Story: Ho Sam-gwan (Ha Jeong-woo) lebt in einem Dorf und hilft nach dem Korea-Krieg beim Wiederaufbau seiner Heimat mit. Eines Tages sieht er
das Mädchen Ok-ran (Ha Ji-won) und weiß, dass er sie heiraten muss. Das Problem ist nur, dass er kein Geld hat und sie einen Freund. Als Sam-gwan hört, dass
man durch den Verkauf seines Bluts gutes Geld verdienen kann, versucht er so viel wie möglich zu verdienen, um Ok-rans Vater davon zu überzeugen, dass er
seine Tochter heiraten sollte. Nach dem Segen des Vaters heiraten die beiden schließlich. Elf Jahre später haben sie drei Söhne: Il-rak (Nam Da-reum),
I-rak (No Kang-min) und Sam-rak (Cheon Hyeon-seok). Die Familie ist zwar nicht reich, hat aber ein Haus und ist glücklich. Allerdings machen immer mehr
Gerüchte die Runde, dass Il-rak gar nicht wirklich Sam-gwans Sohn ist, sondern der von Ha So-yong (Min Moo-je), Ok-rans früherem Verlobten. Als sich das
Gerücht als wahr herausstellt, ist Sam-gwans Beziehung zu seinem Sohn zerstört und er fühlt sich wie ein Idiot, weil er elf Jahre lang den Sohn eines
anderen großgezogen hat. Il-rak sieht aber nach wie vor Sam-gwan als seinen Vater an und kämpft um dessen Aufmerksamkeit.
Kritik: Trotz großartiger Darsteller lässt die minimalistische Geschichte bald keinen Zweifel daran, dass "Chronicle of a Blood Merchant"
auf einem Roman basiert und die Darstellung der Gedanken und inneren Gefühle im Medium Film einfach nicht so gut gelingen kann wie in einem Buch.
Tatsächlich basiert der Film auf dem gleichnamigen chinesischen Roman von Yu Hua um einen Vater, der im Angesicht verschiedener Probleme irgendwie seine
Familie zusammenzuhalten versucht. Die Sets sind mit viel Liebe zum Detail kreiert und entführen einen glaubhaft in die 50er und 60er Jahre Koreas. Auch die
Familienmitglieder wachsen einem schnell ans Herz und der zumeist unbeschwerte Ton lässt die Minuten wie im Flug dahinstreichen. Allerdings fragt man sich
ab einem bestimmten Punkt, ob der Film einfach weiter irgendwie dahinplätschern wird oder tatsächlich eine Botschaft vermitteln will.
Leider verhält es sich so, dass der Streifen niemals von seiner minimalistischen Natur abrückt. Das ist ab einem bestimmten Punkt in der Geschichte schlichtweg
eigenartig. Nichts scheint wirklich zu passieren, bis die letzte halbe Stunde des Films anbricht. Doch dann bekommen wir einen Höhepunkt, der plötzlich alle
anderen Charaktere fallen lässt und sich nur noch um eine Krankheit und einen Vater dreht, der seinen Sohn retten will. Nicht nur, dass der Film damit kitschig
wirkt, sondern jede Form des emotionalen Gewichts, das man sich erhofft hat, wird eingetauscht gegen ein Taschentuch-Drama, das nicht funktioniert und
letztlich völlig banal wirkt. Es ist nichts gegen etwas Minimalismus einzuwenden, aber irgendeine Bedeutung sollte ein Film doch haben, wenn er schon
nicht die niedersten Formen der Unterhaltung bedienen will. Das ist bei "Chronicle of a Blood Merchant" jedoch nicht der Fall.
Hauptdarsteller Ha Jeong-woo ("The Berlin File", "The Terror Live") setzt sich nach seinem
Regiedebüt "Fasten your Seatbelt" erneut auf den Regiestuhl und hat ebenso das Drehbuch geschrieben. Bei der
Geschichte gibt es allerdings einige Merkwürdigkeiten. Diese hätte nämlich keineswegs so minimalistisch ausfallen müssen. Denn im Orignal von Yu Hua spielte
die Geschichte während der Kulturrevolution und zeichnete somit auch die politischen Probleme jener Zeit, in der der Protagonist irgendwie über die Runden
kommen musste. Da der Film direkt nach dem Korea-Krieg spielt, wäre es ein Leichtes gewesen, auch die politischen Umstände jener Zeit mit einzubeziehen und
so hätte der Film sicherlich auch mehr Gewicht bekommen. Da jedoch zu jener Zeit Park Chung-hee mit eiserner Hand das Land regierte und heute seine Tochter
Präsidentin ist, darf (wie ebenso vom Kritikerkollegen Pierce Conran passend angemerkt) davon ausgegangen werden, dass man sich mit einem allzu kritischen
Ton keine unnötigen Feinde machen wollte...
Von Südkoreas zweifelhafter Vorstellung der Meinungsfreiheit dieser Tage einmal abgesehen, hätte man den Ton des Films dennoch etwas weniger unbeschwert
gestalten können. Als herauskommt, dass das erste Kind nicht von Sam-gwan ist, wird im Original die Ehefrau als Hure beschimpft und der Ehrverlust des Vaters ist
nicht gerade gering. Doch auch davon ist in der Adaption nichts zu sehen. Eigentlich dürfte es der Familie gar nicht so gut gehen, aber jeder läuft stets
mit einem Grinsen im Gesicht herum. Es ist offensichtlich, dass Ha Jeong-woo Wert auf gute darstellerische Leistungen gelegt hat und die ruft er tatsächlich
bei jedem ab. Die Charaktere lassen zwar etwas Tiefe vermissen, aber dafür machen sie das durch ihre sympathische Art wieder wett. Das betrifft sowohl
den Vater als auch die Mutter, gespielt von Ha Ji-won ("Miracle of Giving Fool",
"Sector 7"), sowie diverse Nebencharaktere.
Eigentlich erwartet man, dass bei der Vorstellung der diversen Charaktere mit diesen auch irgendetwas angefangen wird. Aber Fehlanzeige. Am Ende werden alle Fäden fallen gelassen und ein billiger Drama-Showdown macht dem ganzen Platz. Das ist dann leider auch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Dass dieses Porträt einer Familie unbedeutend bleibt, hätte man wegen der Guten-Laune-Atmosphäre samt eines Soundtracks, der einem 30er/40er Jahre Cartoon entstammen könnte, vielleicht noch verkraften können. Aber das Finale lässt schlussendlich den Film völlig auseinanderfallen. Irgendwo ist hier eine Geschichte, die es Wert gewesen sein könnte, erzählt zu werden. Zu sehen bekommen wir diese aber nicht. Stattdessen fragt man sich, wofür man denn nun zwei Stunden seines Lebens investiert hat? Für ein mäßig-warmes Gefühl am Ende? Das ist einfach zu wenig...