Story: Jin-soo (Ryu Jun-yeol) hat hohe Schulden, da er Kredit aufgenommen hat, um sein Geld einem Investor zu geben, der damit allerdings durchgebrannt ist. Er hat keine Möglichkeit, jemals genug Geld zu verdienen, um den Betrag zurückzuzahlen, da er nichts Vernünftiges gelernt hat. Als er sich gerade das Leben nehmen will, bekommt er eine Nachricht auf sein Handy. Mit jeder weiteren Nachricht bekommt er Geld auf sein Konto überwiesen. Die Nachrichten teilen ihm mit, dass er in die Limousine steigen soll, die bald darauf vorfährt, falls er interessiert daran ist, Geld zu verdienen. Da Jin-soo nichts zu verlieren hat, fährt er mit und wird vor einem alten Kino rausgelassen. Dort soll er eine Karte von 1 bis 8 nehmen und bei einem Spiel mitmachen. Er stimmt zu und muss alle seine persönlichen Gegenstände ablegen. Fortan lebt er in einem kleinen Zimmer im dritten Stock des umgebauten Kinos, in dem überall Kameras installiert sind. Jede Minute bekommt er 30.000 Won und er kann sich auf seinem Zimmer alles kaufen, was er möchte - jedoch um einen tausendfach höheren Preis. Bald stellt sich heraus, dass in den anderen sieben Stockwerken ebenfalls Personen leben, wie beispielsweise Etage 6, der vermutlich ein Gangster ist (Park Hae-joon), oder eine im achten Stock wohnende leicht verrückte Frau (Chun Woo-hee). Sie bekommt 340.000 Won pro Minute und es stellt sich heraus, dass die Entscheidung darüber, welche Karte die Spieler zu Anfang gewählt haben, über ihren Verdienst entscheidet. Im großen Gemeinschaftssaal hängt zudem ein riesiges Display, auf dem Zeit abläuft. Zeigt das Display Null an, endet das Spiel und jeder geht mit dem Verdienst nach Hause, das auf seinem persönlichen Konto steht. Zunächst müssen die Spieler daher herausfinden, wie sie mehr Zeit verdienen können, aber sobald sie um die Regeln wissen, wird das Spiel immer blutiger...
Kritik: Für Netflix-Zuschauer wird "The 8 Show" wie eine Kopie von "Squid Game" anmuten, aber die haben dann wiederum auch noch nie eine der diversen Mangas gelesen oder Animes geschaut, die schon Jahre zuvor solche Geschichten erzählt haben. "The 8 Show" basiert auf einem Webtoon und es scheint, dass die Serie zu Unrecht nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie verdient, wahrscheinlich eben weil sie als Kopie abgestempelt wurde und der Hype-Train zudem schon weitergefahren ist. Trotz einiger offensichtlicher Schwächen arbeitet die Serie aber auf viel sozialkritischerer Ebene und die Spiele sind bei genauerer Betrachtung auch viel interessanter. Das vielleicht größte Problem der Serie und der Grund, warum vermutlich nicht jeder bis zum Ende der acht Folgen durchhält, ist, dass sich in der Mitte zu viel wiederholt und man nicht das Gefühl hat, dass es vorangeht. Zum Ende hin ändert sich das aber dank etlicher Wendungen und die ersten Folgen sind zudem sehr spannend und ohne irgendwelche unnötigen Längen. Einen echten Grund, warum die Serie also von den meisten Zuschauern nur mittelmäßige Wertungen bekommen hat, ist also nicht zu ersehen. Oft wird genannt, dass die Serie brutal sei, aber damit ist wohl gemeint, dass sich einige Folgen wie ein Schlag in die Magengrube anfühlen.
Damit wird vor allen Dingen auf den sozialkritischen Ton referiert. Zufall (= Geburt) hat die Spieler ihre Karte auswählen lassen und damit wurde ihr sozialer Stand bestimmt. Ein Aufstieg scheint unmöglich und es wird auch immer wieder deutlich, dass die unteren Etagen nur die Reste bekommen, die von oben nach unten geschickt werden - wie z.B. das Essen. Daneben bietet sich Etage 1, von Bae Sung-woo ("The King") am vielschichtigsten und überzeugendsten von allen Charakteren gespielt, als "Kanalisation" an. Da er keine besonderen Fähigkeiten hat, werden bei ihm alle Fäkalien gesammelt, denn eine Toilette gibt es in dem Gebäude nicht. Die anderen Charaktere fügen sich ebenfalls immer weiter in ihre Rollen. Besonders interessant ist dabei, dass die oberen Etagen tendenziell im weiteren Verlauf die Unterdrücker werden. Zwar wird hier hin und wieder mit den Erwartungen gespielt, aber es zeigt sich dadurch eben ganz deutlich, was eine von den acht Spielern mit den Worten ausdrückt, dass sie sich nicht als sie selbst fühlt, sondern wie eine Spielerin, die macht, was von ihr erwartet wird. Die Spieler kennen nicht einmal ihre Namen, sondern nennen sich bei ihrer Etage. Diese Anonymität erlaubt ihnen, bestimmte moralische Wertvorstellungen viel leichter fallen zu lassen, denn sie leben in einem Mikrokosmos, der nur den Regeln unterliegt, die sie sich selbst auferlegen. Natürlich abgesehen von denen des Spiels, vor allem dass das Spiel sofort endet, sobald einer der Spieler stirbt.
Vielleicht ist letzteres einer der faszinierendsten Aspekte der Serie. Der auf den Webtoons "Money Game" und "Pie Game" basierende Plot stellt anders als "Squid Game" nicht das Weiterkommen im Tausch gegen das Ableben der Mitspieler in den Vordergrund, sondern erfordert Zusammenarbeit. Da die Geschichte sich aber um die Ungleichheit in der Gesellschaft dreht und diese in dem Spiel abgebildet wird, bedeutet diese Zusammenarbeit eben auch Ausbeutung. Schließlich kommt es zu Allianzen und Rebellion, alles was man eben in einem System der Ungleichheit erwarten würde, ebenso wie die vergebliche Hoffnung, dass man an der eigenen Situation irgendetwas ändern könnte. Was den Spielern nach einiger Zeit ebenfalls bewusst wird, ist, dass sie die anonymen Zuschauer, über die wir nie etwas erfahren (und das ist auch gut so), unterhalten müssen. Vorausgreifend wird sich deshalb von Etage 7, porträtiert von Park Jung-min ("Deliver Us From Evil") schon darüber Gedanken gemacht, wie man seicht anfangen könnte, da eine Steigerung in der Intensität der Spiele unausweichlich ist. Die ersten Episoden drehen sich demnach darum, sich in dem Mikrokosmos zu orientieren und alle Regeln zu verstehen. Dann kommt es zu den ersten Spielen und eine der größten Schwächen der Serie kommt zum Vorschein: Es scheint sich einiges unnötig zu wiederholen und man fragt sich, ob die Serie noch weiß, in welche Richtung sie will oder einfach orientierungslos vor sich hinplätschert.
Zum Glück ist dem nicht so, stattdessen wird die Serie erwartungsgemäß extremer und teilweise richtig brutal, auch wenn man nicht unnötig viel Blut sehen muss. Baseballschläger, die gegen Köpfe gehämmert werden, sind aber gar nicht mal das Schlimmste. Es sind eher die späteren Szenen des psychologischen Terrors, die in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lassen. Über allem steht, das die Verantwortung für die eigenen Handlungen bei Beginn des Spiels abgegeben wurde und alles zu Unterhaltungszwecken geschieht. Figuren wie Etage 8 fallen dabei besonders sadistisch aus, auch wenn bei ihr von Anfang an ersichtlich ist, dass sie einige psychische Probleme mit sich trägt. Chun Woo-hee ("Unlocked") zeigt mal eine ganz andere Seite von sich und für ihr Schauspiel hat sie ganz klar großes Lob verdient. Bei Etage 8 zeigt sich aber ein weiteres Problem des Drehbuchs, denn die Individuen sind leider etwas klischeehaft geschrieben. Zwar hat man so schnell ein Bild von jedem und weiß, mit wem man mitfiebern kann, aber die Entscheidung, die Anonymität der Charaktere zu bewahren, beraubt der Serie des Tiefgangs. Es wäre viel mitnehmender gewesen, wenn wir auch ein paar mehr Schnitte in die Vergangenheit der Personen bekommen hätten, sodass ihr Verhalten in der realen Welt und im Spiel hätte gegenübergestellt werden können. Obwohl am Anfang jeder der acht Episoden der Eindruck erweckt wird, als würde ein anderer Charakter im Fokus stehen, ist dem nicht so, und wir bekommen nur einen kleinen Einblick, warum die jeweilige Person an dem Spiel teilnimmt. Die Individuen können aber selbst dann, wenn sie etwas eindimensionaler geschrieben sind, Sympathien oder Antipathien auslösen. Etage 2, gespielt von Lee Zoo-young, ist z.B. eine Powerfrau, nicht weil es in irgendeine woke Agenda passen muss, sondern sie ist einfach eine körperlich und geistig starke Person, die niemals aufgibt und zufällig eben eine Frau ist. Sehr angenehm.
Großartig ist, dass die Realität im 4:3-Format und mit sehr dezenten oder gar dunklen Farbtönen präsentiert wird, während der Mikrokosmos des Spiels in 16:9 und knallbunten Farben daherkommt. Regisseur Han Jae-rim ("Emergency Declaration") leistet wie erwartet saubere Arbeit und kann sogar mit ein paar ziemlich originellen Aufnahmen begeistern, beispielsweise als er den psychischen Zusammenbruch einer der Charaktere während der Folter visualisiert. Unglücklicherweise hat das Drehbuch ein paar große Probleme. Einige der Entscheidungen der Spieler müssen schlichtweg als dumm bezeichnet werden. Nach etlichen Tagen haben sie grundlegende Regeln des Spiels vergessen, sodass Probleme kreiert werden, die eigentlich nicht da sind. Der Epilog schwächelt auch etwas, bis das ganze auf eine interessante Meta-Ebene gehoben wird. Am Ende muss man "The 8 Show" aber dafür respektieren, was sie sich zum Ziel gesetzt hat und größtenteils auch schafft: Die Ungleichheit in der Gesellschaft zu spiegeln und das wider Erwarten zum Teil mit bitterbösem Humor. Einige der recht mittelmäßigen Wertungen können also nur dadurch erklärt werden, dass casual Zuschauer, die total begeistert von "Squid Game" waren (woher der enorme Erfolg kam, entzieht sich mir immer noch), vielleicht etwas anderes, seichteres erwartet haben. Trotz einiger nicht zu leugnender ernster Schwächen ist "The 8 Show" eine sehr unterhaltsame Serie mit einigen originellen Momenten.