Story: Liu Bang (Liu Ye) ist der Kaiser Chinas und hat nicht mehr lange zu leben. Er wird außerdem stets von Albträumen geplagt, die sich um
seine beiden Todfeinde Lord Yu (Daniel Wu) und General Xin (Chang Chen) drehen. Tatsächlich waren die drei früher gute Freunde. Liu bat damals
Lord Yu, der eine Legende auf dem Schlachtfeld war, ihm eine Armee zur Verfügung zu stellen, damit er sein Heimatdorf aus der Hand feindlicher Soldaten befreien
und seine Frau (Qin Lan) retten kann. Yu gewährt ihm den Wunsch und danach kämpfen sie Seite an Seite um das Qin-Imperium zu stürzen. Auch Xin dient in Yus
Armee. Doch nach Lius Sieg gegen das Qin-Imperium, zieht er selbst in den Palast, ohne wie abgesprochen auf Yu zu warten. Im Palast entdeckt Liu, dass er
weitaus größere Ambitionen hat, als ihm bewusst war. Warum sollte er Yu den Thron überlassen, wenn er selbst Kaiser sein könnte? Er wird aber bald wieder
in die Realität zurückgeholt, als Yu kurz davor ist, mit einer gigantischen Armee den Palast zu stürmen. Liu unternimmt einen verzweifelten Versuch, Yu davon
zu überzeugen, dass es sich bei der Angelegenheit um ein Missverständnis handelt. Das Bankett, zu dem Yu einlädt, wird für Liu jedoch zum Albtraum...
Kritik: Wenn Lu Chuan einen Historienfilm dreht, dann darf man eine präzise recherchierte Geschichte und einen Fokus auf psychologische
Aspekte erwarten. Und genau das bekommt man mit "The Last Supper" auch. Daneben macht der Film auch mit seinen schönen Bildern und einer
düster-depressiven Stimmung trunken. Allerdings irritiert Lu mit einer konfus erzählten Geschichte, der zu folgen vor allem für jene, die nicht mit den
politischen Vorgängen in China zu jener Zeit vertraut sind, äußerst schwierig sein wird. Weiterhin können die Schauspieler zwar differenzierte Darstellungen
abgeben, ihre Persönlichkeiten bleiben aber extrem kühl, sodass man stets eine gewisse emotionale Eingebundenheit vermisst. Letztendlich macht das den Film
sehr realistisch, aber auch ungewohnt anstrengend.
Die geschichtlichen Wurzeln des Films liegen in der Zeit zwischen der Qin-Dynastie, in der China geeint wurde, und der darauf folgenden Han-Dynastie.
Die drei Protagonisten des Films sind große historische Persönlichkeiten, die wir über die wichtigsten Stationen ihres Lebens hinweg begleiten, wobei
ein klarer Fokus auf Liu Bang liegt - was naheliegend ist, wurde er doch schließlich Kaiser. Liu Ye ("Police Story 2013")
gibt eine ansehnliche Darstellung ab, vor allem in seinen jungen Jahren, in denen die Ambivalenz des Charakters oft zutage tritt. Liu Bang ist voller
Ambitionen, zeigt manchmal Herz, ist aber auch ein Feigling und zeigt gerade in späteren Jahren, wie grausam er auch sein kann. Seine Taten als Kaiser
resultieren oft aus Angst, welche wiederum ihren Ursprung in einem Trauma hat.
Dieses Trauma verfolgt ihn in Form eines Traumes und dreht sich um das Bankett, auf welches der Titel hinweist. Eine Szene, die in komprimierter Form die
besondere Atmosphäre des Films zur Schau stellt. Beklemmende Bilder, ein bedrohlicher, aber auch hypnotischer Schwerttanz, jederzeit kann eine Klinge aus der
Dunkelheit zuschlagen und ein düsterer Soundtrack begleitet das Geschehen. Lu Chuan ("City of Life and Death",
"Kekexili: Mountain Patrol") komponiert seine Bilder mit Bedacht. Die Sets und Kostüme sind beeindruckend, stehen
aber zu jeder Zeit im Dienste der Geschichte. Damit, dass niemals das visuelle Element im Vordergrund steht, sondern stets die Substanz der Geschichte,
setzt sich Lu Chuan mit seinem Historienfilm angenehm von seinen Kollegen ab.
Es gibt sogar einige CGI-Szenen zu sehen, aber nicht wie erwartet während irgendwelcher Schlachtszenen, sondern wenn es um das Nach-außen-Tragen innerer
Vorgänge geht. Action darf man hier im Übrigen nicht erwarten. Es gibt zwar eine kurze Schlachtszene, die durchaus den epischen Charakter des Films
unterstreicht, aber sie arbeitet mehr auf einer Ebene, die die Geschichte voranbringt und nicht unnötig mit Schlachtengemetzel ein breites Publikum begeistern
will. Lu geht eindeutig seinen eigenen Weg und legt in seiner Geschichte das Augenmerk auf strategische Konzepte, politische Geschehnisse und die Beziehungen
zwischen den Charakteren. Leider kann letzteres nie so sehr überzeugen, wie es nötig wäre, um zu emotionalen Szenen zu führen, da die Persönlichkeiten so
gut wie nie ihr wahres Gesicht zeigen. Das führt durchaus zu einigem Rätselraten hinsichtlich der Gesinnungen.
Gerade diese Undurchschaubarkeit der Personen macht aber auch dwn Spannungsgehalt der intrigenbeladenen Geschichte aus. Im letzten Drittel des Films dreht sich dann der Plot vermehrt um die Hofintrigen. Der Mittelteil besteht dagegen aus Rückblenden. Hier brilliert vor allem Daniel Wu ("That Demon Within", "Overheard 2"), der seiner Person etwas Ritterliches verleiht und auch für die einzige wirklich funktionierende dramatische Szene verantwortlich ist. Chang Chen ("The Grandmaster") verliert dagegen fast völlige Bedeutung, zumindest bis zum Finale. Seine geschichtliche Genauigkeit macht "The Last Supper" zu einem empfehlenswerten Historienstreifen, doch die unnötig konfuse Erzählform und die emotionale Distanziertheit machen den Film oft auch zu einer langatmigen Angelegenheit.