Story: In den 1930ern während der Besetzung Koreas durch Japan heuert Fujiwara (Ha Jung-woo), ein Schwindler, der sich als Japaner
ausgibt und ein Meister der Fälschung ist, das Mädchen Seok-hee (Kim Tae-ri) an. Sie soll das neue Dienstmädchen von Lady Hideko (Kim Min-hee) werden.
Hideko soll den Onkel (Cho Jin-woong) ihrer verstorbenen Mutter heiraten, doch Fujiwara hat andere Pläne. Seok-hee soll als neues Dienstmädchen dafür
sorgen, dass sich Hideko in ihren neuen Zeichen-Lehrer Fujiwara verliebt. Fujiwaras Plan ist, Hideko zu heiraten, ihren japanischen Namen anzunehmen
und so an ihr Vermögen zu kommen. Danach will er sie in eine Nervenheilanstalt einweisen lassen. Der Plan ist gut durchdacht, aber die mental alles andere als
stabile Hideko fängt an, Gefühle für Seok-hee zu hegen, genauso wie diese für ihr Opfer. Dennoch besteht für Seok-hee kein Zweifel, dass sie Hideko hintergehen
muss, da sie ihr ganzes Leben als Diebin verbracht hat und endlich ausgesorgt haben will. Es erweist sich für sie aber als nicht mehr so einfach, Hideko
von den Vorzügen Fujiwaras zu überzeugen. Und als ihr dies doch gelingt, fängt sie an Gefühle der Eifersucht zu verspüren...
Kritik: Die Blindheit der meisten Kritiker wird immer irritierender oder Regisseur Park Chan-wook trifft schlichtweg nicht mehr meinen
Geschmack. Liest man die Kritiken zu "The Handmaiden" könnte man meinen, es handele sich bei diesem Werk um Parks bis dato bestes Werk. Dem ist nicht so,
aber Park hat hier zweifellos endlich wieder einen guten Film abgeliefert. Das liegt zum einen wieder einmal an seinen wunderbaren Bildern, an denen man sich
gar nicht satt sehen kann, und zum anderen an gut ausgearbeiteten Charakteren. Auch die Geschichte ist interessant, wenn sie auch mit dem Problem zu kämpfen
hat, dass die eigentliche Wende bereits nach gut einem Drittel bzw. der Hälfte des Films präsentiert wird. Danach kann man eigentlich kaum noch von einer
Überraschung sprechen. Dennoch hilft der wieder stark ins Auge springende Surrealismus dabei, dass die Geschehnisse spannend bleiben.
Die Geschichte des Films basiert auf Sarah Waters' Roman "Fingersmith" und wird von England ins von Japan besetzte Korea verlagert. Dabei hat der Film jedoch
etwas stark viktorianisches in seiner Setgestaltung. Besonders das Herrenhaus im westlichen Stil weiß zu gefallen und eine Atmosphäre wie in einem Horrorfilm
zu kreieren. Aber mit Horror hat "The Handmaiden" eigentlich nichts zu tun. Stattdessen handelt es sich hier um einen Thriller, der stark erotische Töne aufweist.
Gegen Ende wird der Film dann auch ein wenig brutal, aber das ist nichts, was man von Park nicht schon gesehen hätte. Überraschend ist dagegen der erotische
Gehalt des Films. Es gibt einige äußerst explizite und freizügige Szenen zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen und auch wenn diese die gleiche Ästhetik
auszeichnet wie den Rest des Films, muss man sich im Nachhinein doch fragen, ob diese in ihrer Eindeutigkeit wirklich notwendig gewesen sind.
Es soll aber nicht der Eindruck erweckt werden, dass diese fehl am Platz wirken. Erstaunlicherweise wirken alle Elemente des Films zusammenhängend, was bei
den unterschiedlichen Rädern des Uhrwerks eine beeindruckende Leistung ist. Überdies behandelt der Film auch das Thema Perversion, da der Besitzer des
Herrenhauses eine ganz besondere Vorliebe des Literaturgenres hat. Park verleiht seiner Geschichte auch etwas Rätselhaftes, indem er immer wieder auf
Informationen oder Orte verweist, die erst später eine Rolle spielen. Das sorgt dafür, dass der Film auch spannend bleibt, nachdem die eigentliche Auflösung
schon ungewöhnlich früh gegeben wird und man sich alles Weitere der Hauptgeschichte ohne Probleme selbst zusammenreimen kann. Das erweist sich in der Tat als
eine der größten Schwächen des Films, zumal man eine weitere Wendung am Ende erwartet, letztlich aber enttäuscht wird.
Das Rätselhaft-Mysteriöse des Films schlägt sich auch in einigen recht surrealistischen Szenen nieder. Anders als in Parks letzten Werken wie
"Thirst" ist das aber nicht einfach nur befremdlich, sondern passt zum Ton des Films und schiebt diesen beinahe an den Rand der
Träume. Dazu tragen auch die wundervollen Bilder und perfekten Sets im viktorianischen Stil bei. Man bekommt hier sicherlich einige Szenen zu sehen, die man
so noch nie in einem Film gesehen hat, aber die Geschichte wiederum macht das, anders als es einem manche Kritiker weißmachen wollen, nicht unbedingt unglaublich
originell. Allerdings sind die Charaktere gut ausgearbeitet und in ihren Handlungen durchaus nachvollziehbar, was man wie gesagt nicht unbedingt von Parks
letzten Filmen behaupten kann. Somit hat man als Zuschauer nicht nur Personen, mit denen man mitfiebern kann - trotz ihrer dunklen Seiten -, sondern darf auch
an ihren psychologischen Besonderheiten rätseln.
Darstellerisch bekommt man, wie bei Park gewohnt, sehr gute Leistungen. Kim Min-hee ("Helpless") wirkt anfangs enorm kühl, gibt ihrer Person darüber hinaus im Laufe des Films aber viele differenzierte weitere Facetten und trägt ihre psychologischen Narben, die Hideko von ihrem eigenartigen Onkel, gespielt von Jo Jin-woong ("A Hard Day"), bekommen hat, mit großer Authentizität. Auch Ha Jeong-woo ("The Berlin File") überzeugt in seiner Rolle. Weiterhin rätselt man als Zuschauer oft darüber, ob das Gesagte ernst gemeint ist oder doch nicht nur von den Charakteren geschauspielert, weil diese ihre Ziele erreichen wollen. Das erfordert sowohl vom Regisseur als auch von den Darstellern großes Feingefühl. Park Chan-wook begeistert mit bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Bildern und einer grandiosen Atmosphäre. Allerdings kann sich der Film manchmal auch als etwas langatmig erweisen und ganz so komplex ist "The Handmaiden" dann eben doch nicht. Davon abgesehen hat Park aber endlich wieder ein wunderbares Stück Filmmagie abgeliefert.