Story: Kei Nagai (Takeru Satoh) wird eines Tages überfahren, erwacht gleich darauf aber wieder zum Leben. Er ist einer der Ajin, Unsterbliche, die
seit einigen Jahren immer wieder in der Welt auftauchen. Die Regierung nimmt ihn offiziell in ein Schutzprogramm auf, tatsächlich werden an ihm jedoch grausame
Experimente durchgeführt. Die Regierungseinrichtung, die von Tosaki (Tetsuji Tamayama) geleitet wird, wird allerdings plötzlich angegriffen. Sato (Gou Ayano) und
sein Anhänger Tanaka (Yuu Shirota), ebenfalls Ajin, befreien Nagai. Dabei gehen sie äußerst rücksichtslos vor und töten jeden in der Einrichtung. Nagai ist mit diesem
Vorgehen nicht einverstanden und so kann Sato ihn nicht für seine Gruppe gewinnen. Zwischen den beiden entbrennt ein Kampf, an dessen Ende Nagai fliehen kann. Er taucht
unter, während Sato vor die Kameras tritt und über die illegalen Experimente berichtet. Er fordert eine autonome Region, in der die Ajin leben können, und stellt ein
Ultimatum. Die Regierung reagiert nicht und so macht Sato seine Drohung wahr und zerstört ein Regierungsgebäude. Nun fordert er die Übergabe Tokios. Nagai muss in den
Medien mit ansehen, wie zahllose Menschen sterben und entscheidet sich, Tosaki und der Spezialeinheit beizustehen, die Sato ausschalten soll. Doch Sato ist nicht
nur unsterblich, sondern hat auch weitere Anhänger um sich geschart...
Kritik: Mangas vermögen es oft, einen geistigen Wettstreit zwischen zwei verfeindeten Parteien in einer Form darzustellen, wie man so selten
zu sehen bekommt. Grund dafür ist, dass eine Reihe an Regeln festgelegt wird, innerhalb derer sich bewegt werden muss. "Ajin" mag zwar keineswegs so intelligent
sein wie "Death Note", aber es gibt dennoch ein paar recht schöne Überraschungen. Daneben kann auch die Action überzeugen. Trotz all dem
ist es schwierig, eine uneingeschränkte Empfehlung auszusprechen. Denn die Geschichte selbst ist recht dünn und in einem zu kleinen Rahmen umgesetzt. Alles müsste
hier epischer wirken, weltumspannender. Am Ende ist es aber nur ein Kampf zwischen zwei Individuen und ein paar wenigen Personen an ihrer Seite. Genau genommen hätte
das sogar die Stärke des Streifens sein können, da durch eine Fokussierung auf wenige Personen das emotionale Band zum Zuschauer hätte gestärkt werden können. Leider
versagt der Film hauptsächlich genau hier.
Die auf einem Manga von Gamon Sakurai basierende Geschichte hat die meiste Zeit damit zu kämpfen, dass ihr das Herz fehlt. In der Geschichte verbirgt sich einiges an
Drama. Sato ist augenscheinlich der Bösewicht, doch wird erst einmal klar, welchen Folterungen er ausgesetzt gewesen war, versteht man seinen alles verzehrenden Hass.
Wird aber mit diesem Aspekt der Geschichte gearbeitet? Nein. Sato ist nicht der bemitleidenswerte Antagonist, dem zumindest teilweise unsere Sympathien gelten. Er ist
schlichtweg ein Instrument des durchschaubaren Plots, an dessen Ende eine Auseinandersetzung zwischen ihm und Nagai stehen muss. Gou Ayano ("Rage")
ist dabei sogar charismatisch und kann vor allem in den Actionszenen vollkommen überzeugen. Die Szene zu Beginn springt vor allem durch hervorragendes Gun-Fu ins Auge
und so verwundert es, warum wir davon im Laufe des Films nicht mehr bekommen.
Bleiben wir zunächst aber bei den Charakteren und somit Nagai, der schließlich im Fokus steht. Er wirkt etwas kühl, hat aber ein warmes Herz, wie wir in der Nebengeschichte
mit seiner Schwester erkennen. Mehr ist da aber nicht. Er hat keine ernsthafte Identitätskrise, was eigentlich erwartbar wäre, wenn man herausfindet, dass man unsterblich
ist und kein normales Leben mehr führen kann, und akzeptiert zu schnell seine Rolle als Superheld. Letztendlich ist es dann vor allem er, der mit einigen
ausgeklügelten Plänen Sato Steine in den Weg legen kann. Aber warum er und nicht die extra dafür ins Leben gerufene Spezialeinheit? Und warum lässt man das echte Nervengas
beim Präsidenten und keinen Köder? Es gibt einige unlogische Entscheidungen des Drehbuchs, aber es bleibt Nagai, der mit etwas mehr Farbe leicht über solche Schwächen
hätte hinwegtäuschen können. Immerhin vermag es Takeru Satoh ("Rurouni Kenshin", "If Cats Disappeared from the World") mit seinem Charme etwas von der Kälte seines Charakters zu verschleiern.
Außerdem sind da noch die Nebencharaktere, für die in "Ajin" einfach kein Platz ist. Das hier einiges aus der Vorlage gestrichen oder erheblich gekürzt wurde, ist
erkenntlich, ohne dass man den Manga gelesen haben muss. Das Verhältnis zwischen Tosaki und Shimomura ist faszinierend. Wie ist sie sein Bodyguard geworden, welche
Hintergrundgeschichte gibt es da? Und gibt es zu Okuyama und Tanaka mehr zu wissen, als dass sie nur Satos Handlanger sind? Es scheint so, aber wir erfahren nie etwas
darüber. Das ist problematisch, da der Film anderweitig keine großartige Geschichte abliefern kann. So verlagert sich der Fokus unweigerlich auf die Action. Diese
kann sich die meiste Zeit mehr als sehen lassen. Die Choreographie der Kämpfe ist an die besonderen Umstände angepasst, denn es ist wichtig, sich im richtigen Moment des
Kampfs das Leben zu nehmen, um ein "Reset" herbeizuführen und in Sekunden zu regenerieren. Man muss sich mit diesen Begebenheiten anfreunden können, aber da "Ajin"
immer wieder (um genau zu sein, sogar zu viele) Videospiel-Anspielungen macht, stellt das kein großes Problem dar.
Neben ihren Regenerationsfähigkeiten können die Ajin außerdem geisterhafte Wesen beschwören, die an ihrer Seite kämpfen. Nach dem "Wie" und "Warum" fragen wir da schon lange nicht mehr. Das gibt den Kämpfen aber nochmal etwas Außergewöhnliches und Raum für Überraschungen, und tatsächlich ist das CGI meistens auch absolut akzeptabel bis gut. Die Auseinandersetzungen werden von einem flotten, manchmal dubstep-artigen Soundtrack unterlegt und das Tempo ist durchgängig so flott, dass wir uns darüber wundern, schon im Finale angekommen zu sein. Es handelt sich um leichte Unterhaltung, die mit guter Action überzeugen kann, aber immer eine gewisse Distanz zum Publikum aufrecht erhält, da die Individuen nicht ansatzweise so ausgestaltet sind, wie es die Geschichte verdient hätte. Schade, dass "Ajin" letztlich flache Unterhaltung bleibt, denn der Plot hätte mehr hergegeben.