Story: Jong-chan (Kim Joo-hyuk) entschließt sich, in die Politik zu gehen. Er muss allerdings gegen den beliebteren Politiker
Noh Jae-soon antreten. Am ersten Tag seines Wahlkampfes, in dem ihm seine Ehefrau Yeon-hong (Son Ye-jin) tatkräftig zur Seite steht, verschwindet jedoch
seine Tochter Min-jin (Shin Ji-hoon) spurlos. Yeon-hong recherchiert auf eigene Faust, wo ihre Tochter sein könnte, und dabei stellt sich heraus, dass die
Freundin, zu der sie am Tag ihres Verschwindens gehen wollte, gar nicht existiert. Die Mutter realisiert, dass sie so gut wie nichts über ihre Tochter
weiß, da sie herausfindet, dass sie sogar an der Schule tyrannisiert wurde. Es stellt sich aber heraus, dass Min-jin doch eine Freundin hatte. Das Mädchen
Mi-ok (Kim So-hee) ist daher auch bald die Tatverdächtige für die nun eingeschaltete Polizei. Eigenartig ist überdies, dass sich die Noten der beiden
Freundinnen vor einiger Zeit plötzlich rapide verbessert hatten. Irgendeine Rolle scheint ihre Lehrerin dabei zu spielen. Währenddessen muss sich Jong-chan
auch mit sinkenden Umfragewerten herumschlagen, da er seinen Wahlkampf trotz des Verschwindens seiner Tochter weiterführt. Als dann aber Min-jins Leiche
gefunden wird, schlägt ihm eine Welle des Mitleids entgegen. Yeon-hong setzt nun hingegen alles daran, den Mörder zu finden.
Kritik: Es scheint, als hätten wir hier wieder einen Film über korrupte Politiker, die das demokratische Land recht nahe an seinen
nördlichen Nachbarn rücken lassen. Allerdings sollte man sich von diesem Eindruck nicht täuschen lassen. Es dauert eine Weile, aber dann wird dem Zuschauer
klar, dass "The Truth Beneath" eine wesentlich persönlichere Geschichte erzählt, nämlich die einer Mutter, die nach der wahren Identität ihrer Tochter und
den Hintergründen ihrer Ermordung forscht. Also im Endeffekt nichts weiter als eine Ermittlungsgeschichte? In gewisser Weise, ja. Man sollte aber der
recht komplexen Geschichte ihre diversen Aspekte, die sie zu behandeln versucht, nicht aberkennen. Der Umstand, dass die Regisseurin nicht nur einen Film über
eine Mutter erzählen will, die sich ihrer eigenen Fehler bewusst wird, sondern auch über das Schikanieren an der Schule, eine zärtliche Mädchenfreundschaft
und Korruption in der Politik macht das Endprodukt aber zuweilen auch etwas unfokussiert.
Der anfängliche Stimmenfang des Protagonisten kann nur wenig Interesse erwecken, jedoch erweist sich die Einleitung als nötig, um die Beziehungen Yeon-hongs
mit den Menschen um sich herum zu beleuchten, da die Natur dieser später in Frage gestellt wird. Die große Frage, die sich wie ein bleiernes Gewicht immer
schwerer auf Yeon-hongs Brust legt, ist letztlich, ob sie den Tod ihrer Tochter hätte verhindern können. Überraschungen gibt es in "The Truth Beneath" in
regelmäßigen Abständen. Nimmt man zunächst an, dass der Mord politisch motiviert ist, erweist sich das als falsch. Aber da haben wir bei Weitem noch nicht
alle Puzzleteile. Die von Männern dominierte Welt der Politik gerät etwas in den Hintergrund und wir folgen der Mutter, wie sie immer mehr Details um ihre
Tochter aufdeckt. Zum Teil erweist sich die Ermittlung am Computer und beim Durchforsten des Polizeiberichts als recht klassisch.
Von diesen collageartigen Zusammenschnitten abgesehen, gibt es aber einige sehr interessante Schnitte, die den Erzählfluss des Films besonders
machen. Dies betrifft speziell das Zusammenfallen zweier verschiedener Zeitebenen, wenn wir beispielsweise originelle Übergänge von der Vergangenheit in
die Gegenwart präsentiert bekommen. Das erste Mal mag dies ein wenig Orientierungslosigkeit hervorrufen, aber danach erweist es sich als eine gelungene
und einfallsreiche Methode, um der Ermittlungsgeschichte etwas mehr Würze zu verleihen. In Min-jins Vergangenheit verbirgt sich des Weiteren ein Drama,
das aber nicht ganz den Raum bekommt, der möglich gewesen wäre. Dann wiederum ist das aber gar keine so schlechte Idee, da dies den Schwerpunkt des Films
vielleicht etwas zu stark in eine Richtung verlagert hätte, wo sich zwar einer der Stützpfeiler der Geschichte befindet, aber eben nicht das alleinige
Fundament.
Ein weiterer dieser Sützpfeiler ist die Schlammschlacht der Politiker. Kim Joo-hyeok, bereits in "My Wife Got Married"
ein Paar mit Son Ye-jin gewesen, spielt den Politiker, der unwillentlich vom Tod seiner Tochter profitiert und wie sein Rivale jedes Mittel nutzt, um bei den
Wählern zu punkten. Somit trauern wir bei der Beerdigung zwar mit ihm, aber ein bitterer Beigeschmack bleibt wegen der Inszenierung für die Medien. Seine
Frau dagegen verfällt immer mehr dem Wahnsinn, was auch in dem Tempoanstieg in der Mitte des Films bei einem schamanistischen Ritual widergespiegelt
wird. Son Ye-jin ("White Night") meistert ihre Rolle mit Bravour und haucht der Ermittlungsgeschichte somit eine stark
persönliche Note ein, die den Film insgesamt packender macht. Die vielen Wendungen sind ebenso spannend und das Ende ist besonders stark gelungen.
Regisseurin Lee Kyoung-mi hat ihr Debüt bereits mit "Crush and Blush" abgelegt, ein Drama, das mich überhaupt nicht überzeugen konnte. Doch in "The Truth Beneath" wird deutlich, dass sie auch für Park Chan-wook an "Sympathy for Lady Vengeance" mitgewirkt hat. Das sticht einem nicht nur gegen Ende bei einigen sehr dicht eingefangenen Szenen ins Auge, sondern auch bei in paar kurz aufblitzenden Momenten schwarzen Humors. "The Truth Beneath" startet langsam und ändert oft seine Richtung. Die Wendungen können zwar vielleicht bei all den Zufällen ein wenig unglaubwürdig ausfallen, aber das verzeiht man, da am Ende alles rund ist und klar wird, dass die Regisseurin von Anfang an in diese Richtung wollte. Dementsprechend ist die letzte Szene auch die nahegendste und kraftvollste, die einen auch nach dem Abspann noch über die Protagonistin, ihre Verfehlungen und ihre Reue nachdenken lassen wird.