Story: Der Dokumentarfilmer Choi Hae-Kab (Kim Yun-Seok) lehnt sich in seinen Filmen und privat gegen die Regierung auf. Ihm ist alles verhasst,
was ihm aufgezwungen wird, und obwohl er mit seiner Arbeit kaum für seine Familie sorgen kann, hat er dennoch einen kleinen Fankreis um sich aufgebaut. Seine
Frau Bong-hee (Oh Yeon-soo) war früher an der Universität Widerstandskämpferin gegen die Regierung und unterstützt ihn in seinen Bestrebungen. Allerdings
will die gemeinsame Tochter Min-joo (Han Ye-ri) nichts von alledem wissen und zieht zu einer Freundin, um für eine Prüfung zu lernen. Auch Na-ra (Baek Seung-hwan)
hat genug vom alternativen Lebensstil seines Vaters, doch er und seine kleine Schwester Na-rae (Park Sa-rang) müssen schließlich in das Haus eines Freundes
auf der Insel Deul ziehen, da die Eltern ihre Miete nicht mehr zahlen können. Hae-Kabs Großvater hat den Bewohnern der Insel das Land vermacht, doch die
Regierung und ein paar Großunternehmer sehen das anders und wollen ein Resort mit vielen Hotels auf der Insel errichten. Hae-Kab und seine Familie
wappnen sich zum Kampf, denn eine solche Ungerechtigkeit lassen sie nicht einfach so über sich ergeben.
Kritik: "South Bound" kam beim Publikum wegen seiner ungewöhnlichen Prämisse nicht gut an, dabei ist diese eindeutig
interessant. Ein moderner kritischer Blick auf das unaufhörliche Wachstum Koreas und der Kapitalismus als Gegenpol zur friedlichen Familienidylle.
Der gesellschafts- und regierungskritische Ton dieses Comedy-Dramas weiß zu gefallen, genauso wie die Charaktere, aber etwas scheint letztlich doch zu
fehlen. Zum Einen bleibt die Absicht des Films nebulös, zum Anderen ist das Drehbuch etwas willkürlich geschrieben und manchmal auch ein wenig sprunghaft.
Dinge, die man dem Film gerne verzeihen würde, da die Familie, die Insel und die Natur ein angenehmes Gefühl der Idylle schaffen. Aber als Kritiker kann
man nicht umhin, einige Fehler zu beanstanden.
Jene Fehler fallen auch stärker ins Gewicht, als man das vielleicht gerne möchte. Was "South Bound" nämlich wirklich fehlt, ist die emotionale Inanspruchnahme.
Obwohl wir uns für die Familie interessieren und sie uns zum Teil auch ans Herz wächst, fühlen wir uns vom Ende in keiner Form bewegt.
Zufriedenstellend ist das Ende auch nicht. Zu grob und holprig wurde vor allem in der zweiten Hälfte eine an sich gute Geschichte umgesetzt. Dass der Film
sprunghaft wirkt, liegt auch daran, dass wir erst nach einer Weile von der Stadt auf die Insel kommen und uns klar wird, dass hier der eigentliche Schauplatz
verortet sein soll. Überhaupt scheint gegen Ende alles etwas zu plötzlich zu passieren und selbst die Charakterzeichnungen flachen ab. Das ist merkwürdig, denn
eigentlich basiert der Film auf einem Roman von Hideo Okuda.
Nicht völlig nachvollziehbar ist außerdem Hae-gap. Er ist ein Revolutionär, hat aber irgendwo seine Grenzen gesteckt, nur um diese später scheinbar zu
übertreten. Die Taten Hae-gaps sind nicht immer einleuchtend, weil sie dem widersprechen, was wir glauben, von ihm zu wissen. Allerdings macht dies
Kim Yoon-seok ("The Yellow Sea") mit seiner schön schrägen Art größtenteils wieder wett. Sein Charakter denkt alles andere
als in gewöhnlichen Bahnen und einen Vater wie ihn zu haben, mag zwar wie eine lockere Angelegenheit erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung kann es auch
sehr schwer sein. Die lustigen Szenen, die sich aus Hae-gaps Verhalten und unerschütterlichem Drang nach Freiheit ergeben, erinnern uns an Kim Yoon-seoks
Charakter aus "Punch", auch wenn er diesmal nicht ganz so charismatisch ist.
Dennoch ist Kim Yoon-seok der Star des Films. Daneben gibt es aber auch gute Nebencharaktere. Neben Baek Seung-hwan ("Silenced")
als pubertierender Sohn können vor allem die beiden Regierungsagenten überzeugen, die mehr oder weniger heimlich dem Familienvater auf Schritt und Tritt
folgen. Eigentlich sind alle äußerst liebenswert und wir schließen schnell die gesamte Insel in unser Herz. Das satte Grün, das gemütliche Zuhause, die
Freiheit, die einem das einzig Wichtige vor Augen hält - sein Leben zu genießen - wirken wie eine kühle Brise und schaffen Wohlfühlatmosphäre. Schade,
dass die obligatorische Störung des Friedens völlig vorhersehbar ist und dann durch ein konfuses Finale qualitativ recht stark vom Rest des Films abfällt.
Regisseurin Lim Soon-rye konnte bereits mit "Forever the Moment" zeigen, dass sie eine Filmemacherin ist, die sich gerne mit außergewöhnlichen Geschichten befasst. Ihre Stärke ist außerdem, dass sie ihren Charakteren Kanten lässt, die sie sehr menschlich und damit charismatisch erscheinen lassen. Aber diese grobe Art zu zeichnen, verliert bei der Geschichte ihren Zauber. Hier wäre noch ein wenig Feinarbeit von Nöten gewesen. Mit seiner regierungskritischen Prämisse erhebt "South Bound" einen Anspruch, dem er letztendlich leider nicht gerecht werden kann. Weiterhin kann uns das Comedy-Drama auch emotional nicht so mitnehmen, wie man es erwarten würde. Es handelt sich hier eigentlich um einen Film, der ein Publikum verdient hat. Aber nicht, weil er doch recht speziell ist, sondern wegen der angesprochenen Mängel ist eine klare Empfehlung nicht leicht zu geben.