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Escape from Mogadishu - Filmposter
Original Title:
Mo-ga-di-syu

South Korea 2021

Genre:
Action, Drama

Director:
Ryoo Seung-wan

Cast:
Kim Yun-seok
Jo In-sung
Heo Joon-ho
Koo Kyo-hwan
Kim So-jin


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Escape from Mogadishu

Escape from Mogadishu - Film Screenshot 1

Story: Süd- und Nordkorea arbeiten im Jahr 1990 hart daran, in die UN aufgenommen zu werden. Dafür sind die Stimmen Afrikas sehr wichtig für die Länder. Han Sin-seong (Kim Yun-seok) ist Botschafter in Mogadischu und will die Stimme Somalias für Südkorea sicherstellen. Kang Dae-jin (Jo In-sung), der zuvor beim Geheimdienst gearbeitet hat und nun zurückversetzt wurde, bringt einige Geschenke für den somalischen Präsidenten mit und soll Han dabei unterstützen, den Präsidenten für sich zu gewinnen. Allerdings wird Han überfallen und die Geschenke gestohlen. Außerdem wird sein Wagen zerstört, weshalb er zu spät zur Besprechung mit dem Präsidenten kommt. Dieser trifft sich daher gerade mit dem nordkoreanischen Botschafter Rim (Heo Joon-ho). Für Han ist klar, dass Rim hinter dem Überfall auf seinen Wagen steckt. Doch kurz darauf verschärft sich die ohnehin angespannte Lage im Land und die Rebellen geben eine offizielle Verlautbarung raus, dass der Präsident gestürzt wird und jeder, der diesem hilft, als Feind des somalischen Volks betrachtet wird. Die Rebellen stehen auch schon in den Straßen und liefern sich mit dem Militär Feuergefechte. Die Situation ist chaotisch und gefährlich. Han und seine Mitarbeiter sowie Ehefrau wollen zunächst das Land verlassen, aber es ist bereits alles dicht. An ein Wegkommen aus Mogadischu ist zunächst nicht zu denken und so verschanzt man sich in der Botschaft. Den Nordkoreanern geht es sogar noch schlechter, da sie von den Rebellen überfallen werden und nun mit ihren Kindern durch die Straßen irren. Sie bitten Han um Einlass in die Botschaft, doch das könnte weitreichende politische Folgen haben...

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Escape from Mogadishu - Film Screenshot 4

Kritik: "Escape from Mogadishu" bringt etwas frischen Wind ins koreanische Kino. Das liegt selbstverständlich an der somalischen Hauptstadt als Schauplatz, aber auch an der Zeit, zu welcher der Film spielt, sowie dem Umstand, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Weiterhin gelingt es dem Film, den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea in die Geschichte zu integrieren, ohne dass man das Gefühl hat, Altbekanntes wiedergekäut zu bekommen. Daneben ist natürlich auch eine gute Portion Spannung und Action untergebracht. Es ist daher auch keine Überraschung, dass der Film der koreanische Beitrag bei den Oscars 2022 ist. Regisseur Ryoo Seung-wan kann auf viel Erfahrung zurückblicken und hat sich mit seinen Werken "Veteran" als auch "The Battleship Island" gerade im Action-Genre unter die besten Filmemacher des Landes gearbeitet. In seinem neuesten Film sieht man sein gutes Gespür für Bildkomposition besonders deutlich.

Escape from Mogadishu - Film Screenshot 5

"Escape from Mogadishu" wurde in Marokko gedreht, aber die staubigen Straßen und der gelbliche Farbstich der Bilder lassen einen sofort glauben, dass man sich in Somalia befindet. Auch die schwelende Hitze ist beinahe körperlich spürbar. Was die Bilder betrifft, hat Ryoo sehr gute Arbeit geleistet, denn er vermag einem auch das Gefühl zu geben, man befinde sich mitten in den Neunzigern. Außerdem erzeugt er eine dichte Atmosphäre, die in der von Straßenschlachten dominierten Hauptstadt schließlich in fesselnde Spannung gipfelt. Zwar mag der Film auf wahren Begebenheiten beruhen, aber wir erfahren nichts über die sich bekriegenden Parteien Somalias. Der Bürgerkrieg stellt schlicht ein Setting dar, in dem sich die Geschichte der nord- und südkoreanischen Botschafter abarbeitet. Das ist zum einen nicht schlecht, weil man so beim Wesentlichen bleibt, zum anderen macht es den Film aber auch weniger komplex und man hätte sich mehr Informationen über die politische Situation in dem afrikanischen Land gewünscht.

Escape from Mogadishu - Film Screenshot 6

Das Leid, das die Landesbevölkerung durchlebt, wird zudem nicht angemessen eingefangen. Hier und da mal eine Leiche am Straßenrand zu sehen und ein paar Kinder, die mit Maschinengewehren Krieg spielen, reichen nicht aus, um der Tragödie, die sich im Land abspielt, gerecht zu werden. Allerdings verdient Ryoo ein großes Lob dafür, in welchem Maßstab er den Bürgerkrieg darstellt. Es gibt unzählige Statisten und das Aufeinandertreffen von Militär und Rebellen nimmt fast schon epische Ausmaße an. Einer koreanischen Produktion hätte man das nicht zugetraut. Eigentlich ist die Geschichte aber um die Individuen zentriert und hier spielt natürlich erneut der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea eine große Rolle. Glücklicherweise wird an das Thema etwas subtiler herangegangen als in vielen anderen Produktionen. Es gibt kein großes Drama und patriotische Lieder, die im Sterben gesungen werden. Insgesamt wirken die beiden "Lager" auch eher etwas weniger indoktriniert, als man es kennt. Vielleicht weil man sich in einem anderen Land aufhält.

Escape from Mogadishu - Film Screenshot 7

Kim Yun-seok ("The Priests") spielt einen Botschafter, der alles eigentlich recht locker nimmt, weil er weiß, wie politische Spiele geführt werden. Doch auch in Notsituationen weiß er Rat. Er ist der eigentliche Held der Geschichte und zusammen mit dem von Heo Joon-ho ("Default") gespielten nordkoreanischen Botschafter legt er auch eine gewisse durch Lebenserfahrung geprägte Professionalität an den Tag, die es überhaupt erst ermöglicht, dass sich Norden und Süden gegenseitig helfen. Zunächst will der südkoreanische Botschafter den Nordkoreanern gar nicht erst bei sich Unterschlupf gewähren, da das zuhause politisch starken Zündstoff bedeutet, aber später lehnt er sich sogar übertrieben stark aus dem Fenster für sie. Ganz logisch ist das nicht, aber man erkennt, dass sich sowohl Nord- als auch Südkoreaner im Angesicht einer externen lebensbedrohlichen Situation auf ihre Wurzeln zurückbesinnen - und für kurze Zeit ist man wieder ein Volk.

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Escape from Mogadishu - Film Screenshot 10

Weitere Nebendarsteller können noch etwas Farbe in die Geschichte bringen, wie z.B. Jo In-sung ("A Frozen Flower"), der einen Ex-Geheimdienstmitarbeiter spielt. Die Frauen im Film sind leider nur dazu da, die Mode und Frisuren der 90er zu präsentieren. Ryoo Seung-wans Stärke sind aber natürlich vor allem Actionszenen und davon hat "Escape from Mogadishu" eine ganz besondere Fluchtszene durch die Hauptstadt, in der von allen Seiten auf eine Wagenkolonne geschossen wird. Die Panzerung aus Büchern, welche an den Autos befestigt wurden, ist genauso ein Beweis für Ryoos Innovationstalent bei Actionszenen wie die schön durchgetaktete Flucht selbst. Mit dem außergewöhnlichen Setting beweist der Regisseur sein Bemühen, sich nicht immer nur im gleichen Terrain zu bewegen, und er schafft es tatsächlich, einen innovativen und spannenden Action-Film auf die Beine zu stellen, dem es nur ein wenig an politischer Tiefe fehlt.

(Autor: Manfred Selzer)
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