Story: Yeong-hwa (Ha Jeong-woo) war bis vor kurzem einer der populärsten Nachrichtensprecher der Branche. Doch nun arbeitet er bei einem
Radiosender und kann kaum noch Hoffnung haben, wieder Karriere zu machen. Da bekommt er in seiner Radiosendung einen Anruf von jemandem, der sich über die
Regierung beschwert. Da er nicht aufhören will, sich zu beschweren, hält Yeong-hwa ihn für einen Verrückten. In der Werbepause droht der unbekannte Anrufer dann
eine Bombe explodieren zu lassen. Der Radiomoderator glaubt ihm nicht, bis es plötzlich eine Explosion auf der Mapo Brücke gibt. Sie ist teilweise eingestürzt
und Yeong-hwa riecht nun eine große Story. Bevor der Täter wieder anruft, lässt er seine Vorgesetzten wissen, dass sie die Exklusivrechte an einem Interview
haben, wenn er die Story live im Fernsehen vorstellen darf. Sein direkter Vorgesetzter Dae-eun (Lee Kyeong-yeong) räumt ihm alle Rechte ein. Der Anrufer
stellt sich als ein Arbeiter vor, der mitansehen musste wie seine Kollegen bei der Reperatur der Mapo Brücke in den Tod gestürzt sind, ohne dass es die
Regierung gekümmert hätte, da Rettungskräfte wegen eines wichtigen Regierungsbesuchs anderweitig beschäftigt waren. Der Anrufer verlangt eine Entschuldigung
vom Präsidenten oder er zündet weitere Bomben. Yeong-hwa ist in das tödliche Spiel des Unbekannten direkt involviert, da sich in seinem Ohrstück ebenfalls
eine Bombe befindet.
Kritik: 2013 scheint ein gutes Jahr für koreanische Thriller gewesen zu sein. Nach "The Berlin File",
in dem ebenfalls Ha Jeong-woo die Hauptrolle übernommen hat, und "Cold Eyes" folgt nun "The Terror Live". Der Thriller hat dabei
ein großes Ass im Ärmel. Er verlässt sich nicht einfach auf spannende Unterhaltung, um den Zuschauer mit sich zu reißen, sondern er ist auch stark
sozialkritisch und kann damit auch jene überzeugen, die zu ihrer Action gerne auch ein wenig Handlung haben. Der Film macht dabei so gut wie alles richtig,
was er sollte: Das Tempo ist sehr hoch, die Charaktere sind interessanter als zunächst gedacht und die Geschichte weiß zu begeistern, auch wenn sie anfangs
etwas unoriginell scheint.
Was sofort ins Auge springt, ist die Kamera, die immer in Bewegung ist und alleine dadurch Dynamik kreiert. Der Film sieht teuer aus, aber bei genauerer
Betrachtung wurde bei vielem extrem gut getrickst. So ist die halb eingestürzte Brücke so gut wie immer nur aus der Entfernung zu sehen und so können sich
die CGI-Effekte stets sehen lassen. Selbst im Finale wirkt alles sehr glaubwürdig. Das Budget wurde hier scheinbar optimal genutzt. Einen weiteren
erstaunlichen Effekt kreiert auch der Umstand, dass der Film eigentlich die gesamte Zeit in einem Studio stattfindet. Zum einen wurden so Einsparungen beim
Budget vorgenommen, zum anderen ist die Spannung auf diese Weise konzentriert auf einen kleinen Raum, während um den Moderator die Welt in sich
zusammenzustürzen scheint.
Ha Jeong-woo ("The Yellow Sea", "My Dear Enemy") hat keine leichte Aufgabe, trägt er doch
den Film so gut wie alleine auf seinen Schultern und ist dabei noch eine Persönlichkeit, die keineswegs Sympathien erwecken kann. Er ist unnachgiebig, wenn
es darum geht, seine Ziele zu verfolgen, und genau das macht ihn zu einem Abziehbild des egoistischen und selbstsicheren Koreaners, der sich in der
Nahrungskette ganz oben wissen will. Dieser Typ Mensch scheint speziell in den Medien stark vertreten zu sein und so spielt Lee Kyeong-yeong
("National Security") einen Vorgesetzten, der über Leichen gehen will, wenn es seiner Karriere hilft - dabei aber dennoch
nicht uncharismatisch ist.
Yeong-hwa muss sich fragen, wem er überhaupt noch vertrauen kann. Tatsächlich kann man als Zuschauer am ehesten noch mit dem Terroristen sympathisieren und
das soll auch zeigen, wie viel in der koreanischen Gesellschaft falsch läuft. Es gibt überall Bestechungen in der Regierung, es gilt für das Ausland gut
auszusehen, die Wünsche des eigenen Volks, vor allem des Teils, der nur wenig Kapital hat, werden mit Füßen getreten und Entschuldigungen für offensichtliches
Fehlverhalten in Regierungskreisen gibt es nicht. Der sozialkritische Ton stellt das Rückgrat von "The Terror Live" dar, während der Spannungsgehalt stetig
ansteigt. Es gibt einige Offenbarungen und Yeong-hwa wird nicht liebenswerter, auch wenn man ihn dafür bemitleidet, in welcher Situation er sich befindet.
Dennoch wollen wir ihn das tödliche Spiel überleben sehen und letztendlich lernen wir ihn auch trotz, bzw. gerade wegen seiner Fehler zu respektieren. Mögen
muss man ihn nicht.
Die enorme Spannung, die immer weiter ansteigt und dadurch angefacht wird, das wirklich alles in "The Terror Live" passieren kann, ist eine der großen Stärken. Umso mehr verwundert es, dass das Tempo in der letzten halben Stunde stark abfällt. Fast verliert der Film sogar seinen Boden und ein vielversprechender Thriller scheint beinahe an die Wand gefahren worden zu sein, als uns Regisseur Kim Byeong-woo ("Written") noch einmal richtig überrascht. Man muss mit der Entscheidung Yeong-hwas nicht einer Meinung sein, aber man kann sie dennoch nachvollziehen. Den Mut, den "The Terror Live" beweist, seine Unberechenbarkeit und vor allem sein herausstechender sozialkritischer Ton lassen vergessen, dass es sich hier nicht um einen perfekten Film handelt. Dafür dass "The Terror Live" Originalität und Mut zur Andersartigkeit beweist sowie ein erinnerungswürdiges Ende bereithält, verdient er eine besondere Empfehlung!