Story: Joo-hyeop (Ma Dong-seok) ist Hundezüchter und lebt mit seinem Sohn Yong-ho (Ahn Do-gyoo) ein ruhiges Leben. Yong-ho würde sich
zwar mehr Gespräche mit seinem Vater wünschen, aber er hätte eigentlich nichts zu beklagen, wenn er in der Schule nicht von seinen Mitschülern tyrannisiert
würde. Eines Tages kommt das Mädchen Ji-soo (Kim Hyeon-soo) neu in die Klasse und findet wegen ihrer zurückhaltenden Art keinen Anschluss bei ihren Mitschülern.
Sie bleibt sogar gerne auf Abstand gegenüber anderen, nur Yong-ho gibt nicht auf. Er interessiert sich für das neue Mädchen und zusammen haben die beiden bald
einen gemeinsamen Ort unter einer Brücke, wo sie oft miteinander die Zeit verbringen. Ji-soos Zurückgezogenheit hängt mit einem Trauma zusammen. Vor einigen
Jahren hat sie einen Mord beobachtet, weshalb der Mörder kurz davor war, auch sie umzubringen, doch er wurde dabei unterbrochen. Als Ji-soo dann ihre
betrunkene Mutter nach Hause bringen muss und Yong-hos Vater sie mitnimmt, besteht für das kleine Mädchen kein Zweifel mehr. Joo-hyeop ist der Mann, der sie
vor einigen Jahren beinahe getötet hätte. Yong-ho weiß nichts von der Vergangenheit seines Vaters, doch Joo-hyeop kann sich nun nicht mehr seinem Morddrang
erwehren...
Kritik: Sicherlich gewinnt "The Murderer" keinen Preis für den originellsten Filmtitel, aber davon abgesehen, und nicht den Umstand
mit einbeziehend, dass der Film mit gerade einmal 85 Minuten extrem kurz ist, überrascht dieses Thriller-Drama mit einer mitnehmenden Prämisse und zum
Teil tiefgehendem Drama. Das ist vor allem zwei guten Jungdarstellern zu verdanken, die den Film fast im Alleingang tragen. Außerdem ist es interessant, dass
man hier nicht den klassischen düsteren Thriller um einen Killer präsentiert bekommt, sondern dass stattdessen das menschliche Drama des Sohnes im Vordergrund
steht, der seinen Vater liebt und sich dennoch sehnt, diesem noch etwas näher zu stehen - nicht ahnend, dass dieser ein Mörder ist, der sogar seine Mutter
umgebracht hat. Wenn das mal nicht der Aufhänger für eine Familienkrise ist...
Überrascht wird man vor allem davon sein, dass nicht der Mörder per se im Fokus steht. Man hätte durchaus eine psychologische Reise ins Innere des Vaters
aus dem Film machen können, doch stattdessen steht der Sohn im Vordergrund. Nicht nur das, seine Geschichte mit Ji-soo ähnelt einer reinen Liebesgeschichte,
nur dass die beiden dafür noch zu klein sind. Die Freundschaft, die sich zwischen den beiden entfaltet, ist zunächst durch diverse Mauern behindert, die die
zwei um sich herum aufgebaut haben. Yong-ho hat aber ein Interesse daran, die des Mädchens einzureißen, da er das erste Mal jemanden kennenlernt, zu dem
er eine Verbindung spürt. Die beiden werden von ihren Mitschülern tyrannisiert und leben in schwierigen Familienverhältnissen, sodass ihre Einsamkeit und
Sehnsucht nach einem ganz normalen Leben die beiden durch ein unsichtbares Band verbindet.
Ji-soo, sehr schön gespielt von Kim Hyeon-soo ("Silenced"), leidet an einem Trauma. Indirekt kam es überhaupt erst zu ihrer
schrecklichen Erfahrung, weil ihre Mutter und ihr Vater getrennt voneinander leben. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und will wieder Spaß im Leben haben, wobei
sie Ji-soo von Vorneherein als ihre Quelle des Glücks auszuschließen scheint. Yong-ho dagegen ist recht glücklich mit seinem Vater, auch wenn er sich wünschen
würde, dass die beiden mehr miteinander reden. Ahn Do-gyoo ("A Werewolf Boy") spielt gegen Ende seine innere Zerrissenheit
glaubwürdig, auch wenn man sich gewünscht hätte, dass die Veränderungen in seinem Charakter, die aus seiner plötzlichen Verwirrung und Orientierungslosigkeit
resultieren, etwas mehr Raum zum Entfalten bekommen hätten. Denn gegen Ende scheint einiges doch unnötig überstürzt.
Als Drama weiß "The Murderer" zu gefallen, gerade eben dank der beiden Kinder als Protagonisten. Die Farbgebung ist recht trist und die Atmosphäre erinnert
zuweilen tatsächlich an einen düsteren Thriller, ohne dass man billige Gerne-Klischees bedienen würde. Die Geschichte entwickelt sich auch stets in einem
angenehmen Tempo weiter, sodass keine langatmigen Pausen entstehen. Immer wieder gibt es ein paar kleine Flashbacks, anhand derer man schnell herleiten
kann, in welchem Verhältnis die Charaktere zueinander stehen und welche Dämonen sie heimsuchen. Das Problem ist, wenn überhaupt, der Vater. Er hört Stimmen, die
ihn zum Morden bringen und augenscheinlich war seine Frau, die fremdging, der Auslöser für seinen Zusammenbruch. Irgendwie hatte er es aber geschafft,
wieder ein ganz normales Leben zu führen. Bis jetzt. Yong-hos Vater mangelt es an einer guten Ausarbeitung, um wirklich als Charakter zu überzeugen.
Immerhin versucht Ma Deon-seok ("The Neighbors", "The Five") seinem Charakter mehr Tiefe zu geben, doch trotz des Fakts, dass er mehr aus seiner Rolle herausholt, als es seine Kollegen wahrscheinlich versucht hätten, und er es vermag, seiner Person eine gewisse Tragik, die sogar Mitleid hervorrufen kann, zu verleihen, bleibt seine Darstellung hinter den Erwartungen zurück. An den richtigen Stellen, speziell gegen Ende, wächst "The Murderer" aber innerhalb seiner dramabehafteten Momente über sich selbst hinaus, was neben Ma auch den beiden Jungdarstellern zu verdanken ist. Aber auch Regisseur Lee Gi-wook beweist in seinem Debüt, dass er weiß, wo seine Stärken liegen, und er nutzt sie gekonnt. Das Ende wirkt zwar etwas zu plötzlich, aber "The Murderer" geht einem wesentlich näher, als man es bei einem Film dieser Art vermuten würde. Beeindruckend.