Story: Lee Kang-ok (Hwang Jung-min) ist Musiker und muss mit seiner Tochter Soo-hee (Kim Su-an) aus Korea fliehen, weil er eine Affäre mit
einer verheirateten Frau hatte. Er beschließt mit seiner Tochter und seiner Band nach Japan zu gehen, da er ein Empfehlungsschreiben hat. Es ist allerdings
der Zweite Weltkrieg und auf der Überfahrt wird er mit anderen Koreanern, u.a. dem Gangster Chil-seong (So Ji-sub), zusammengesteckt, die in ein Arbeitslager
befördert werden. Kang-ok landet ebenfalls dort und muss dort in den Minen unter unmenschlichen Bedingungen Kohle abbauen. Er schafft es an dem Ort irgendwie, ein
kleines Handelsnetzwerk aufzubauen. Deshalb wird er von Park Moo-yeong (Song Joong-ki) aufgesucht, der ein Agent der koreanischen Befreiungsarmee ist und
auf die Mineninsel geschickt wurde, um dort Yoon Hak-cheol (Lee Kyung-young) ausfindig zu machen und nach China zu bringen. Denn dieser soll dort den Unabhängigkeitskampf
voranbringen. Kang-ok soll den Schlüssel zum Telegraphen-Raum beschaffen, damit Moo-yeong eine Nachricht schicken kann, wann sie abgeholt werden können.
Als Moo-yeong den Deal mit Kang-ok nicht einhalten will, der im Gegenzug für seine Dienste mit seiner Tochter mitgenommen werden wollte, kommt es zu ernsten
Auseinandersetzungen. Doch der gemeinsame Feind in Form der unterdrückenden Japaner zeigt sein grausames Gesicht immer deutlicher und so scheint die einzige
Möglichkeit lebend aus den Minen zu kommen, von der Insel zu fliehen.
Kritik: Der Krieg hat bekanntlich viele Gesichter. Die meisten davon sind grausam; äußerst grausam. Regisseur Ryoo Seung-wan hat eine weitere
Möglichkeit gefunden, uns dies bewusst zu machen. Trotz einiger nicht von der Hand zu weisenden Schwächen ist sein "The Battleship Island" unter den Top 3 der
besten koreanischen (Anti-)Kriegsfilme anzusiedeln, also selbst in enger Nachbarschaft zu "The Front Line". Der Grund dafür ist die Vielzahl
an verschiedenen Aspekten des Kriegs bzw. der japanischen Besetzung Koreas, die man so bisher noch nicht gesehen hat, und die spektakuläre Action sowie Helden,
die eigentlich keine sind. Unter der gewalttätigen Oberfläche gibt es einiges an Material, über das es zu reflektieren gilt. Daneben wird das obligatorische
Drama hier mit einer ungewöhnlichen Nüchternheit präsentiert, die ungemein effektiv ist.
Zunächst einmal handelt es sich bei "The Battleship Island" eigentlich um eine Mischung aus einem Kriegsfilm und einem Gefängnisausbruch-Streifen. Denn die Helden
der Geschichte sind keine Soldaten, sondern Minenarbeiter. Regisseur Ryoo ("Veteran") kann daher zwei Extreme der Koreaner zeigen. Die einen
sind Patrioten, die ihr Leben für die Unabhängigkeit geben, und die anderen sind schon so sehr daran gewöhnt, unter japanischer Herrschaft zu leben, dass sie den
Unterdrückern gerne die Füße küssen. Kang-ok, gespielt von Hwang Jung-min ("The Wailing"), stellt da keine Ausnahme dar. Die Helden
in dieser Geschicht sind keine, sondern um ihr eigenes Wohl bedacht. So erklärt sich auch, warum es im Film so viele Verräter unter den Koreanern gibt. Kang-oks
Wohl umfasst jedoch auch das seiner Tochter und das macht es so leicht, mit ihm zu sympathisieren.
Weiterhin ist da noch der Gangster Chil-seong, verkörpert von So Ji-sub ("A Company Man"), den eine angedeutete Liebesgeschichte
menschlich macht. Song Joong-ki ("A Werewolf Boy") spielt den Geheimagenten ohne große Ecken und Kanten. Bei genauerer Betrachtung
fehlt es den Charakteren an tieferen Ebenen, aber bei der Vielzahl der Handlungsstränge zwischen den Personen ist das auch nicht weiter verwunderlich. Gerade in
der ersten Hälfte stellt man sich daher aber tatsächlich die Frage, welche Geschichte man uns hier eigentlich genau erzählen will, oder ob wir hier schlichtweg
einen Ausschnitt aus den Gräueltaten der Japaner bekommen sollen, inklusive Koreanerinnen als Trostfrauen der Japaner (und Koreaner!) und unmenschlichen
Arbeitsbedingungen, als wären die Koreaner Kriegsgefangene. Doch sie sind nicht einmal das. Die Japaner denken, dass sich diese Menschen glücklich schätzen können, dass
sie dem Kaiser dienen dürfen.
Es ist keine Überraschung, dass die Japaner fast schon teuflisch dargestellt werden. Der anklagende Blick am Ende und die Texttafeln, die uns darüber informieren,
dass die japanische Regierung bestimmte historische Fakten immer noch leugnet, lassen keinen Zweifel, wer hier der Bösewicht ist. Allerdings sind in ein paar wenigen
Momenten die Japaner nicht nur Ausgeburten der Hölle, wie eine Handvoll der Soldaten zeigen, mit denen sich Kang-ok unterhält und die durchaus etwas Menschliches haben.
Daneben gibt es aber eben auch unter den Koreanern Bösewichte und wenn wir sehen, wie die Atombombe auf Nagasaki abgeworfen wird, während ein Koreaner verzweifelt
murmelt, dass dort auch seine Landsleute leben, steht Amerika nicht besser dar. Im Krieg gibt es eben keine Gewinner, nur Überlebende. Genau das spiegelt sich auch
in den Charakteren wider. Damit kann man unter Umständen auch Schwierigkeiten als Zuschauer haben, aber es ist ein realistisches Bild, das hier gezeichnet wird.
Die zunächst etwas unstruktriert erzählten Handlungsstränge laufen aber letztlich zusammen. Damit ist die Bühne für eine der großartigsten Actionszenen des Kriegsfilm-Genres geebnet. Die Choreographie der Action grenzt schon an Genialität. Jeder hat seine Aufgabe und die Action artet nie in eine simple Schießerei auf dem Schlachtfeld aus. Die großartige Kameraarbeit, die äußerst gelungenen Explosionen und Spezialeffekte sowie die elaboriert ausgearbeiteten Sets tragen alle zu diesem einmaligen Showdown bei. Manche Kritiker haben angemerkt, dass der Film etwas dramatisch sein kann. Dem kann ich mich in keiner Weise anschließen. Von einer eigenartigen, aber doch irgendwie passenden Variante von Ennio Morricones "The Ecstasy of Gold" abgesehen, verzichtet Ryoo sogar auf theatralische Musik. Gerade in Szenen besonderer Dichte fehlt die Musikuntermalung vollständig. Zweiter Kritikpunkt, den ich nicht teilen kann, ist die starke Gewaltdarstellung. Ryoo legt sehr viel Wert darauf, zu zeigen, wie die Menschen im Krieg zu Monstern werden können. Darin unterscheidet sich der Film eigentlich nicht sehr von den meisten Genrevertretern. Die vielen Ebenen von "The Battleship Island" sowie die grandiose Action können die tatsächlichen Kritikpunkte aber ohne Weiteres davonspülen.