Story: Eine Anti-Drogen-Einheit, angeführt von Zhang Lei (Sun Honglei), ist an einem großen Fall. Zhang fällt schließlich der Drogendealer
Timmy Choi (Louis Koo) in die Hände, der nach einer Explosion in seiner Fabrik im Krankenhaus landet. Da Timmy die Todesstrafe droht, zeigt er sich
äußerst kooperativ und erzählt Zhang von dem großen Netzwerk, in dem er nur ein kleines Rädchen ist. Zhang und Timmy arbeiten zusammen und spielen
Timmys Partner HaHa (Hao Ping) etwas vor, um an Uncle Bill (Li Zhenqi) zu gelangen, der eine Stufe höher als Timmy steht. Im Gespräch mit Uncle Bill
muss Zhang Lei die Rolle von HaHa übernehmen. Ein gefährlicher Polizeieinsatz, bei dem die gute Zusammenarbeit der gesamten Einheit gefragt ist.
Timmy erweist sich dabei als große Hilfe, doch gibt es auch einige Rückschläge, die vermuten lassen, dass er ihnen möglicherweise nicht die ganze
Wahrheit sagt und nur darauf wartet, die Polizei hintergehen zu können. Allerdings war Zhang Lei niemals zuvor so nah an den wirklich großen Bossen im
Drogengeschäft und so muss er große Risiken eingehen...
Kritik: Wenn Regisseur Johnnie To einen Crime-Thriller auf Festland China dreht, dann stellen sich unweigerlich Bedenken bezüglich des
Endprodukts ein. Tos Handschrift ist die eines unnachgiebigen Geschichtenerzählers, der in packenden und unverblümten, zuweilen extrem nihilistischen
Ergüssen auf der Leinwand seine Vision einer realistischen Zeichnung von Gut und Böse präsentiert. Doch die Zensurbehörde Chinas würde es niemals
durchgehen lassen, sollten die Bösewichte auch ihre guten Seiten beweisen oder gar am Ende überleben. Vor allem nicht, wenn es um das Thema Drogen geht.
Wie hat es Johnnie To also geschafft, einen seiner spannendsten Filme überhaupt auf die Beine zu stellen? Die Antwort scheint, dass er aus den Beschränkungen,
die ihm auferlegt waren, Kreativität geschöpft hat. Das ist genau der Grund, warum To seinen Konkurrenten um Meilen voraus ist.
Erst einmal vorweg: Wer befürchtet, durch die Schauplatzverlagerung von Hong Kong nach Tianjin hier keinen wirklichen Milkyway-Streifen vor sich zu haben,
der darf beruhigt sein. Dort, wo es sollte, sieht alles nach der Produktionsschmiede aus, die uns Perlen wie "Expect
the Unexpected" oder diverse Filme von To selbst, wie "Exiled" oder "Mad Detective", geschenkt hat.
Doch es gibt auch feine Unterschiede. Das Grau in Grau Tianjins, der ewige Smog, der Schmutz der Großstadt, all das bringt eine ganz neue Farbe in Tos
Malkasten, und dennoch fühlt es sich vertraut an. Dass "Drug War" düster ist, wäre noch untertrieben. Hinzu kommt diesmal nämlich eine merkwürdige
Kälte und Entrücktheit, die manchem Zuschauer vielleicht sogar etwas zu viel des Guten sein wird.
Allerdings lässt der Film kaum Zeit, die Schwäche der grundlegenden Distanziertheit der Charaktere für sich selbst gedanklich auszuformulieren. Darüber hinaus
haben wir trotz mangelnder Ausarbeitung zu jedem Charakter irgendeine Form von Beziehung, wie sich vor allem am Ende zeigt, denn selbstverständlich
überlebt die eine oder andere Person nicht. Das liegt hauptsächlich an den großartigen Darstellern, allen voran Sun Honglei
("A Woman, a Gun and a Noodle Shop"), der als Cop zwar etwas farblos bleibt, aber dafür in seinen
Rollen, die er im Film spielen muss, großartig aufgeht, besonders als Drogenschieber HaHa. Hier zeigt sich auch, dass To unbedingt einmal einen
verzwickten Agenten-Thriller drehen müsste, denn seine Filme gehen bereits fast als solche durch und bieten enorme Spannung. Dann gibt es noch Louis Koo
("Accident", "Overheard 2"), er spielt seine Rolle mit den nötigen Fragezeichen. Wie vertrauensvoll
ist Timmy, ist er letztendlich einfach nur ein Opportunist, der einem bei der nächstbesten Gelegenheit in den Rücken fällt?
In den Nebenrollen gibt es auch die üblichen Milkyway-Verdächtigen zu sehen. Hierbei fällt auf, dass fast alle Hong Konger Bösewichte sind und die Festland-Chinesen
die Guten darstellen. Ein interessanter Rollentausch, war es bisher doch in Tos Thrillern immer umgekehrt. Dennoch besitzen die Bösewichte mehr Farbe und
sehen selbst in den Schussduellen cooler aus. Aber das ist nicht die einzige Sache, bei der To ganz klar geschickt an der Zensur vorbeigearbeitet hat. Die
Action ist einfach großartig und das Finale eines der besten des Regisseurs. Das lange Feuergefecht besitzt einfach den für To typischen Mix aus Rhythmus
und Coolheit, während die Action dennoch immer ungemein realistisch bleibt. Vielleicht davon abgesehen, dass der eine oder andere eine Kugel zu viel verträgt...
Außerdem gibt es ein paar gewollt komische Momente, wie die Polizisten, die seit Tagen unerkannt, fast an der Stoßstange klebend, einem Laster folgen oder
der Anime-artige HaHa. Dennoch, Realismus durchzieht den gesamten Film und macht einen Großteil seines Spannungsgehalts aus.
Großartige Bilder mitsamt Fanservice in Form des taktischen Vorgehens der Polizeieinheiten oder der blutigen Action runden zusammen mit dem gelungenen Soundtrack von Xavier Jamaux das positive Gesamtbild ab. Von Anfang bis Ende spannend bleibt "Drug War" aber vor allem wegen seiner ausgeklügelten Geschichte, in der ein weit verzweigtes Drogennetzwerk ausgeschaltet werden soll. Gegen Ende bekommt die Geschichte daher fast schon epische Ausmaße. Dass der Film beim Dreh immer die Zensur im Nacken sitzen hatte, sieht man an keiner Stelle, es sei denn man achtet darauf, so hat z.B. Zhang Timmy im Visier und keinen Grund Rücksicht auf ihn zu nehmen, bleibt aber der gute Cop, wie man es vom guten Chinesen eben erwartet. Gibt das dem Film einen faden Beigeschmack? Keineswegs und das ist die große Überraschung. Johnnie To umschifft die Zensur-Probleme, lässt sogar noch Raum für die Interpretation von gut und böse, und liefert einen Vorzeige-Actionthriller ab, der beweist, dass eine Hong Kong/China-Produktion lohnenswerte Früchte hervorbringen kann.