Story: Zong Hua (Nick Cheung) kehrt zu seiner Familie zurück, nachdem seine Firma in China pleite gegangen ist. Sein Vater Xiaotian (Lam Wai)
ist Leiter einer traditionellen Operntruppe und glücklich, dass sein Sohn endlich wieder da ist. Zong Huas Halbschwester Jing Jing (Cathryn Lee) ist allerdings
nicht so enthusiastisch. Zong Huas Ehe ist durch seine Firmenpleite ebenfalls gescheitert und so muss er sich nun neu im Leben orientieren. Als jedoch
sein Vater ins Krankenhaus kommt, muss er sich um die nächsten Opernaufführungen kümmern. Er ist aber alles andere als vertraut mit den Traditionen und
diversen Riten, um Geister zu besänftigen. Aus diesem Grund akzeptiert ihn auch das Team nicht, obwohl Xiu Yin (Annie Liu) versucht als Mittlerin zu fungieren.
Sie erklärt Zong Hua das Nötigste, doch wird seine Arbeit immer wieder sabotiert, wobei er manchmal sogar gerade so mit seinem Leben davonkommt. Erst langsam
realisiert Zong Hua, dass gar nicht die Operntruppe hinter den Sabotage-Akten steckt, sondern Geister. Zunächst will er nicht daran glauben, als er aber
Videokameras anbringt, wird ihm bewusst, dass es tatsächlich Geister gibt und das Team teilweise sogar von ihnen besessen wird.
Kritik: Niemand wird behaupten wollen, dass sich China in den letzten Jahren mit außergewöhnlich guten Horrorfilmen profiliert hat.
Dementsprechend gibt es eigentlich keinen Grund, dem Genre einen Besuch abzustatten. Allerdings hat mich neugierig gemacht, wie sich Nick Cheung in seinem
Regiedebüt macht. Da ich nicht wirklich große Erwartungen in ihn gesteckt habe, ist "Hungry Ghost Ritual" keine ungemeine Enttäuschung, auch wenn es
schlichtweg kein gelungener Horrorstreifen ist. Das Hauptproblem liegt in der unausgegorenen Geschichte und den bestenfalls skizzierten Charakteren. Positiv
zu bemerken ist, dass der Film sich mit dem traditionellen Toten- und Ahnenkult auseinandersetzt und über diese Ebene Interesse erwecken kann. Dann wiederum
bleibt die Geschichte hier viel zu sehr an der Oberfläche.
Traditionen und Aberglaube sind ein wichtiger Aspekt in dem Horrorstreifen, womit Hong Konger (und andere Kulturen mit ähnlichen Riten) eher einen Zugang
zum Film finden können werden als Westler. Eine Opern-Aufführung ausschließlich für die Toten, während sich der Rest der Truppe von der Bühne abwendet? Einiges
mag westlichen Kulturen allzu abergläubisch vorkommen, aber wenn selbst der wenig traditionsverwurzelte Zong Hua sich kurz entschuldigend verneigt, als er eine
Schale mit Opfergaben umstößt, dürfte klar sein: Aberglaube und Rituale lassen sich nicht so einfach ablegen. Tatsächlich macht das den Film sehr chinesisch,
womit er auf kultureller Ebene Faszination ausüben kann, während die Horrorelemente dem westlichen Publikum nur allzu vertraut sein dürften. Außerdem
gibt es genügend Schreckmomente, um der Langweile vorzubeugen.
Dennoch erweisen sich die Gruselmomente als äußerst generisch. Wie viele Male haben wir schon gesehen, dass unsere Protagonisten sich plötzlich in einem
Krankenhausaufzug befinden und eine Leiche mittransportiert wird? Was mag wohl als Nächstes geschehen? Daneben gibt es etliche Szenen, in denen wir
Geister an einem Videobildschirm sehen. Wird wohl auch diesmal ein Geist von unten plötzlich in die Kamera blicken? Es dürfte klar sein, worauf hier
hingewiesen werden soll. Das Rad wird nicht neu erfunden und das einzige Interessante an den Horrormomenten ist, dass die Protagonisten ab und an mal von
Geistern besessen sind. Die Atmosphäre ist dabei gerade in den Horrorszenen recht dicht, aber insgesamt bleibt "Hungry Ghost Ritual" zu kühl. Das liegt auch
an den Charakteren, die mangelhaft ausgearbeitet sind.
Zong Hua wird von der Truppe nicht akzeptiert, gewinnbringend wird damit aber nicht gearbeitet. Xiu Yin soll ein Liebesinteresse darstellen, dieses ist jedoch
viel zu kalt präsentiert und wird auch nicht weiter verfolgt. Dann gibt es auch noch Andeutungen auf Zong Huas Ex-Frau und seinem Leben abseits der Oper das
letzte Jahrzehnt. Wofür, das bleibt unbeantwortet. Überhaupt bleibt vieles in der Geschichte nur angedeutet und Erklärungen sucht man vergebens, sodass man
Gefahr läuft, auch das Ende nicht ganz zu verstehen. Ein Problem in dieser Hinsicht ist auch, dass man leicht übersehen kann, dass die parallel erzählte
Geschichte der alternden Opernsängerin in der Vergangenheit spielt. Das ist schwer an irgendwelchen Hilfsmitteln festzumachen. Auch die Kinematografie oder
Farbgebung ist nicht wirklich aufschlussreich.
Neben einem unnötig verworrenen Drehbuch und einer nicht durchgängigen Verbindung zwischen der Haupt- und der Nebengeschichte kann das Drehbuch außerdem keine guten Dialoge oder intelligente Hinweise unterbringen, die einen das Gesamtbild eventuell selbst zusammensetzen lassen. Annie Liu ("Exodus", "Floating City") hat ihre Momente, aber ihr Charakter bleibt seelenlos. Nick Cheung ("Helios", "That Demon Within") gibt eine zurückhaltende Darstellung ab, nur dass sein Charakter keine Tiefe besitzt, womit sein Schauspiel schlichtweg flach bleibt. Letztlich kann man aber festhalten, dass Cheung als Darsteller in vielen Rollen bereits äußerst überzeugend sein konnte, was man von ihm als Regisseur anhand von "Hungry Ghost Ritual" nicht sagen kann. Die kulturellen Feinheiten sind interessant, ansonsten gibt es einen mit 82 Minuten recht kurzen Genre-Eintrag, der wohl nur Hardcore Horrorfans über die zahlreichen Mängel hinwegsehen lassen wird.