Story: Yeong-gyoo (Lim Chang-jung) ist Schmuggler, ab und zu lässt er sich auch auf Geschäfte mit dem Organhandel ein, doch das letzte
Mal ging dabei etwas schief und er verlor einen Freund. Mittlerweile beschäftigt er sich mit kleineren Schmuggelgeschäften und versucht das Herz des Mädchens
Yoo-ri (Jo Yun-hie) zu gewinnen, die jedoch kein Interesse zeigt und einzig darum bemüht ist, ihrem Vater ein Spenderorgan zu beschaffen. Als dies auf
legalem Wege nicht möglich ist, wendet sie sich an eine zwielichtige Gestalt, die alles in die Wege leitet, damit die Operation in China stattfinden
kann. Dafür braucht es jedoch einen unfreiwilligen Spender. Dieser ist in der an den Rollstuhl gefesselten Chae-hee (Jeong Ji-yoon) gefunden, welche mit ihrem
Mann Sang-ho (Daniel Choi) auf eine Schiffsreise nach China geht. Yeong-gyoo lässt sich wegen seiner Schulden ein letztes Mal überreden, einen solchen Auftrag
anzunehmen. Mit seinem Team will er Chae-hee auf dem Schiff entführen, ihre Organe von dem Arzt Kyung-jae (Oh Dal-su) entfernen lassen und alle Beweise, dass sie
jemals an Bord war, verschwinden lassen. Aber er hat nicht mit der Beharrlichkeit ihres Ehemanns Sang-ho gerechnet.
Kritik: Südkorea versteht es in letzter Zeit immer besser, gute Thriller abzuliefern, aber das Thema Organhandel ist nicht neu in der
Filmbranche. "The Traffickers" ist dennoch eine gelungene Überraschung. Das Debütwerk von Regisseur Kim Hong-seon ist spannend und getraut sich erstaunlich
viel, schließlich steht im Mittelpunkt des Geschehens ein Organhändler! Die Wahl jenes Protagonisten gibt dem Film auch frischen Wind, so ist die Atmosphäre
durchsetzt von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, Nihilismus wie wir ihn sonst nur aus einem Hong Kong Thriller kennen ist an der Tagesordnung. Überdies
überrascht auch eine gute Besetzung und etliche Wendungen sorgen dafür, dass man kaum Zeit findet zu verschnaufen. Gäbe es nicht zum Ende des Films ein
großes Problem, hätte aus "The Traffickers" der beste Thriller aus Südkorea seit Jahren werden können.
Zuerst einmal verwundert die Wahl, Lim Chang-jung ("Miracle on 1st Street", "Sex is Zero")
die Rolle des moralisch fragwürdigen Organhändlers zu überlassen. Doch Lim braucht nur wenige Minuten auf dem Bildschirm, um seine Standardrolle des
liebenswürdigen Trottels in zahllosen Filmen vollkommen vergessen zu machen. Er tritt Frauen, schmuggelt für was auch immer er Geld bekommt und ist
scheinbar vollkommen gewissenlos. Auch wenn Lim zu jeder Zeit Star des Films bleibt, bekommt er starke Konkurrenz von Daniel Choi
("Cyrano Agency") als Ehemann auf der verzweifelten Suche nach seiner Frau, und der Rest der Besetzung ist ebenso sehr gut,
nur Jo Yun-hie ("Doomsday Book") verblasst manchmal etwas als Tochter eines Mannes, der dringend eine Organtransplantation
benötigt.
Nach der spannenden Einleitung, wir wissen nun, dass wir unmöglich mit irgendeinem der Organhändler sympathisieren können, befinden wir uns auf einem Schiff,
isoliert von der Außenwelt, und fiebern um das Leben einer Frau im Rollstuhl, die Opfer eines ausgeklügelten Plans ist und keine Chance zu haben scheint.
Während der Ehemann durch die labyrinthartigen Gänge des Schiffes eilt, wird seine Frau jede Sekunde aufgeschnitten und das ist der Moment, in dem der perfide
Reiz des Films zum Tragen kommt. Wir fiebern mit den Organhändlern, aber zum noch größeren Teil für den Ehemann und das zukünftige Opfer. Dass wir aber zumindest
zu einem winzigen Teil den gut durchdachten Plan der Organhändler gelingen sehen wollen, ist etwas, dass nicht jeder Zuschauer ertragen können wird. Und
dass der Regisseur den Mut hat, den Zuschauer in eine solche äußerst unangenehme Situation zu bringen, ist ein großes Lob wert.
Die beklemmende Atmosphäre und der stetig steigende Spannungsgehalt wird dadurch noch unerträglicher gemacht, dass an unerwarteten Stellen immer wieder
Gewalt in all seiner Härte gezeigt wird. Blut gibt es durchaus einiges, aber der Film übertreibt es damit nie, eher sind es die Entscheidungen der
Drehbuchschreiber, die uns aufschreien lassen: "Das ist doch eben nicht wirklich passiert!" Oh doch, das ist es, "The Traffickers" geht den Schritt weiter,
den andere bestenfalls andeuten würden. Belohnt wird man des Weiteren mit etlichen Wendungen, die geschickt in den Film eingearbeitet werden. Bis auf eine,
und diese lässt den Film beinahe in sich zusammenstürzen. Die letzte große Wende ist etwas zu viel des Guten, lässt retrospektiv vieles unlogisch erscheinen
und sorgt dafür, dass das Ende plötzlich etwas holpert. Irgendwie vermag sich der Film wieder zu fangen, aber der Schaden ist bereits angerichtet.
Das Thema des Films wird mit dem nötigen Ernst behandelt und die Verzweiflung im Film lässt uns im Rahmen der sehr effektiv genutzten Laufzeit nicht mehr an die Menschlichkeit auf der Welt glauben. Bestenfalls grau gezeichnete Charaktere stehen im Zentrum der Geschichte und die Entscheidungen und Taten, deren wir Zeuge werden, lassen uns nicht daran zweifeln, dass hier alles geschehen kann. Diese Unvorhersehbarkeit und Unerbittlichkeit zusammen mit dem flotten Tempo und einer fesselnden Atmosphäre lassen einen oft vergessen, die Lunge mit Sauerstoff zu füllen. Da ist die letzte Wendung, die etliche Logiklöcher produziert, ein unbeholfenes Kunststück, das dem Film leider eine bessere Wertung versagt, die er dank seines Mutes zur Abwechslung mal etwas weiter zu gehen, durchaus verdient hätte. "The Traffickers" bleibt dennoch ein gelungener Thriller.