Story: 2009: Japan hatte sich im Zweiten Weltkrieg mit Amerika verbündet und musste deshalb das besetzte Korea nicht wieder in seine
Unabhängigkeit entlassen. Kaum ein Koreaner interessiert sich heutzutage noch für seine Wurzeln, stattdessen sieht man sich als Vereinigtes Japan. Nur eine
kleine Terrororganisation mit dem Namen Hureisenjin kämpft um die Unabhängigkeit des Landes. Masayuki Sakamoto (Jang Dong-gun) und Shojiro Saigo (Tôru Nakamura)
arbeiten für das JBI, das Japanese Bureau of Investigation, und Sakamoto hat ein besonderes Interesse daran, den Hureisenjin das Handwerk zu legen, da sein
Vater als korrupter Polizist für die Terroristen gearbeitet hat und er die Ehre seiner Familie wiederherstellen will. Schließlich findet der Ermittler
heraus, dass die Hureisenjin es offenbar auf ein Artefakt abgesehen haben, das die Inoue Foundation ausgestellt hat. Eine Verbindung zu einem älteren Fall
zeigt sich auf, bei dem die Terroristen ein anderes Artefakt der Inoue Foundation stehlen wollten. Als Sakamoto jedoch Fragen an die Foundation richtet, wird
er plötzlich Opfer eines Komplotts. Welche Ziele verfolgen die Hureisenjin wirklich und warum hat Sakamoto ständig die Vision einer Frau, die an Hye-Rin
(Seo Jin-ho), ein Mitglied der Terrororganisation, erinnert?
Kritik: Es gibt Filme, die will man irgendwie mögen, aber so wirklich geht es dann doch nicht. "2009: Lost Memories" ist so ein Fall.
Niemals einer guten Science Fiction Geschichte abgeneigt, waren die Erwartungen hoch, aber nicht zu hoch, schließlich steht Südkorea - tatsächlich handelt es
sich um eine Co-Produktion mit Japan und der Plot erfordert sogar, dass die Dialoge zu 80% auf Japanisch sind - nicht das gleiche Budget
wie Hollywood zur Verfügung. Doch gerade bezüglich seiner Geschichte tun sich einige Abgründe auf. Aber das ist nicht alles. Die Stärken dieses Actionfilms
liegen nicht weit entfernt von seinen Schwächen. Selten war die Redewendung "Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten" wahrer als in diesem Film.
Letztendlich ist hier ein unterhaltsamer Actionstreifen gelungen, keine Frage, aber uneingeschränkt empfehlen kann man ihn dennoch nicht. Die Gründe
dafür aufzulisten, wird wahrscheinlich den gesamten Rest dieser Kritik beanspruchen.
Zuerst zur Action. Die Eingangssequenz nimmt einen sofort für sich gefangen und bietet adrenalingeladene Feuergefechte, wie man sie aus den guten alten
80er und 90er Jahre-Streifen kennt, nur dass hier allem auch ein Science Fiction-Look anhaftet dank der coolen Ausrüstung des JBI. Die Umgebung wird von den
Kugeln ordentlich in Mitleidenschaft gezogen, Glas zersplittert und Terroristen sowie Polizisten fallen reihenweise um. "2009" zeigt auch ein realistisches
Maß an Gewalt, weswegen der Film insgesamt auch etwas düsterer wirkt. Aber selbst bei den gut umgesetzten Actionsequenzen, die ordentlich über den Film verteilt
und auch alle recht lang geworden sind, gibt es einiges zu beanstanden. Ab und an werden die Geschehnisse mit nur der Hälfte der Bilder pro Sekunde
eingefangen. Das irritiert. Schlimmer sind jedoch einige Actionfilm-Klischees, von denen man dachte, sie wären seit 20 Jahren ausgerottet.
Der Protagonist, mit dem nötigen Charisma von Jang Dong-gun ("My Way", "The Coast Guard") gespielt,
und sein Partner sind augenscheinlich völlig unverwundbar. Ohne nachzudenken, stürzen sie sich in etliche Kugelhagel und werden als einzige
nicht getroffen. Sakamoto braucht nur mal wütend zu schreien und schon mäht er mehr Gegner um als alle seine Mitstreiter zusammengerechnet. Ach ja, das
Schreien. Man könnte wohl ein gutes Trinkspiel daraus machen, so häufig ballert irgendjemand wild schreiend um sich - um meistens kurz danach selbst das
Zeitliche zu segnen. Der Body-Count lässt übrigens fast jeden alten Schwarzenegger-Film alt aussehen. Des Weiteren gibt es mitten in den Schießereien auch
einige sehr emotionale Momente, in denen Sakamoto mitten im Kreuzfeuer Tränen vergießen kann, ohne von einer einzigen Kugel getroffen zu werden. Ach
so, wir hatten ja schon, dass die Kugeln einen Bogen um ihn machen...
"2009" punktet mit einem hervorragenden Soundtrack von Lee Dong-jun, der auch mit seinen Beiträgen zu "Shiri" und später
"Taegukgi" bewiesen hat, dass er die richtige Adresse ist, wenn es um epische Soundtracks geht. Leider ist sich der Regisseur
sehr bewusst, dass der Soundtrack eine der Stärken des Films ist und benutzt diesen letztlich zu häufig und ausgeprägt, so dass einige Szenen sogar ins
lächerlich Emotionale abgleiten. Das ist aber vor allem auch dem Umstand zu verdanken, dass die Geschichte vollgestopft ist mit Dramaelementen. Dass in einem so
düster angehauchten Film wie "2009" etliche Leute sterben, verwundert nicht, aber aus dem Ableben fast jeder (semi-)wichtigen Person eine Szene wie aus
einer Dramaserie zu machen, ist völlig unnötig. Manchmal funktionieren diese Szenen, manchmal nicht, doch leider bleiben hauptsächlich letztere in
Erinnerung.
Zum Schluss zur Geschichte. Ich werde mich nicht mit dem Zeitreiseaspekt aufhalten. Kein anderes Thema verdient größere Vorsicht beim Umgang, um Logikfehler zu vermeiden - hier hat man nicht großartig nachgedacht. Dabei ist das Fundament eigentlich sehr interessant. Kein Wunder, basiert die Geschichte des Films doch auf einem Roman von Bok Geo-il, der sich jedoch per Klage aus dem Abspann hat streichen lassen, was eine ungefähre Vorstellung davon geben sollte, wie unbedacht hier Verrat, kaltblütige Killer als Bundesagenten, Freunde, die zu Feinden werden (etwas hoprig umgesetzt, funktioniert dieser Teil noch am besten) und eine angedeutete Liebesgeschichte mit einer alternativen Realität und Zeitreiseaspekt zusammengemischt wird. Es ist am Ende so, als würden sich einzelnen Flüssigkeiten nicht missen lassen und als verschiedene Schichten in einem Drink stehenbleiben. Die Action ist gut und auch andere Teile können Spaß machen, aber insgesamt ist "2009: Lost Memories" bei weitem nicht das, was er hätte werden können.