Story: Baek Yeo-hoon (Ryoo Seung-ryong) wird von bewaffneten Männern verfolgt und landet schließlich schwer verletzt im Krankenhaus. Dort
behandelt ihn der Arzt Lee Tae-joon (Lee Jin-wook). Doch kurz darauf wird Lees Frau entführt. Der Entführer verlangt von dem Arzt, dass er Baek aus dem
Krankenhaus und zu ihm schafft. Das stellt sich jedoch als schwierig heraus, da Baek Verdächtiger in einem Mordfall ist und die Polizei ihn keine Sekunde
aus den Augen lässt. Detective Jeong (Kim Seong-ryeong) hat bei ihren Ermittlungen jedoch mit Zuständigkeitsproblemen zu kämpfen, da Chief Song (Yoo Joon-sang)
eigentlich an dem Fall arbeitet. Nachdem Lee es tatsächlich geschafft hat, Baek aus dem Krankenhaus zu bringen, verschwindet der Verdächtige kurzerhand, sodass
der Arzt mit leeren Händen vor dem Entführer steht. Außerdem gibt es eine weitere Gruppe, die Baek nach dem Leben trachtet. Baek kann sich als ehemaliges
Mitglied einer militärischen Sondereinheit jedoch gegen die Männer wehren, während Lee und Detective Jeong herauszufinden versuchen, wie die einzelnen
Parteien miteinander verknüpft sind.
Kritik: Eigentlich ist es kein gutes Zeichen, vermehrt Remakes aus Korea zu sehen. Letztlich bedeutet das, dass den Filmemachern dort genauso
wie in Hollywood langsam die Ideen ausgehen. Allerdings ist "The Target" ein grundsolider Action-Thriller, bei dem man nicht viel falsch machen kann. Seine
etwas flache Geschichte wird von zwei guten Darstellern und einem ordentlichen Tempo wieder wettgemacht. Unstimmigkeiten gibt es zwar nicht wenige, aber im
Vergleich zum doch eher schwachen Anfang schafft es der Thriller kontinuierlich an Spannung aufzubauen und weiß mit einem netten Showdown zu überzeugen.
Zwar gibt es ein paar Stellen, an denen die Action nicht das Potential ausschöpfen kann, das eigentlich da wäre, aber langweilig wird der Film nie und kann
einen überdies auch emotional ausreichend einbinden.
Es handelt sich bei "The Target" um ein Remake des französischen Films "Point Blank" aus dem Jahr 2010. Aber bereits die Elemente aus diesem sind
weitgehend bekannt. So haben wir einen Ex-Elitesoldaten und einen durchgeknallten Bösewicht sowie natürlich die hilflose schwangere Ehefrau. Diese Elemente
für sich genommen geben nicht viel her und so hat man speziell zu Anfang nur sehr geringe Erwartungen an den Thriller. Doch das ändert sich spätestens, als
es zu einer großen Wende kommt und es einen Mord gibt, der einen völlig unerwartet trifft. Hong Kong Kino lässt grüßen. Zumindest mich hatte der Film ab diesem
Punkt für sich gewonnen. Aber von ein paar nihilistischen Elementen abgesehen ist es vor allem der Darstellung der Hauptcharaktere zu verdanken, dass der Film
eine bessere Figur abliefert, als es sein dürfte.
Zunächst ist da Ryoo Seung-ryong ("Miracle in Cell No. 7", "Masquerade"), der
eigentlich keine wirklich Rolle auszufüllen hat, aber einen überzeugenden Actionhelden abgibt, der überdies in völlig unerwarteten Momenten seine emotionale
Seite auf eine Weise zeigt, dass man glaubt, in das komplexe Innere eines Individuums zu sehen, auch wenn das Drehbuch dieses eben gar nicht zeichnet. Ryoo
ist eben eigentlich ein hervorragender Charakterdarsteller, aber auch in ein paar Actionszenen weiß er physische Präsenz zu beweisen. An den Schlägereien
gibt es zu bemängeln, dass diese häufig eigenartig geschnitten sind, so als wäre etwas aus dem Film herausgeschnitten worden, aber Ryoos Kampfszenen sind
so überzeugend, authentisch und schnörkellos, dass man keinen Moment daran zweifelt, dass er eine ganze Gangsterbande auseinandernehmen kann.
Die andere herausstechende Persönlichkeit ist Yoo Joon-sang ("Fists of Legend", "HaHaHa"), der
sichtlich Spaß an seiner Rolle hat. Lee Jin-wook spielt dagegen einen Hauptcharakter, der schnell im Hintergrund verschwindet und letztlich eine Notiz am Rande
bleibt. Hier zeigt sich, dass er mit seiner Erfahrung aus diversen Dramen einfach nicht mit den beiden Schauspiel-Schwergewichten mithalten kann. Gerade bei
ihm fällt damit auf, wie wenig das Drehbuch die Charaktere ausgearbeitet hat. Genauso ist das Drehbuch voller eigenartiger Logikfehler und die Personen
handeln oft wenig nachvollziehbar. Immerhin wird die Action durch ein paar humoristische Momente aufgelockert, die häufig Hand in Hand mit Gewalt gehen.
Das klappt, ohne dass dem Film dadurch sein düsterer Anstrich verlorengehen würde.
Regisseur Chang ("Death Bell") bevorzugt neuerdings nicht nur ein einsilbiges Pseudonym, sondern experimentiert gerne beim Schnitt. Leider stört das aber ziemlich. Für die Schauplätze muss man ihm aber ein Lob aussprechen. Besonders das Finale auf der Polizeistation gewinnt durch die Wahl des Sets eine ganz besondere Dynamik und Atmosphäre. Gut, Chang mag schlichtweg ein Remake abgeliefert haben, doch wirkt dieses durchgängig wie ein koreanischer Thriller, was sich speziell in der Stimmung und den Actionszenen widerspiegelt. Wahrscheinlich ist es auch dem eher mittelmäßigen Auftakt zu verdanken, auch wenn bereits hier das Tempo hoch ist, dass einen der Film ab der zweiten Hälfte so sehr überraschen und mitnehmen kann. Ein paar gelungene Actionszenen und vor allem zwei gute Darsteller machen "The Target" damit zu einem vielleicht schnell vergessenen, dafür aber soliden und sehr unterhaltsamen Action-Thriller.