Story: Tae-soo (Jo In-Seong) ist in der Schule ein Schläger und verdient sich den Respekt seiner Mitschüler. Sein Vater ist ein Gauner und
Dieb und als er ihn eines Tages vor einem Staatsanwalt betteln sieht, erkennt er, wer in der Welt wirklich Macht besitzt. Fortan lernt er für die Schule
und schafft es nicht nur an die Universität, sondern sogar seinen Abschluss. Als Anwalt sieht er bald die Korruption, die in seinem Beruf stets
Alltag ist. Er wehrt sich gegen diese, lernt aber schließlich Dong-cheol (Bae Seong-woo) kennen, der ihn bittet, einen bestimmten Fall ruhen zu lassen.
Tae-soo will sich nicht verkaufen. Als er aber Han Kang-sik (Jung Woo-sung) auf einer seiner luxuriösen Partys kennenlernt, erkennt er, dass dieser zu den wenigen
politisch einflussreichen Menschen im Land gehört und zudem viel Geld unter Han zu holen ist. Han ist maßgeblich an den politischen Ränkespielen
beteiligt und hat genügend Material in seinem Aktenarchiv liegen, um unliebsame Konkurrenten bestimmter Politiker auszuschalten. Er hat auch enge Kontakte zur
Unterwelt und so trifft Tae-soo den Gangster Doo-il (Ryu Jun-yeol) aus seiner Heimat wieder, mit dem er sich anfreundet. Allerdings ist Tae-soo ein entbehrliches
Rad in Han Kang-siks Stab und sieht sich bald auf der Verliererseite. Aufgeben ist jedoch nicht in seiner Natur.
Kritik: Die Bühne für einen Film wie "The King" ist momentan in Südkorea natürlich bestens vorbereitet. Nach dem Skandal um Präsidentin
Park Geun-hye ist das Gerechtigkeitsbewusstsein des koreanischen Volks wohl so stark wie nie und da hat es Regisseur Han Jae-rim leicht, in eine bereits
offene Wunde zu schneiden. Dementsprechend war "The King" an den Kinokassen auch erfolgreich. Das Politik-Drama dreht sich dabei um Korruption, die führende
Elite des Landes, die Manipulation der Medien und auch Wiedergutmachung. Der Held der Geschichte ist letztlich ein Teil der korrupten Maschinerie, wird aber
von dieser ebenso ausgenutzt, wie all jene, die als Werkzeug oder Bauernfiguren in einem größeren Schachspiel verwendet werden. Die Geschichte bekommt dabei
die epischen Ausmaße, die sie verdient, und glänzt vor allem mit interessant geschriebenen Charakteren.
Zunächst einmal wird man überrascht sein, Jo In-Seong nach seiner letzten Filmrolle vor neun Jahren in "A Frozen Flower"
wiederzusehen. Zuerst war er mir als Darsteller alles andere als sympathisch, aber seit "A Dirty Carnival" habe ich
meine Meinung geändert. In "The King" zeigt er, dass er schauspielerisch noch einmal einiges dazugelernt hat und beweist sich als herausragender Darsteller,
der den Film hervorragend auf seinen Schultern tragen kann und der zukünftig hoffentlich wieder vermehrt in Filmrollen und nicht nur Dramaserien zu sehen
sein wird. Tae-soos steter Wandel als Mensch, schließlich umreißt die Geschichte gut 20 Jahre, ist sehr überzeugend eingefangen und dennoch bleibt er im Kern
die gleiche Person. Die interessante Frage ist dabei auch, ob Tae-soo eigentlich ein Sympathieträger sein soll.
In gewisser Weise natürlich schon, aber darauf legt es die Geschichte gar nicht an. Tae-soo gibt dem Verlangen nach mehr Geld und Macht nach, zeigt aber, dass
es nicht unbedingt zu spät sein muss, wieder auf den Pfad der Gerechten zu finden. Mit anderen Worten stellt er einen Helden dar, der aus Grauschattierungen
besteht und genau das macht ihn natürlich auch so faszinierend. Als Bösewicht fungiert Jung Woo-sung ("The Divine Move"),
der durchaus ein paar nette Szenen hat, aber von Jo In-Seong zu oft in den Schatten gestellt wird. Daneben hat Bae Seong-woo ("Remember
You") noch eine größere Nebenrolle. Das Politikdrama besticht durch einige weitere Nebencharaktere, die die Geschichte bereichern. Ein paar von ihnen
hätten aber durchaus mehr Raum verdient, so vor allem die weibliche Ermittlerin, die erst ab der zweiten Hälfte immer mal wieder sporadisch den Bösewichten
in die Suppe spuckt.
Regisseur Han Jae-rim ("The Face Reader", "The Show Must Go On") hat einen sehr
ambitionierten Film auf die Beine gestellt und versagt keineswegs. Die Bilder sind poliert, der Schnitt originell, der Soundtrack gut gewählt und dennoch
steht hier nicht Stil über Substanz. Denn zunächst einmal steht die Geschichte im Vordergrund. Auch diese ist gut gelungen und facettenreich. Wir bewegen
uns von der Welt reicher Anwälte und der Politik ab und an auch in die der Unterwelt und erkennen, dass die Parallelen nur allzu offensichtlich sind. Es gibt
Verrat, Rache, Pläne, die geschmiedet werden, und Freundschaften, die auseinanderzufallen drohen. Am Ende stellt sich für Tae-soo natürlich die Frage, ob es
das alles wert ist, nur um Partys mit viel Champagner und hübschen Frauen zu feiern. Letzten Endes will der Film auch an das Gewissen appellieren.
Das geschieht auf subtile Weise und profitiert davon, dass die Geschichte zwanzig Jahre umfasst und tatsächliche politische Wendungen in die Geschichte integriert werden. Vier Präsidenten - durch Archivmaterial auf den Bildschirm gebracht - zeigen den politischen Wandel im Land und lassen dennoch erkennen, dass sich gewisse Dinge doch nie ändern. Korruption und Machtgier sind wie ein wachsender Tumor im Land und nicht nur in Korea, weshalb man schnell von der Geschichte gefangen genommen wird und nicht unbedingt geschichtliches Hintergrundwissen benötigt, um die feinen politischen Nuancen zu verstehen. Daneben überzeugt "The King" aber vor allem durch seine farbenprächtig geschriebenen Charaktere, die sich ebenso mit den Jahrzehnten entwickeln. Somit funktioniert der Film sowohl als Politdrama als auch als Charakterdrama hervorragend.