Story: Yu Shu Lien (Michelle Yeoh) geht zur Trauerfeier des verstorbenen Te, dessen Sohn nun die Leitung des Hauses übernimmt. Doch wie sein
Vater hat auch dieser ein Problem: Das Grüne Schwert der Unterwelt. Denn der unbarmherzige Anführer einer Sekte, die das ganze Land unter seine Herrschaft
zwingt, Hades Dai (Jason Scott Lee), erfährt von einer Seherin, dass dieses Schwert ihn unbesiegbar machen wird. Die Seherin rät ebenso, den jungen,
unerfahrenen Wei Fang (Harry Shum, Jr.) zu schicken, um das Schwert zu stehlen. Als Wei Fang allerdings das Schwert an sich nehmen will, trifft er auf einen
anderen Dieb. Snow Vase (Natasha Liu Bordizzo) ist momentan als Gast im Hause Tes und will ebenfalls das Schwert in ihren Besitz bringen, um sich damit an
Hades Dai zu rächen. Wei Fang wird gefasst und Snow Vase gibt an, den Dieb entdeckt zu haben. Yu Shu Lien ahnt jedoch, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist.
Zumal Snow Vase sie bittet, ihre Lehrerin zu werden. Das Haus Te ist nun nicht mehr sicher, da Hades Dai alles daran setzen wird, das Schwert in seinen
Besitz zu bringen. Shu Lien bittet die Welt der ehrenhaften Krieger um Hilfe und Silent Wolf (Donnie Yen) antwortet ihr mit einigen anderen Kämpfern. Ihn
und Shu Lien verbindet eine schmerzhafte Vergangenheit...
Kritik: Es dürfte wohl schon seit einer Weile die Runde gemacht haben, dass die Fortsetzung zu
"Crouching Tiger, Hidden Dragon" eine große Enttäuschung ist. Andererseits muss man sich fragen, was man auch
erwartet hat? Es gibt Filme, die sind so großartig, dass sie keine Fortsetzung bekommen dürfen. Und als es dann nach fünfzehn Jahren doch endlich eine Fortsetzung
geben sollte und Ang Lee nicht die Regie übernahm, war klar, was am dabei herauskommen musste. Speziell wenn der Film neben chinesischen Geldgebern hauptsächlich
vom Streaming-Anbieter Netflix finanziert wurde. Um es kurz und schmerzlos zu machen: Der Fortsetzung mangelt es einfach überall an der Poesie und Magie, die
den ersten Teil so einmalig und wunderschön gemacht hat. Ist man bereit, darüber hinaus den Film als eigenständiges Werk zu sehen, scheinen die schlechten
Kritiken aber nicht alle gerechtfertigt.
Eines noch vorwerg: "Sword of Destiny" will ohne Zweifel ein paar schnelle Dollar machen. Schließlich ist die Weinstein Company unter den Produzenten... und
eben Netflix... Zhang Ziyi war nicht bereit, ihre Rolle als Jen Yu weiterzuführen, wenn Ang Lee nicht auf dem Regiestuhl sitzt. Eine weise Wahl. Aber Michelle
Yeoh ist wieder dabei. Und Donnie Yen ("Ip Man 3", "Kung Fu Jungle") stößt zur Besetzung dazu! Wie
schlimm kann der Film da schon sein? Wenn man nach den Bildern geht, dann kann man Regisseur Yuen Woo-ping keine Vorwürfe machen. Diese sehen speziell in UHD
einfach fantastisch aus. Yuen, der bereits für die grandiose Kampfchoreographie im Original verantwortlich war und auch hier wieder seine Choreographiekünste
unter Beweis stellt, kann einige sehr schöne Landschaftsaufnahmen und Sets präsentieren, die die Epik dieser Jianghu-Geschichte rund um Ritterlichkeit und
ausgestoßene Krieger schön einfangen. Aber...
... Aber leider mangelt es dem Film an der Tiefe und Poesie, für die nicht nur die Bilder im ersten Teil verantwortlich waren. Yuen Woo-Ping hat selbst
einige Filme in seinem Lebenslauf vorzuweisen ("True Legend", "Tai Chi Master"), allerdings ist er
nicht dafür bekannt, dass seine Werke eine besonders philosophische Substanz besitzen. Genau davon hat aber das Original gelebt. Und das ist genau das große
Problem mit dem Nachfolger. Die Parallelen zum Meisterwerk sind zu stark und zeigen sich sowohl in Snow Vase, die zu deutlich an Jen Yu erinnert, als auch im
Soundtrack, der zwar von Shigeru Umebayashi komponiert wurde (und auch ein Klaviersolo von Lang Lang beinhaltet sowie einen Endsong, der wieder von Coco Lee
gesungen wird), aber immer wieder Tan Duns Motive aus dem ersten Teil verwendet und damit Gefühle der Nostalgie hervorruft, die schlicht und einfach immer
wieder daran erinnern, dass dieser Nachfolger im Vergleich zum Oscar-Gewinner einfach absolut fehlschlägt.
An und für sich würde der Streifen aber einen schönen Wuxia-Film abliefern - wenn nicht alle Dialoge in Englisch wären, was schlicht und einfach extrem
irritierend ist. Die Elemente eines Wuxia-Streifens sind aber alle da. Wir haben eine Geschichte, die auf dem letzten Teil der
Crane Iron-Pentalogie von Wang Dulu basiert und man fühlt sich tatsächlich in die Welt der Schwertkämpfer versetzt. Leider sind die Nebenfiguren zu flach
gezeichnet, auch wenn sie charismatisch wirken, und selbst Silent Wolf fehlt es an Tiefe. Michelle Yeoh kann ihrem Charaker aber eine Grazie und inneren
Schmerz verleihen, der an ihre Originalrolle erinnert. Die beiden neuen Charaktere Wei Fang und Snow Vase treten leider zu oft in den Hintergrund, auch
wenn sie eigentlich der Fokus der Geschichte sein sollten. Aber das lässt sich als Fortsetzung natürlich nicht gut verkaufen. Problematisch ist außerdem der
Bösewicht, gespielt von Jason Scott Lee, der einfach zu klischeehaft rüberkommt. Doch auch insgesamt wirkt die Geschichte schlichtweg zu platt und wird mit
ein paar unnötigen Fantasy-Elementen für den Westen bunter gemacht.
Unweigerlich muss man bei der Aussage eines Charakters und den Fantasy-Elementen dann sogar daran denken, dass das grüne Schwert der Unterwelt eigentlich nichts anderes als Saurons Ring aus dem "Herrn der Ringe" ist. Das stößt sauer auf und ist auch unnötig, da die Wuxia-Elemente schön anzusehen sind. Speziell ein Kampf auf einem zugefrorenen See bei Nacht kann in Erinnerung bleiben. Die Kämpfe sind diesmal etwas zahlreicher und wirken sehr sauber, sodass sich Martial Arts Fans nicht beschweren können, doch die Motivation für diese bleibt auf der Strecke. Auch die Spezialeffekte sind nicht zu verachten und das Finale ist sehr schönes Actionkino. All das kann aber nicht darüber hinwegtrösten, dass der Film auf emotionaler Ebene nicht mal ansatzweise in die Nähe des Originals kommt. Es mangelt "Sword of Destiny" an der Seele und beinahe einer Erleuchtung gleichenden Poesie der Bilder, die wir an der Geschichte um Li Mu Bai und Yu Shu Lien so lieben gelernt haben. Wenn man den Film als eigenständigen Wuxia-Streifen betrachtet - und das ist sehr schwierig - wird man aber einen gar nicht so schlechten Film vorfinden.