Story: Zu Zeiten der Goryeo Dynastie im 14. Jahrhundert steht der König (Ju Jin-mo) des Landes unter enormen
Druck. Goryeo ist ein Vasallenstaat des chinesischen Yuan-Reichs und dieses setzt den König unter Zugzwang endlich für
einen rechtmäßigen Thronfolger zu sorgen, ansonsten würde bald ein Prinz Yuans der Nachfolger des Königs werden.
Das Problem ist nur, dass der König nicht in der Lage ist mit seiner Königin (Song Ji-hyo) zu schlafen. Er ist
homosexuell und liebt den Anführer seiner persönlichen Leibgarde Hong Lim (Jo In-seong), der ihm seit Kindestagen an
zur Seite steht. Da die Königin allerdings unbedingt schwanger werden muss, bittet er Hong mit der Königin die Nacht
zu verbringen. Hong und die Königin sind zuerst gar nicht glücklich darüber, aber sie müssen dem Wunsch ihres
Herrschers nachkommen. Ein paar dieser nächtlichen Treffen später scheint sich aber zwischen Hong und der Königin eine
begierdevolle Liebesbeziehung zu entwickeln, die sie hinter dem Rücken des Königs weiterführen, selbst als dieser weitere
Treffen zwischen den beiden für nicht mehr notwendig hält. Der König findet aber schließlich heraus, dass Hongs
Gefühle nicht mehr ihm, sondern jemand anderem gelten. Gleichzeitig schmieden einige seiner Untergebenen einen Komplott,
um ihn zu stürzen, und so lässt der König am Hofe jeden spüren, wer tatsächlich noch die Macht in den Händen hält...
Kritik: "A Frozen Flower" ist Koreas Beweis, dass die Koreaner keineswegs mehr so prüde wie noch
vor einigen Jahren sind. Das Kostümdrama voller Begierde, Gewalt, Verrat und Liebe bietet neben einigen expliziten
und heißen Sexszenen, die man so noch in keinem koreanischen Film gesehen hat, vor allem eine kleine Bettszene zwischen
dem König und seinem Liebhaber Hong Lim, die das Publikum schockte. Homosexualität ist erst seit ein paar Jahren
ein Thema, über das man in Korea überhaupt reden kann. "A Frozen Flower" bedient sich dabei offensichtlich dem Vorbild
"The King and the Clown", um seine ungewöhnliche Geschichte um ein Liebesdreick am
königlichen Hof zu erzählen, besticht dabei aber vor allem durch seine grandiosen Bilder, mit viel Liebe zum Detail ausgearbeiteten Sets, tollen Kostümen
und gut geschriebenen Dialogen. Kein Wunder, so war Regisseur Yu Ha bevor er zum Film kam schließlich ein Poet.
Besonders herausstechend ist aber, dass die Geschichte, obwohl in ihrem Dilemma schnell durchschaut, zu jeder Zeit
spannend bleibt, trotz seiner Laufzeit von fast 140 Minuten!
Korea hatte bisher grundlegend Probleme historische Filme bzw. Kostümfilme zu produzieren, die mich die Begeisterung
spüren ließen, wie ich sie von den chinesischen Pendants kenne, ein Grund weshalb ich bis zum heutigen Tage noch nicht
die Zeit finden wollte "The King and the Clown" zu sichten, doch Yu Ha ändert dies. Sein Kammerspiel am königlichen
Hofe mit pompösen Sets erinnert oft an Zhang Yimous "Curse of the Golden Flower", auch wenn Yus Film in einem
weniger epischen Rahmen spielt. Dass die farbenprächtigen Kostüme und Sets diesmal so begeistern können, mag zum einen
vielleicht daran liegen, dass diese sich nicht hunterprozentig an dem orientieren was damals tatsächich Realität war,
aber zum Großteil ist dies Yu Has tollem Auge für die vielen Kleinigkeiten zu verdanken. Bei den diversen Festen
verwöhnt uns der Film mit traditionellen Tänzen und Musik, sowie Schwertvorführungen, die einen sofort in die Welt
des Films abtauchen lassen.
Während sich die schon angesprochene Bettszene zwischen dem König und Hong noch in Grenzen hält, ist die Freizügigkeit
in den diversen Sexszenen zwischen Hong und der Königin äußerst überraschend. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass
diese Szenen ohne Weiteres einem Softcore-Porno entnommen sein hätten können. Aber auch wenn sich irgendwann ein leicht
repetitiver Charakter einstellen mag, so fördern diese Szenen doch zu jeder Zeit den Spannungsaufbau, da wir mit jedem
Treffen der beiden die Katastrophe näherrücken sehen. In jedem Fall gehört Regisseur Yu ein Lob dafür ausgesprochen, dass
er den Mut hatte soviel expliziten Sex in seinen Film zu verbauen.
An Gewalt mangelt es "The Frozen Flower" aber auch nicht. Das Tempo des Films zieht immer mal wieder etwas an und
präsentiert uns einige schön choreographierte Schwertkämpfe, bei denen die Kamera leider nicht immer aus dem richtigen
Winkel aufnimmt und man dementsprechend das Gefühl hat, dass einem das ein oder andere entgeht, aber an Blut
wird sicherlich nicht gespart. Körperteile werden abgeschlagen, Soldaten durchbohrt, Menschen gefoltert etc.
Aber am grausamsten ist eine Szene gegen Ende, die jeden Mann vor Schmerzen aufstöhnen lassen wird...
Das Schicksal, dass Yu Ha seinen Protagonisten zukommen lässt, ist natürlich kein schönes, wie wir schon nach dem ersten
Treffen zwischen Hong und der Königin vorausahnen können. Etwas Unvermeidbares liegt immer in der Luft und dennoch kann
der Film zu jeder Zeit seine Spannung aufrecht erhalten. Das liegt zum Großteil an der Komplexität der Geschichte, die
Intrigen am Hof und einige kleine Twists in das offensichtliche Drama des Liebesdreiecks hineinwebt. Jo In-seong,
ebenfalls Hauptdarsteller von Yu Has letztem Film "A Dirty Carnival", zeigt, dass er seit Filmen wie
"Madeleine" graduell Fortschritte macht und so kann er in der komplexen Rolle des Hong durchaus überzeugen, auch wenn sein
Schauspiel an manchen Stellen etwas zu reserviert scheint. Ju Jin-mo
("200 Pounds Beauty", "Wanee and Junah") liefert
dagegen als König, der durch die Liebe zu einem Bösewicht wird, eine vielschichtige Darstellung, die uns ihm Sympathien
als auch Hassgefühle entgegenbringen lässt. Song Ji-hyo
("Wishing Stairs", "Some") gibt der Königin etwas gelungen
Undurchsichtiges, sodass wir eine Zeit lang nicht wissen, ob ihre Taten nur Resultat von Begierde sind, oder ob sie
sich tatsächlich in Hong verliebt hat.
Der König führt Hong zum ersten Mal an eine Frau heran und dieser erlebt dadurch eine körperliche Lust, die schon bald in
Liebe umschlägt, etwas das der König nicht mit einberechnet hatte. Die Königin dagegen wurde Jahre lang von ihrem Mann
vernachlässigt, sodass sie nun zum ersten Mal Liebe einem Mann gegenüber entwickeln kann, und das ausgerechnet jemandem
gegenüber, den sie vorher hasste, weil er ihr sozusagen den Ehemann weggenommen hatte. War Hong also niemals homosexuell
und nur Opfer der Macht des Königs, dessen Wünschen er sich immer zu beugen hatte? Ohne irgendetwas vorweg zu nehmen,
sollte man auch in Betracht ziehen, dass Hong vielleicht einfach bisexuell ist.
Yu Ha hat bisher noch keinen schlechten Film fabriziert und "A Frozen Flower" mag in manchen Belangen, vor allem in
Bezug auf Spannungsfaktor und Charakterarbeit, sein bisher bester Film sein. Es ist nicht leicht zu sagen, was es
genau ist, das seine Filme so besonders macht, es steckt in ihnen einfach etwas Lyrisches, was bei Yu Has vorheriger
Beschäftigung als Dichter vielleicht auch nicht verwunderlich ist. "A Frozen Flower" ist ein wunderbar mutiges und
komplexes Kostümdrama, das einen Extrapunkt alleine deshalb schon verdient hat, weil Yus vorherige Filme immer nur
knapp an einer besseren Wertung vorbeigeschlittert sind. Außerdem ist da noch der Fakt, dass dies der erste koreanische
Kostümfilm ist, der mich begeistern konnte. Endlich...