Story: Shiro Kita (Akira) arbeitet bei einer Zeitung und hat eine wunderbare Freundin (Ayumi Ito). Er lebt noch zuhause bei seinen Eltern
Tetsuji (Eiji Okuda) und Izumi (Keiko Takahashi) und wird eines Tages von seiner Mutter angerufen, dass sein Vater zusammengebrochen ist. Im Krankenhaus gibt
es dann die ernüchternde Diagnose: Tetsuji hat Krebs. Fortan besucht Shiro seinen Vater jeden Tag für eine Stunde. Zuvor hatten die beiden sich nie viel zu
sagen, da Tetsuji auch Shiros Sportlehrer und besonders streng zu ihm war, doch jetzt erzählt Tetsuji seinem Sohn sogar von seinem Wunsch mit ihm angeln
zu gehen. Er war einst an einem wunderschönen See und will so bald wie möglich wieder gesund werden, um mit seinem Sohn dorthin zu gehen. Shiro beschäftigt
sich daher etwas mit dem Angeln und bereitet sich schon auf den Ausflug vor. Da er aber wie sein Vater ebenfalls immer über Bauchschmerzen klagt, wird er
auch untersucht und kann nicht glauben, als ihm der Arzt sagt, er habe wie sein Vater Krebs. Shiros Krebs ist sogar aggressiver, sodass es sein kann, dass
sein Vater Shiro überlebt. Shiro behält dies zunächst für sich, da er die Genesung seines Vater nicht negativ beeinflussen will, aber es wird Zeit in der
Familie endlich mal etwas mit den anderen zu teilen. Zumindest mit seiner Freundin...
Kritik: "Be Sure to Share" ist sicherlich einer der letzten Filme, die man von Ausnahmeregisseur Sion Sono erwarten würde. Der Mann, der uns
ein Jahr zuvor mit "Love Exposure" ein vierstündiges Epos rund um Liebe, Religion und Popkultur geliefert hat, dreht nun
einen Film über das Krebsleiden eines Vaters und den Tod? Ja, und damit beweist Sion Sono einmal mehr seine Vielseitigkeit, denn dieses potentielle
Taschentuchdrama arbeitet nicht gegen das Genre per se und ist damit eine wunderbare Gelegenheit Rotz und Wasser zu heulen. Gleichzeitig verbaut der Regisseur
aber ebenso ein paar groteske Szenen, wie man sie von ihm gewohnt ist. Nichtsdestotrotz ist "Be Sure to Share" ein außergewöhnlich ruhiger und nachdenklicher
Film, der viel auf subtiler Ebene arbeitet und sich um das Verhältnis zwischen einem Vater und seinem Sohn sowie den herannahenden Tod dreht.
Wie aus dem Abspann zu ersehen ist, war der Tod seines eigenen Vaters der Anlass für den Regisseur dieses nahegehende Drama auf die Leinwand zu bringen. Und
eines der Hauptmotive des Films sind die verpassten Gelegenheiten, die einem immer erst nach dem Ableben einer geliebten Person gewahr werden. Doch gerade in
der Familie zeigt sich, dass jeder nur so sein kann, wie er ist, und dass Versprechen nicht immer eingehalten werden können, auch wenn sie aus vollem Herzen
gegeben werden. Demnach durchzieht das gesamte Drama eine bittersüße Note. Die Krankheit des Vaters lässt Vater und Sohn näher zusammenrücken als sie es jemals
zuvor waren. Eine wunderbare Familienidylle entfaltet sich, die sich äußerst viel Zeit nimmt. Doch gegen Ende zahlt sich diese manchmal auch leicht ermüdende
Vorarbeit aus, da erst so die ganze Komplexität der Gefühle zum Tragen kommen kann.
Die Erzählweise des Films und das friedliche Familienzusammensein wird allerdings immer wieder von einigen Rückblenden in Shiros Vergangenheit konterkariert.
Shiros Vater war durchaus ein fordernder Tyrann, der seinem Kind keine einfach Kindheit hat zukommen lassen. Daraus hat sich auch ergeben, dass Vater und Sohn
kaum ein Wort miteinander geredet haben. Diesen Eindruck kann man aber nach den ersten Minuten des Films nicht bekommen. Sion Sono arbeitet in "Be Sure to Share"
enorm mit verschiedenen Zeitebenen. Er springt mehrfach zurück, um zwischendurch auch mal wieder in die Gegenwart oder irgendwie zwischen zwei Zeitebenen zu
springen. Dass es trotzdem nicht anstrengend ist, mitzukommen, ist der klugen Erzählweise zu verdanken. Wir kommen beispielsweise wieder an einen Punkt der
Geschichte, den wir schon gesehen haben, nur diesmal aus einem anderen Blickwinkel. Oder die Vorgeschichte eines für den Film wichtigen Elements wird
geschildert, sodass es leicht ist, die Rückblenden zu erkennen.
Von darstellerischer Seite gibt es nichts zu bemängeln. Akira, von der J-Pop-Gruppe "Exile", überzeugt als Sohn, Ayumi Ito ("The Blue
Bird") ist dafür zuständig, mehr Gefühle in Form von Tränen zu zeigen als der Rest und Keiko Takahashi ("Zen") gibt eine sehr
dezente, aber erinnerungswürdige Darstellung als Mutter ab. Highlight ist aber Eiji Okuda ("Goemon") als Vater, der eine recht
komplexe Persönlichkeit darstellt. Seine autoritäre Art, die in Rückblenden stark zum Tragen kommt, steht seinen Bemühungen, vor seiner Familie so gesund wie
möglich zu scheinen, selbst als er im Sterben liegt, entgegen. Da die meiste Zeit Shiro als Erzähler auftritt, darf man auch annehmen, dass seine
Erinnerungen an früher vielleicht etwas verzerrt sind. Oder der Vater konnte niemals auf andere Weise seine Liebe und sein Interesse an seinem Sohn
zeigen als durch autoritäre Erziehung.
Die Emotionen werden oft von einer Maske verdeckt. Dies hat zum einen natürlich soziokulturelle Gründe - in Japan zeigt man nicht so direkt seine Gefühle, auch nicht vor der Familie -, zum anderen aber ist es das große Problem, das dafür sorgt, dass der Sohn erst so spät vom Wunsch seines Vater erfährt, mit ihm einmal angeln zu gehen. Der Titel des Films kommt auch im Original mehrfach im Film vor und darf als ein Appell verstanden werden, seine Gefühle direkter mitzuteilen, damit man nicht eines Tages bereut, es verpasst zu haben. "Be Sure to Share" kann sehr tiefgründig sein und bietet auch groteske Szenen, wie jene, bei der ein Toter zum Angeln mitgenommen wird. Das erinnert an Regisseur Kim Ki-duk, aber Sion Sono will hiermit überhaupt nicht schockieren, sondern lässt seinen Protagonisten so handeln, weil es diesem hilft, mit der Trauer umzugehen. Daneben beweist der Regisseur auch seine philosophische Ader in einer kleinen Szene mit einem Busfahrer. Manchmal treten Menschen plötzlich aus unserem Leben, aber der Bus des Lebens muss trotzdem weiterfahren...