Story: Fallon Zhu (Donnie Yen) ist ein Polizist in Hong Kong und soll eigentlich für ein Hochzeitsphotoshooting auf seine Frau Chloe (Niki Chow) warten. Allerdings kommt es zufällig zu einem Überfall und Zhu muss seinem Kollegen Shing (Louis Cheung) unter die Arme greifen. Dabei fährt der Polizist einen Wagen mit einem Teil der Verbrecher unabsichtlich direkt ins Polizeipräsidium. Zhu muss die Konsequenzen tragen und wird in den Beweisraum strafversetzt. Seine Frau, eine TV-Schauspielerin, hat es außerdem satt, dass Zhu immer wieder Superman spielen muss. Sie trennt sich von ihm. Der Polizist ist ganz unten angekommen und kümmert sich nicht mehr um seinen Körper. Er nimmt etliche Kilos zu, bis sich schließlich Shing, der nun sein Vorgesetzter ist, bei ihm meldet und ihm eine Chance bietet, wieder seinen alten Job zu bekommen. Dafür muss er einen Verbrecher nach Tokyo überführen. Allerdings geht dort schon bald einiges schief. Der Verbrecher kann wegen eines korrupten Polizisten fliehen. Anscheinend hat er Beweise, die den Yakuza gefährlich werden könnten. Zhus Kontaktperson in Tokyo ist Thor (Wong Jing). Dessen Frau Charisma (Teresa Mo) hat einige Schulden bei den Yakuza und schon wieder findet sich Zhu mitten in einer Auseinandersetzung mit den Gangstern. Zu allem Übel ist auch noch seine Ex-Frau in Tokyo, weil der Chef der Yakuza ein großer Fan von ihr ist. Der rücksichtslose Enkel des Yakuza-Boss, Shimakura (Joey Iwanaga), stellt aber die eigentliche Gefahr dar...
Kritik: "Enter the Fat Dragon" ist einer der alljährlichen Lunar-New-Year Filme aus Hong Kong. Das bedeutet normalerweise dämliche Unterhaltung und der Name Wong Jing. Eigentlich gehört beides untrennbar zusammen wie Bruce Lee und Nunchakus. Erstaunlicherweise ist diese Komödie - die eigentlich nur dem Namen und einem dicken Bruce Lee-Fan nach mit der Sammo Hung Komödie aus dem Jahr 1978 "Enter the Fat Dragon" verwandt ist -, äußerst unterhaltsam. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Donnie Yen versucht sich neu zu erfinden, indem er seine komödiantische Ader auslebt und es funktioniert. Er hat sichtlich viel Spaß und bringt ein frisches Charisma in den Film, das man von ihm nicht erwartet hätte. Und dann sind da die Kämpfe und die Stunts. Man fühlt sich in die 80er und 90er Jahre des Hong Kong Kinos zurückversetzt, als man mit einem Aufschrei dachte, dass sich Person xy gerade zu hundert Prozent das Genick bei dem Stunt gebrochen hat. Jackie Chan lässt grüßen.
Das Intro zeigt uns Szenen, die wir erst im Verlauf des Films zu sehen bekommen und irgendwie spricht das nicht für Qualität. Donnie Yen hat am Anfang noch nicht seinen Body-Suit an und bekämpft mit spektakulären Kampfkunst-Bewegungen Verbrecher. Das gibt dann doch schon wieder Pluspunkte. Als er während der Auseinandersetzung in einem Transporter fast aus der Seitentür gedrängt wird und dann aufdringliche Reporter parallel zu ihm fahren und ihm die Kamera direkt ins Gesicht halten, wird es aber interessanterweise um einiges lustiger, als man sich das vorgestellt hätte. Highlight ist dann, als Donnie Yens Kampf in der Gasse aus "SPL" oder der Showdown aus "Flash Point" sehr gelungen nachgestellt und als Flashbacks von Fallon Zhu verkauft werden. Das ist gelungene Comedy, die eigentlich nur jene belohnt, die mit Yens Filmographie vertraut sind. Aber davon abgesehen gibt es natürlich noch weitere komische Momente, die in der Tat nicht die unterste Schublade des Slapsticks darstellen, wie man das bei solchen Filmen normalerweise gewohnt ist.
Mit seinem Schauplatz in Tokyo versucht man wohl auch ein internationales Publikum abzuholen. Vor allem das extra gebaute Set eines Unterhaltungsviertels stellt mit seinen vielen Neonschildern, Dachterassen und kleinen Läden einen hervorragenden Spielplatz für die Parkour-Elemente dar, in denen sich Donnie Yen mit seinen etlichen Kilos von Dach zu Dach hangelt, springt etc. Das bringt neben den Kämpfen eben noch einige innovative Verfolgungsjagden in den Film und erinnert wie gesagt an Jackie Chan in seinen besten Jahren. Was wirklich irritierend sein kann, denn mit seinen 56 Jahren sollte Donnie Yen eigentlich nicht so herumrennen und -springen dürfen. Er wirkt richtiggehend verjüngt. Aber wenn man das als Kritik nicht gelten lassen möchte, dann muss man fragen dürfen, warum Fallon Zhu mit seinen etlichen Kilos zu viel immer noch akrobatische Manöver durchführen kann und nie außer Puste gerät. Bei Sammo Hung passte einfach das Gesamtbild besser, weil er akrobatisch war, man aber in den Bewegungen trotzdem seine Masse gesehen hat. Hier ist das nicht der Fall und das zerstört ein wenig die Illusion.
Die Kämpfe sind einfach hervorragend. Das Besondere ist hier, dass eine gesunde Mischung gefunden wurde. Yen darf am Boden grappeln, zeigt aber eben auch akrobatischere Bewegungen und vor allem haben seine Schläge und Tritte ordentlich Kraft dahinter. Zumindest hier hat man also darauf geachtet, die größere Masse des Polizisten mit einfließen zu lassen. Daneben geht auch ein großes Lob an die Stuntmen, die sich auf spektakuläre Art durch die Gegend treten lassen. Hier sieht man ganz klar, dass Regisseur Kenji Tanigaki seine Wurzeln als Action und Stunt Choreographer bei Filmen wie dem bereits genannten "SPL" oder "Rurouni Kenshin" hat. Das Finale hat außerdem eine ordentliche Länge und gibt Donnie Yen natürlich noch Nunchakus in die Hand. Aber das hört sich alles fast so an, als handele es sich zuerst einmal um einen Actionstreifen, oder? Nein, der Humor geht mit der Action Hand in Hand und sorgt genauso für ein stets hohes Tempo.
Die Charaktere sind ebenfalls wichtig für den Humor. Nicht nur Zhu und seine Ex-Frau streiten ständig, sondern auch die Kontaktperson des Polizisten, gespielt von Wong Jing selbst (seines Zeichens Regisseur und Produzent so dämlicher Filme wie "Love is a many Stupid Thing") und das auf erstaunlich sympathische Art, und dessen Frau. Das bringt eine gute Dynamik in den Film und macht alles noch ein wenig bunter. Die Nebencharaktere sind überhaupt sehr sympathisch gehalten, auch wenn dabei manchmal die Grenze zum Albernen übertreten wird. Aber das gehört wohl einfach dazu. Am Ende kann man Story usw. natürlich vergessen, aber "Enter the Fat Dragon" bringt die Art von Albernheit alter Hong Kong Streifen zurück und vermischt sie mit der Härte der Actionszenen aus jenen Tagen, während auch irgendwie noch sein eigener Ton gefunden wird. Das ist mehr, als man sich erhofft hätte und ein interessanter Neuanfang für Donnie Yen, der gerade seine "Ip Man"-Reihe abgeschlossen hat. Als Actionkomödie kann der Film also tatsächlich überzeugen.