Story: Joo-wol (Ha Jeong-woo) ist Schriftsteller und leidet an einer Schreibblockade. Da er erst einen Roman geschrieben hat und im Moment nicht
weiterkommt, arbeitet er nebenher als Barkeeper. Seine Freunde geben ihm den Rat, sich endlich eine Freundin zu suchen, da ihm die Ideen dann von alleine
zufliegen würden. Jeder Schriftsteller brauche schließlich eine Muse. Bei einem kleinen Ausflug nach Berlin trifft er dann durch Zufall die Fotografin und
Filmverleiherin Hee-jin (Kong Hyo-jin). Joo-wol bekommt die Frau nicht mehr aus dem Kopf und lädt sie in Korea zum Essen ein. Auch nach einem erneuten Treffen
weiß der Schriftsteller aber einfach nicht, was sie von ihm hält. Er setzt alles auf eine Karte und beichtet ihr letztlich seine Gefühle. Die beiden kommen
sich näher und werden ein Paar. Doch schon bald fällt Joo-wol auf, dass seine Freundin ihre Achselhaare nicht rasiert. Es ist nur die erste Eigenart, die ihn
zu einer neuen Geschichte inspiriert. Langsam erkennt er immer mehr Seiten an seiner Freundin, die ihn stören. Es scheint nur gar nicht mehr so selbstverständlich
für ihn, dass die beiden für immer zusammenbleiben...
Kritik: Regisseur Jeon Gye-soo hatte lange Zeit Probleme, Produzenten für seinen Film zu finden, da seine Romantikkomödie etwas zu
anspruchsvoll und vielschichtig für ein Publikum schien, das sich gerne von seichter Unterhaltung in den Kinos berieseln ließ. Das sollte bereits einen
ungefähren Eindruck vermitteln, was einen bei "Love Fiction" erwartet. Der Film ist ein ausgesprochen ernster Blick auf die Liebe und die verschiedenen Stadien,
die diese durchläuft. Dabei verbaut der Regisseur seine Motive auf sehr erwachsene Weise und wird damit auch jene ansprechen können, die mit Rom-Coms kaum
etwas anfangen können. Neben dem Humor muss der Film aber bei seiner ehrlichen Herangehensweise an das Thema Liebe selbstverständlich auch eine
gehörige Portion Drama bereithalten.
Sicherlich wäre ich einer der ersten, die sich darüber aufregen würden, wenn am Ende von "Love Fiction" alles wieder in Richtung einer einzigen Tränenparade
gehe würde, aber so ist es gar nicht. Vielmehr hat der Romantikstreifen damit zu kämpfen, dass er zum einen versucht zu vielschichtig zu sein - mit
fragwürdigem Erfolg - und zum anderen eine Ziellosigkeit an den Tag legt, die manchmal etwas ermüdend sein kann. Diese Gefahr laufen aber alle Filme, die
lediglich eine Beziehung als Aufhänger für ihre Geschichte haben. Eben darum wird die Geschichte in Welten der Fiktion gespiegelt. Joo-wol überträgt sein
privates Leben immer wieder auf seine literarischen Ergüsse und gibt dadurch einen besseren Einblick in seine Psyche, als uns das sonst gestattet wäre. Denn
obwohl die Geschichte ausschließlich aus seiner Perspektive erzählt wird, würden uns ohne diese Herangehensweise viele Informationen über sein Inneres
fehlen.
Ha Jeong-woo ("Kundo: Age of the Rampant", "The Berlin File") ist eher nicht das
typische Gesicht für einen Romantikstreifen und das bringt tatsächlich etwas Erfrischendes in den Film. Es ist auch tatsächlich interessant zu sehen, wie nicht
nur Joo-wol, sondern auch Hee-jin, gespielt von Kong Hyo-jin ("Crush and Blush", "Memento Mori"),
im Laufe des Films Charakterveränderungen unterlaufen. Dafür ist nicht zuletzt die Dynamik der Beziehung verantwortlich. Je mehr die beiden sich jedoch
kennenlernen, desto mehr verfliegt auch die Magie zwischen ihnen und wo man sich zunächst bereitwillig für den anderen verbogen hat, macht man dies nun dem
anderen zum Vorwurf. Hee-jin deutet aber bereits am Anfang der Beziehung an, dass nichts von Dauer ist, und es scheint so, als wollte sie sich der Magie
des Verliebens entziehen, um späterer Enttäuschung zu entfliehen.
Der Schriftsteller dagegen ist unerfahrener und sucht sich eigentlich eine Freundin, weil er durch eine Muse seine Schreibblockade lösen will. Da ist es
naheliegend, dass er das Gefühl der Liebe lediglich dem "Objekt" Hee-jin auferlegt hat. Mit der Zeit wundert er sich aber darüber, dass er über seine Freundin
eigentlich so gut wie nichts weiß. Wie in der Detektivgeschichte, die er schreibt, versucht er deshalb Nachforschungen anzustellen. Doch sobald er das
Mysterium anfängt aufzulösen, und eine besondere Wendung gibt es hier nicht, fängt seine Freundin an, uninteressant für ihn zu werden. Da wir stets Joo-wols
Perspektive einnehmen, hätte Hee-jin leicht besonders schlecht wegkommen können, aber das ist zum Glück nicht der Fall.
Dennoch würde man sich oft einen genauso tiefen Einblick in Hee-jins Psyche wünschen wie in die des Schriftstellers. Seine Gespräche mit seinem imaginären Freund sind letztlich sehr aufschlussreich. Ein weiterer Kritikpunkt ist außerdem die eingestreute Erzählung innerhalb der Erzählung. Der schlechte Ton und das künstliche Bild der Detektivgeschichte sind zwar ein nettes Stilmittel, aber das geht auf Kosten der Kohärenz. Der Film holpert an einigen Stellen unnötig, was trotz der reifen Behandlung der Thematik "Love Fiction" nicht so sehr überzeugen lässt, wie er es eigentlich hatte tun müssen. Ein paar gute Lacher, nette Musik und ein ansprechendes Ende machen es daher umso ärgerlicher, dass man den Film nicht ohne Bedenken empfehlen kann. Wer aber mal wieder einen Romantikstreifen sehen will, der nicht einfach nur peinlich ist, für den ist der Film aber auf jeden Fall der richtige.