Story: Eom Cheol-woo (Jung Woo-sung) ist Agent der nordkoreanischen Armee, der im Auftrag von General Lee Tae-han (Kim Kap-soo) versucht,
einen Coup zu verhindern, bei dem die "Nummer 1" des Staates ausgeschaltet werden soll. Daher will Eom die Politiker erschießen, die dies planen. In Kaesong, wo
chinesische Geschäftsmänner in Fabriken investieren und zu einer Eröffnungsfeier anwesend sind, will der Agent seinen Plan umsetzen. Allerdings wird der Ort
plötzlich von Raketen beschossen. Eom kann sich retten, findet aber heraus, dass die "Nummer 1" bei der Eröffnungsfeier anwesend war und nun schwer verletzt ist.
Mit der Hilfe zweier Mädchen, die ihrem großen Anführer zugejubelt haben, transportiert er ihn mit einem Auto an die Grenze. Die fliehenden chinesischen
Geschäftsmänner warten ebenfalls an der Grenze, dass sie nach Südkorea durchgelassen werden. Da es sich der Süden nicht mit China verderben will, öffnet
man die Grenze und so gelingt es auch Eom, nach Südkorea zu kommen. In Südkorea hat Kwak Cheol-woo (Kwak Do-won), einer der Berater des Präsidenten
(Kim Eui-sung), derweil gehört, dass der Staatsführer Nordkoreas bei einem Anschlag ums Leben gekommen ist. Die Raketen sollen amerikanische gewesen sein,
doch tatsächlich haben Nordkoreaner die Raketen gestohlen und abgefeuert, um nach dem Umsturz die Schuld von sich weisen zu können. Jede falsche Entscheidung
könnte nun weitreichende Folgen haben und während der Präsident überlegt, seinen Feind mit einem atomaren Erstschlag zu überraschen, da man befürchtet von der
nordkoreanischen Armee überrumpelt zu werden, findet Kwak heraus, dass Eom mit der "Nummer 1" im Land ist. Zusammen mit ihm sucht er nach einer friedlichen
Lösung in diesem tödlichen Konflikt...
Kritik: Ein Film, der sich um die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, darunter natürlich dem südlichen Nachbarn, aber vor allem auch
den USA dreht, könnte wohl mit dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten und dem konstanten Säbelrasseln kaum aktueller sein. "Steel Rain" verdient vor allem
dafür Lob, dass er zum Teil erstaunlich realistisch das schlimmstmögliche Szenario betrachtet und eine spannende sowie durchdachte Geschichte um ein Land an der
Grenze zum Krieg liefert. Man fühlt sich in die Spionagefilme während des Kalten Kriegs zurückversetzt und das ergibt ein Rezept für einen spannenden Thriller.
Die meiste Zeit macht Regisseur Yang Woo-seok ("The Attorney") auch alles richtig, doch eine geringere Laufzeit, eine kompaktere
oder zumindest fokussiertere Geschichte sowie andererseits mehr Zeit mit dem ungleichen Team hätten den Film nochmal um einiges aufwerten können.
Die verschiedenen Teile des Films fühlen sich teilweise wie Episoden einer Serie an. Einer, die zweifellos die gleiche Geschichte weitererzählen will, dabei aber
unterschiedliche Schwerpunkte setzt. Zum einen das politische Machtgerangel im Hintergrund, strategische Meetings, aber auch Actionszenen zwischen
nordkoreanischen Agenten und dem Helden sowie Momente des Näherkommens zwischen Nord und Süd in Form der Protagonisten. Ohne Zweifel funktioniert das alles für
sich genommen gut, nur die Nahtstellen liefern oft unnötige Durststrecken. Da wundert es auch nicht, dass "Steel Rain" auf einem Webtoon des Regisseurs selbst
basiert. Daneben kann man aber nicht viel Negatives sagen. Besonders gelungen sind die Gedankenspiele, die hier äußerst stark in der Realität fundiert scheinen.
Und das sorgt zusammen mit einem gelungenen, aber dankenswerterweise auch dezentem Soundtrack für Spannung und Adrenalinschübe.
Jung Woo-sung ("The King") liefert in seiner Rolle als nordkoreanischer Agent eine eher flache Darbietung. Sie ist nicht schlecht, da
man seinen Hundeaugen abnimmt, dass er mit seinen Taten nicht nur das Wohl seines Landes im Blick hat, obwohl er bis zu einem bestimmten Punkt seinen Vorgesetzten
hörig ist, aber da ist einfach zu wenig Hintergrund und zu starr ist die Maske, die er auf hat. Zumindest in den Actionszenen überzeugt er, da die Nahkämpfe gut
eingefangen und speziell darauf ausgerichtet sind, Spannung zu erzeugen. Jung wird aber mit der größten Leichtigkeit von Kwak Do-won
("The Wailing") ausgebootet. Kwak spielt seine Rolle außerordentlich sympathisch und vermag es eine neue Art von Action-Held
darzustellen, die vielleicht auch besser in unsere Zeit passt: den Diplomaten, der einen kühlen Kopf bewahrt und in der Lage ist, verschiedene Blickwinkel
einzunehmen.
Jung und Kwak haben bereits in "Asura: The City of Madness" zusammen vor der Kamera gestanden. Hier bilden sie ein
hervorragendes Paar, das nicht in die Schublade typischer Buddy-Movies fällt, aber trotz der Unterschiede auf einer tieferen Ebene ein Verstehen für die Motive
des anderen entwickelt. Die Szenen zwischen den beiden stellen die besten des Films dar und so ist es unverständlich, warum man den Fokus der Geschichte nicht
mehr hierauf gelegt hat. Nachdem alle Klischees des hungernden Nordkoreaners, der mit einem Funktelefon von vor zwanzig Jahren ausgestattet ist, bedient wurden,
wird sich auch über das moderne Südkorea in Form der Musik G Dragons von der Band "Big Bang" lustig gemacht, die in den Augen bzw. Ohren eines Nordkoreaners,
und vermutlich jeglicher Liebhaber zumindest ansatzweise echter Musik, nur als Krach gelten kann. Jene Momente der Selbstkritik stehen "Steel Rain" gut zu
Gesicht.
Die meiste Zeit stiehlt Kwak also die Schau, nur in den Momenten, in denen er Englisch sprechen muss, kann es unerträglich werden, obwohl er es selbst hier schafft, trotzdem noch überzeugend in seiner Rolle zu bleiben. So etwas sieht man selten. Um der Action epischere Ausmaße zu geben, gibt es auch Raketenabschüsse und nette CGI-Effekte. Die Bedrohung eines nuklearen Kriegs ist stets greifbar und die politischen Abwägungen sind genauso spannend wie die Faustkämpfe. Da verzeiht man auch ein paar Logikfehler. Ebenfalls zu loben ist, dass "Steel Rain" nicht auf einer Welle der Emotionalität surft, mit der ein vereintes Korea herbeigesehnt wird. Das hat der Streifen nicht nötig, denn auch ohne viele Tränen kann die Geschichte zum Reflektieren bringen und einem das Herz schwermachen. Dass Regisseur Yang diesen eher gemäßigten Weg beschreitet, obwohl das koreanische Publikum so oft nach Taschentuch-Dramen schreit, ist extrem angenehm. Hätten die einzelnen Teile bei einer kürzeren Laufzeit dann noch besser zusammengepasst, wäre daher sogar eine noch bessere Wertung drin gewesen.