Story: In einer heruntergekommenen Fabrik, die ein geldgieriger Baulöwe (Xu Zheng) aufkaufen will, wird ein äußerst wertvoller Jadestein
gefunden. Der Fabrikbesitzer sieht eine Möglichkeit, endlich seine Angestellten zu bezahlen und die Fabrik nicht verkaufen zu müssen. In einem alten Tempel
stellt er den Jadestein aus, um auch die Medien an seinem Fund teilhaben zu lassen. Für die Sicherheit des Jadesteins engagiert der Fabrikbesitzer Bao Shihong
(Guo Tao), der einst Polizist war. Bao hat alle Hände voll zu tun, denn die drei wenig professionellen Diebe Dao (Liu Hua), Xiaojun (Yue Xiaojun) und Hei Pei
(Huang Bo) wollen den Stein in ihren Besitz bringen. Daneben will ebenso ein professioneller Dieb aus Hong Kong (Teddy Lin Chun) den Stein im Auftrag des
Baulöwen in seine Hände bekommen. Außerdem ist da noch der Sohn des Fabrikbesitzers, Charles (Peng Bo), der nichts unversucht lässt, um bei den
Frauen zu punkten. Also tauscht er den Jadetein mit einer Fälschung aus und schenkt das Original einer Zufallsbekanntschaft, die ausgerechnet Daos Freundin ist.
Die drei Diebe nehmen Charles gefangen und glauben ihm nicht, dass die Freundin den echten Stein hat. Dafür kommt ihnen die Idee, den Stein mit dem im Tempel
auszutauschen. Bao muss nun etwas dagegen unternehmen, dass es in dem Tempel wie auf einem Bahnhof zugeht...
Kritik: Schauspieler Andy Lau hat sich mit seinem Programm "FOCUS: First Cuts" zum Ziel gesetzt, junge, vielversprechende Regisseure zu
unterstützen. Jemand, der besonders von diesem Programm profitiert hat, ist Ning Hao. Auch später noch sollte Ning mit seinem Werk
"No Man's Land" zeigen, dass er ein herausragender Regisseur ist, der vielleicht China's einzige Hoffnung ist, gleichzeitig
originelles und unterhaltsames Kino auf die Leinwand zu zaubern, ohne dabei die chinesischen Wurzeln zu missachten. "Crazy Stone" ist eine ungemein flotte
Komödie, die ausgefallene Charaktere in seine Geschichte stellt und damit eben nicht so glattpoliert und nichtssagend ähnlich westlichen Räuberfilmen wie die
Nachfolger zu "Ocean's Eleven" etc. daherkommt. Zahlreiche Wendungen sorgen dafür, dass der Zuschauer immer etwas zu lachen hat oder sich anderweitig über die
Entwicklungen wundert.
Obwohl sich die Geschichte unglaublich schnell entwickelt, fällt es im Gegensatz zu ähnlichen Werken nicht schwer, bei der Vorstellung der Charaktere den
Überblick zu behalten. Darüber hinaus weiß Ning Hao, wie er seine Charaktere gewinnbringend einbringt. Selbst die alles andere als intelligent vorgehenden
Diebe können mit ihrer planlosen Art Sympathien erwecken. Die Eigenheiten der verschiedenen Persönlichkeiten sind sehr erfrischend und einer der
Hauptgründe, warum diese Komödie nicht eine Sekunde lang langweilig ist. Daneben überzeugt auch der Humor. Die ausgewogene Mischung aus sehr dezentem
Slapstick und Wortspielen sowie abstrusen Situationen erhebt den Film qualitativ über ähnliche Werke. Natürlich muss man sich damit abfinden, dass einige
Wortspiele in der Übersetzung verlorengangen sind, aber trotz dessen gibt es noch mehr als genügend Gelegenheiten zum Lachen.
Storytechnisch leistet Ning Hao ebenfalls Beeindruckendes. Die zahlreichen Wendungen halten die Geschehnisse am Laufen und sind sowohl originell als auch
witzig. Technisch überzeugt der Regisseur mit einem sehr ausgefallenen Schnitt. Damit schraubt er das Tempo ordentlich nach oben und erinnert überdies an
Regisseure wie Guy Ritchie. Ebenso an diesen erinnert der Umstand, dass sich die Erzählfäden der Charaktere überschneiden und wir so Geschehnisse zeitlich
verzögert aus verschiedenen Perspektiven zu sehen bekommen. Das wirkt zuweilen intelligent, aber eben auch wie erwähnt witzig. Genauso wie die Ideen der
Überleitung zu einer neuen Szene. Die Geschichte erweist sich insgesamt als ein komplexes Gebilde verschiedener Perspektiven und Storyfäden, die alle
miteinander verwoben sind. Auf welche Weise die Überschneidungen die Protagonisten beeinflussen, ist stets amüsant mitanzusehen.
Darstellerisch wird hier absolut professionelle Arbeit abgeliefert. Guo Tao ("Blind Detective") spielt den eigentlichen
Helden der Geschichte mit Bravour und mit Huang Bo ("Dearest", "Cow") und Xu Zheng
("Lost in Thailand") sind auch weitere Rollen mit namhaften und ausgezeichneten Darstellern besetzt. Der Rest der
Besetzung braucht sich ebenso nicht zu verstecken. Ohne Zweifel ist es neben der hervorragenden Regie und dem Umstand, dass das minimale Budget grandios
eingesetzt wird, vor allem den Darstellern zu verdanken, dass der Film nicht wie ein Independent-Streifen aussieht. Nur allzu oft haftet den Werken
innovativer Regisseure, die noch vor ihrem Durchbruch stehen, ein Hauch von Billigproduktion an. Ning Hao vermeidet dies mit handwerklich bemerkenswertem
Geschick.
Nicht alles ist in "Crazy Stone" jedoch perfekt. Der schnelle Schnitt, die Splitscreens und andere Spielereien bewirken manchmal, dass die Geschehnisse etwas zu schnell aneinandergereiht wirken. Auch Pausen sind in einem Film wichtig, in denen man sich gedanklich mit dem Geschehenen auseinandersetzen kann. Diese Möglichkeit hat man hier nicht. Möchte man auf hohem Niveau meckern, könnte man auch kritisieren, dass das Drehbuch etwas zu künstlich wirkt, schließlich sind alle Charaktere oft auf mehreren Ebenen miteinander verbunden, wobei dies hauptsächlich dem Zufall zu verdanken ist. Allerdings ist es leicht, letztgenannten Punkt einem Film wie "Crazy Stone" zu verzeihen. Wie sonst könnte man die vielen ausgefallenen Ideen und den gelungenen Humor in einem Drehbuch zusammenbringen? Ning Hao hat mit dieser Komödie einen auch an den Kinokassen überraschend erfolgreichen Streifen abgeliefert und es ist leicht zu erkennen, warum das Publikum so begeistert ist.