Story: Yeo-seon (Kim Sae-ron) muss an einem verregneten Tag alleine von der Schule nach Hause laufen und wird von dem Killer Seung-hyuk (Kim
Seong-gyoon) entführt und umgebracht. Seung-hyuk ist ein Nachbar des Mädchens und die Mutter (Kim Yoon-jin) sieht Tag für Tag den Geist Yeo-seons,
weil sie sich Vorwürfe macht, sie nicht abgeholt zu haben. Da Yeo-seon nicht das erste Opfer ist, deren Leiche in der Nachbarschaft auftaucht,
ist man sehr nervös. Der Hausmeister (Cheon Ho-jin) des Gebäudekomplexes, in dem der Mörder wohnt, hat bereits einige Vermutungen, zumal sein Kollege
plötzlich verschwindet, aber aus persönlichen Gründen geht er der Sache nicht nach. Ein Ladenbesitzer (Im Ha-ryong) verdächtigt ebenfalls Seung-hyuk sowie
ein Pizzabote (Do Ji-han), der merkwürdige Beobachtungen bei dem Killer in der Wohnung gemacht hat. Als der Killer das Schulmädchen Soo-yeon sieht, glaubt
er jedoch verrückt geworden zu sein, da sie genauso aussieht wie Yeo-seon. Außerdem wird er ständig von einem Kredithai (Ma Dong-seok) tyrannisiert, weil er
dessen Parkplatz benutzt. Langsam droht Seung-hyuks Geheimnis gelüftet zu werden, doch Soo-yeon soll sein nächstes Opfer werden.
Kritik: Ein durchaus als intelligent zu bezeichnendes Drehbuch, solide Regie mit einer paar unorthodoxen Ideen und eine tolle Besetzung
machen "The Neighbors" zu einem gelungenen Thriller, der eine ansprechend düstere Atmosphäre vorweist, ohne dabei auf eine gewisse Form des schwarzen
Humors zu verzichten. Gleich vorweg sei jedoch gesagt, dass der Film einmal zu oft versucht, sich in das Gewand eines Horrorstreifens zu begeben. Ziemlich
schnell ist aber klar, dass all die vermeintlich übernatürlichen Elemente im Film lediglich Schuldgefühle oder innere Dämonen darstellen. Ist dies
erst einmal bewusst, irritiert die oft auf Horror ausgelegt Atmosphäre, zudem passt der Soundtrack damit auch nicht immer. Aber davon abgesehen, gibt
es viel an dem Thriller zu loben.
Die Grundidee, einen Killer mitsamt seinen Nachbarn in einem Wohnkomplex darzustellen, ist äußerst vielversprechend und zum größten Teil schöpft Debüt-Regisseur
Kim Hwi dieses Potential auch aus. Die Geschichte basiert auf einem Webtoon von Kang Pool ("Hello Schoolgirl") und besticht
durch seine Fülle an Charakteren. Weiterhin ist der ständige Perspektivenwechsel für eine hohe Spannung verantwortlich, zumal alle Charaktere auf eine gewisse
Art miteinander verbunden sind und man schon zu Anfang weiß, dass sich ihre Wege am Ende kreuzen werden. Einen großen Reiz übt der Film auch dadurch aus,
dass die einzelnen Personen jede für sich ein oder zwei Puzzleteile in der Hand halten, aber damit wenig anfangen können. Als Zuschauer hat man bereits das
gesamte Puzzle vor sich liegen. Was leicht hätte frustrierend werden können, ist gut umgesetzt.
"The Neighbors" ist voller Rückblenden und weist damit eine Erzählstruktur auf, die leicht verwirrend anmuten mag, dies aber im Endeffekt nicht ist.
Seine Horrormomente kann der Film nicht gewinnbringend ausspielen, dafür überzeugt aber das Drama. Es ist weniger Kim Yun-jin ("Harmony",
"Seven Days"), von der wir mittlerweile zur Genüge wissen, dass sie in ihren Rollen gerne und zumeist überzeugend weint, als
vielmehr die kleine Kim Sae-ron ("The Man From Nowhere", "A Brand New Life"),
die in einer Doppelrolle nicht nur äußerst charismatisch ist, sondern auch das Drama auf einem hohen Niveau arbeiten lässt. Die Mutter ist übrigens nicht
die einzige, die von inneren Dämonen geplagt wird. Einer der rätselhaftesten Personen ist der Hausmeister.
Cheon Ho-jin ("Desire to Kill") verleiht seiner Person neben seiner Liebenswürdigkeit das nötige Undurchdringliche. Dann ist
da noch das humoristische Element im Film, das vor allem durch Ma Dong-seok ("The Five") getragen wird. Ma hat sich immer mehr
zu einem persönlichen Liebling hochgearbeitet, da er es vermag, augenscheinlich stereotypen Persönlichkeiten ein ungeheures Charisma zu verleihen und das
obwohl er häufig moralisch fragwürdige Persönlichkeiten spielt. So ist es auch hier. Ihn zu sehen, wie er ganz unbedarft den Killer zusammenschlägt, weil dieser
ihm erneut den Parkplatz weggenommen hat, ist einfach köstlich. So können auch die etlichen Zufälle mit dem nötigen Augenzwinkern verstanden werden. Letztendlich
hält der Film aber auch einige schöne Wendungen parat.
Kim Seong-gyoon ("Secretly Greatly") verdient als Serienkiller mit Schwächen jedoch ebenso ein Lob. Die großartige Besetzung hilft "The Neighbors" oft über Momente, bei denen man nicht weiß, ob der Regisseur sich vielleicht nicht verrannt hat. Spannend bleibt der Thriller aber zu jeder Zeit. Wie in einer ausgeklügelten Maschine greifen die Rädchen (also die verschiedenen Charaktere) ineinander. Das Ergebnis ist zufriedenstellend, aber der unnötige Fokus auf Horrorelementen und der übertriebene Symbolismus (bspw. die Elster) sowie einige Zufälle verhindern, dass "The Neighbors" wirklich großartig ist. Das sollte Thriller-Fans aber keinesfalls davon abhalten, sich den Film anzusehen. Dank der guten Darsteller und einer düsteren Atmosphäre, wobei der Film zugleich an ein Bühnenstück erinnert, dürfte "The Neighbors" aber auch für ein breiteres Publikum interessant sein.