Story: In den Neunzigern hält Zhang Jun (Daniel Wu) und sein Team aus Räubern ganz China in Atem. Die Diebe rauben Banken und Juweliere aus und gehen dabei äußerst rücksichtslos vor, sodass es schon etlich Tote gab. Als Captain Zhong Cheng (Wang Qianyuan) neu in Chongqing eintrifft, kommt ihm an einem Laden etwas eigenartig vor und tatsächlich wird dieser gerade von der Gang ausgeraubt. Zhong wird gekidnappt und kurz darauf aus dem Fluchtwagen geworfen. Seitdem hat sich der Captain komplett in den Fall verbissen. Da die Täter Masken trugen, kann er keinen von ihnen identifizieren, doch dem Anführer Zhang Jun hat er ein Stück des Ohrs abgebissen. Dennoch vergehen ein paar Jahre, bis eine neue heiße Spur auftaucht. Die Gang hat mittlerweile schon mehrfach das Stadtviertel gewechselt, in dem sie operiert, und sichert immer noch den Platz rund um das nächste Ziel ab, indem einer der Räuber auf einem Dach die Gegend im Auge behält. Zhong kann den Mann, der die Flucht sichern soll, ausschalten und Zhang Jun setzt alles daran, seinen Komplizen zu töten, damit er für den Rest der Gruppe keine Gefahr darstellen kann. Dabei kommt es zu einer großen Schießerei mitten in der Öffentlichkeit. Doch auch diesmal können Zhang und seine Männer entkommen. Der Anführer hat aber nun eine Freundin, die überdies auch schwanger ist, und so ergibt sich für den Captain ein neuer Ansatzpunkt. Nach wie vor ist Zhang der Polizei aber immer einen Schritt voraus und mit jedem Tag, den der Gangster auf freiem Fuß ist, könnten noch mehr Menschen sterben.
Kritik: Die Nostalgiegefühle, die man für Klassiker des HK-Kinos wie "Hard Boiled" oder den nicht ganz so bekannten "Expect the Unexpected", an den "Caught in Time" durchaus erinnern mag, sind schon oft genug herangezogen worden, um ein ähnlich erfolgreiches Werk in der heutigen Zeit auf die Beine zu stellen. Leider ohne großen Erfolg, ausgenommen vielleicht ein paar Ausnahmen wie "Trivisa". Auch diesmal haben wir einen Film, der ganz eindeutig in diese Kerbe schlagen will, was auch nicht verwundern sollte, denn die Geschehnisse spielen sogar in den 90ern. Kann es einem von Festland China produzierten Krimi-Thriller aber gelingen, die gleiche Art von düsterem Flair auf die Leinwand zu bringen wie damals - zusammen mit vielen Grautönen bei der Charakterzeichnung? Die Antwort darauf dürfte klar sein: nicht wirklich. Und der Grund ist selbstveständlich wieder die chinesische Zensurbehörde, die niemals erlauben würde, dass Gangster vielleicht doch einfach mal die Helden oder auch nur Gewinner sind.
Nehmen wir auch gleich einen anderen Kritikpunkt unter die Lupe, der häufig bei chinesischen Produktionen anzutreffen ist: den Pathos. Und ja, auch diesen finden wir hier. Er ist die meiste Zeit nicht allzu aufdringlich, aber Szenen wie die, in denen der Captain Flyer von einem Polizeiplakat abnimmt, damit das Propagandaplakat wieder sichtbar ist, oder das Salutieren eines Polizisten, der im Dienst seine Hand verloren hat, sind genauso zum Augenrollen wie Teile des Endes, in denen die großartige Polizeiarbeit gelobt wird. Alleine deshalb kann "Caught in Time" nicht mit den wesentlich komplexeren Zeichnungen von Gut und Böse in früheren Hong Kong Thrillern mithalten. Lässt man solche Schwächen aber außen vor, gibt es doch einige Gemeinsamkeiten zwischen damals und heute und der Regisseur zelebriert zum Teil sogar die goldenen Zeiten des Hong Kong Kinos, mitsamt einigen Originalschnipseln aus John Woos "The Killer", das sowohl für Polizei als auch Gangster als Lehrstück fungieren soll.
Zunächst ist da die Farbgebung und die leicht verregnete Atmosphäre, die einem bekannt vorkommen mag. Dann agieren die Gangster, allen voran Zhang, äußerst skrupellos. Für ihn ist ein Menschenleben nichts wert. Nicht mal das eines Kindes! Doch gerade bei letzterem zeigt sich, dass HK-Kino noch einen Schritt weiter gegangen wäre. Dann ist es überraschend, dass Zhang plötzlich eine kleine Romanze bekommt, in der der ursprünglich emotionslose Bösewicht auch sanftere Seiten aufzeigt. Wirklich ausgearbeitet ist diese Nebengeschichte zwar nicht, aber sie überrascht, und dank Daniel Wu ("That Demon Within") funktioniert diese auch erstaunlicherweise recht gut. Wu darf hier auf sehr charismatische Weise den Bösewicht mimen, der auch etwas Widerliches und Schmutziges an sich hat. Auch wenn das Drehbuch andere Seiten an ihm nur andeutet, kann man sie dank der Expertise des Darstellers doch etwas plastischer sehen, als man vermuten würde. So auch seine Beziehung zu seiner Mutter. Dennoch: Man sollte hier nicht allzu viel erwarten.
Wang Qianyuan ("Saving Mr. Wu") spielt den Polizisten solide, aber ihm mangelt es an einer echten Hintergrundgeschichte. Ein paar Dialoge mit den Kollegen können den Polizeicaptain allein nicht interessanter machen. Die Nebencharaktere wirken ebenfalls recht flach. Dafür entschädigen aber ein paar schöne Actionsequenzen. So gibt es ein paar Schießereien auf offener Straße und auch einige der Sets sind schön gewählt, wie z.B. das Hochhaus, in dem ein paar der Gangster eingekesselt sind. Hier wird auch durch ein paar kluge Schnitte die Illusion einer durchgängig gedrehten Szene vermittelt. Besonders ins Auge springen dabei einige Spezialeffekte, die heute Dinge möglich machen, die damals so vielleicht nicht so leicht umsetzbar gewesen wären. Insgesamt ist die Action knackig und prägnant, wird aber nicht verschwenderisch eingesetzt. Ein kleines Highlight stellt das Finale in einem Badehaus dar, das ohne große Choreografie einfach zwei Kontrahenten mit der nötigen Wucht aufeinanderprallen lässt.
Nicht sonderlich stören sollte, dass es einige Zufälle oder Fehler im Drehbuch gibt, zumal diese eventuell sogar absichtlich beibehalten wurden, weil sie ein Seitenhieb auf das HK-Kino der 90er sein könnten. Regisseur Lau Ho-Leung hat mit "Two Thumbs Up" aber einen insgesamt stimmigeren und unterhaltsameren Film auf die Beine gestellt. Es ist erfrischend, in "Caught in Time" eine Krimigeschichte zu sehen, in der gerade erst Überwachungskameras Einzug ins öffentliche Leben finden und Handys kein Thema sind. Und das Grobe und Unpolierte passt zu der Art von Film, die versucht wird nachzuahmen. Allerdings kann der unnachgiebige Ton eines HK-Thrillers nicht getroffen werden. Dafür werden dem Regisseur von der Zensurbehörde zu viele Steine in den Weg gelegt. Das gibt dem Streifen einen schalen Beigeschmack und lässt ihn wenig erinnerungswürdig sein. Schade ist das allemal, da sich Genrefans von damals sofort zuhause fühlen werden. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass sich seitdem das Medium Film weiterentwickelt hat und das nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.