sich, nachdem Han
durch unglückliche Umstände einen Kollegen getötet hat, die Abteilung für interne Ermittlungen ein. Ermittler Kim Cha-in (Kwak Do-won) weiß so gut wie alles
über Han und dass er für den Bürgermeister die Drecksarbeit erledigt. Wenn Han nicht für ewig im Gefängnis sitzen will, muss er daher Park ein Geständnis
entlocken. Das ist aber gar nicht so einfach, da Han seinen Partner Seong-mo (Joo Ji-hoon) ebenfalls in Parks Mannschaft geholt hat und dieser nun immer mehr
seinen Platz einnimmt. Außerdem weiß Han nicht, für welche Seite er sich entscheiden soll, da es so aussieht, als würde er auf beiden Seiten schlechte Karten
in der Hand halten...
Kritik: Einige von uns mögen sich wahrscheinlich noch an das düstere Hong Kong-Kino der 80er und 90er erinnern. Das Schicksal meint es sehr
schlecht mit den Antihelden und wenn man denkt, schlimmer geht es nicht mehr, geht alles vor die Hunde. "Asura" ist ein südkoreanischer Krimi, der sich genau
an dieser Formel orientiert und zuweilen sogar noch düsterer daherkommt, als wir jene Streifen in Erinnerung haben. Moralisch gibt es hier nur verschiedene
Schwarztöne, Helden sucht man vergebens und dennoch hat man eine Bezugsperson, die als Antiheld gut funktioniert, wenn man sich denn mit so etwas
anfreunden kann. Wer nämlich in irgendeiner Form zumindest hellere Grautöne braucht, um emotional in einen Film involviert zu sein, ist hier an der falschen
Adresse. Und obwohl bei dem Mangel an Personen, denen man die Daumen drücken kann, einiges hätte schieflaufen können, bleibt der Film bis zum Ende
spannend.
Ehrlich gesagt, war ich etwas überrascht, dass ich mich an ein paar Stellen richtig unwohl gefühlt habe. Beinahe ist die dargestellte Welt, die in der fiktiven
Stadt Annam spielt, sogar zu nihilistisch und lebensfeindlich. Verrat gibt es alle paar Minuten, aber selbst das stimmt nicht, da für Verrat überhaupt erst einmal
Vertrauen vorherrschen muss. So etwas ist in Annam aber nicht zu finden. Hier dreht sich alles um Geld, Macht und Egoismus. Dass dieser mit einer gehörigen
Portion In-den-Hintern-Kriechen verbunden ist, dürfte klar sein. Und somit stellt "Asura" auch eine Karikatur der koreanischen Gesellschaft dar, die einem
Missstände im Land wie Korruption nicht langsam nahebringt, sondern mit dem Vorschlaghammer an den Kopf prügelt. Die Gefahr dabei ist natürlich, dass
der Film etwas zu übetrieben wirkt und zu einer Karikatur seiner selbst wird. Letztlich ist es dann eine gehörige Portion Zynismus, die dies gerade so
abwenden kann.
Diese Direktheit und der am Rand des Erträglichen angesiedelte Nihilismus sind es dann auch, die den Streifen von augenscheinlich ähnlichen Werken wie
"The King" oder "Master" absetzt. Jeong Woo-sung, ebenfalls in erstgenanntem Film oder
"Remember You" zu sehen, spielt einen Mann ohne Gewissen, der sich in der unglücklichen Lage befindet, Spielball zweier Parteien
zu werden. Wie der Protagonist Han schon zu Anfang sagt, wählt er schlichtweg die Partei, die auf der Gewinnerseite stehen wird. Leider hat Han diesmal
aber nur zu entscheiden, wie groß seine Niederlage sein wird. Spätestens als er von den Ermittlern zusammengeschlagen wird, besteht kein Zweifel, dass es hier
kein Gut und Böse gibt. Und Han wird trotz seiner starken moralischen Mängel unsere Bezugsperson, weil man schließlich einfach anfangen muss, mit ihm Mitleid
zu haben.
Hwang Jeong-min ("A Violent Prosecutor", "The Wailing") stellt den Bösewicht auf eine
Weise dar, dass einem von seiner Falscheit vor den Fotografen einfach schlechtwerden muss. Er spielt einen Politiker, der rücksichtsloser und grausamer ist als
jeder Gangster, den man sich vorstellen kann. Nur dauert es ein wenig, bis dies völlig sichtbar ist, da er durchaus auch überlegt vorgeht. Nachdem sich zum Finale
hin alles auf eine Spirale der Gewalt zubewegt, bekommt er aber durchaus karikative Züge. Dass der Bösewicht aber immer noch interessant und mehrschichtig
bleibt, ist Hwangs Schauspiel zu verdanken. Personen wie der Ermittler, gespielt von Kwak Do-won ("The Shameless") geben
der Geschichte noch weitere Nuancen des Bösen bzw. zumindest nicht Guten. Mehr Farbe bekommt der Film vor allem durch den von Joo Ji-hoon
("Confession") gespielten Protégé des Cops, der durch diesen eine Laufbahn als Gangster einschlägt.
Trotz seiner 133 Minuten Laufzeit gibt es in "Asura" keine Langeweile. Kleine Nebengeschichten werden gut in den Film eingeflochten und die im Sterben liegende Frau des Cops wird keinesfalls herangezogen, um Han doch noch so etwas wie ein Herz zu geben. Er wirkt aber so durchaus menschlicher. Regisseur Kim Seong-su ("The Flu", "Musa") versteht sein Handwerk und gibt seinem Film durch einiges an Kameragewackel in den schnelleren Szenen so etwas wie Authentizität. Außerdem sorgt die manchmal herausstechende Unpoliertheit der Bilder für eine Atmosphäre des Dreckigen und Brutalen. Die Action wirkt stets brutal und wird mit jeder voranschreitenden Minute auch blutiger. Eine Autoverfolgungsjagd stellt überdies den Wahnsinn dar, der in der Stadt Annam stets um sich greift, welcher dann wiederum in einem Finale kulmuliert, bei dem die Protagonisten durch Blutlachen kriechen. Dass man nicht damit rechnen sollte, jeden der Protagonisten bis zum Schluss überleben zu sehen, ist etwas, worüber bei diesem hervorragend düsteren Action-Krimi kein Zweifel bestehen sollte. Wegen seiner alles anderen als subtilen Düsterkeit ist der Film wohl aber vor allem Genre-Fans wärmstens ans Herz zu legen.