Story: Kim Hyeok (Ju Jin-mo) flüchtet aus Nordkorea in den Süden und muss dabei seinen jüngeren Bruder Kim Cheol (Kim Kang-woo)
zurücklassen, der es nicht über die Grenze schafft. In Südkorea wird Hyeok mit seinem Freund Yeong-choon (Song Seung-heon) bald ein gefürchteter
Waffendealer, der nebenbei die Suche nach seinem Bruder nicht aufgibt. Er findet ihn schließlich in einem Gefängnis, nachdem er aus Südostasien
abgeschoben wurde. Kim Cheol will von seinem Bruder allerdings nichts mehr wissen, weil er sich von ihm verraten fühlt. Bei einem Waffendeal wird
Hyeok dann von der rechten Hand des Chefs, Tae-min (Jo Han-sun), hintergangen und landet in Thailand im Gefängnis.
Drei Jahre später ist Cheol Polizist geworden und sein Bruder ist wieder aus dem Gefängnis gekommen. Cheol setzt nun alles daran, Hyeok hinter Gitter
zu bringen, obwohl dieser seine Vergangenheit hinter sich lassen will. Als Gangboss Tae-min seinen früheren Vorgesetzten Hyeok jedoch nicht zufrieden
lässt und auch Yeong-choon, der nach einem Rachefeldzug für Hyeok zum Krüppel geworden ist, in einen gefährlichen Deal mit hineinzieht, läuft die
unbeglichene Rechnung zwischen Tae-min und Hyeok auf ein blutiges Finale hinaus.
Kritik: Wenn man versucht, John Woos unantastbaren Klassiker "A Better Tomorrow" aus dem Jahre 1986 zu kopieren, welcher das Genre
Heroic-Bloodshed in alle Munde brachte, hat man eigentlich schon verloren. Regisseur Song Hae-sung hat hier wirklich eine undankbare Aufgabe übernommen
und von Anfang an schlechte Karten in der Hand gehabt. Dabei macht er eigentlich nur einen Fehler. Er bleibt zu nahe am Original, trotz einiger
durchaus starker Abweichungen. Eine komplette Neuinterpretation wäre wohl weniger blasphemisch gewesen, doch in diesem Remake bekommt man häufig das
Gefühl, dass Regisseur Song seine Momente der Hommage zwar gut gemeint haben mag, aber damit nur den Zorn der Fans auf sich zieht. Eine objektive Kritik
erscheint schwierig, darf ich mich doch ebenfalls zu den Verehrern des Originals zählen.
Song Hae-sung ist niemand Unbekanntes. Im Gegenteil, er ist ein außergewöhnlich guter Regisseur, der uns z.B. die Literaturverfilmung
"Maundy Thursday" oder den großartigen "Failan" geschenkt hat. Eine Sache macht er schließlich
auch gar nicht schlecht, so versucht er in seinem Remake den Fokus
noch ein wenig mehr auf das Drama zwischen den Charakteren und die Bruderliebe zu verlagern. Das kann ihm aber nicht gelingen, da das Original selbst
schon Melodrama pur war. Zusammen mit John Woos einzigartigem Gespür für ästhetische Schießereien und den großartigen Hauptdarstellern ergab das etwas
ganz Besonderes, das auch heute noch den Test der Zeit ohne Weiteres besteht. Die Daseinsberechtigung für das koreanische "A Better Tomorrow" bleibt
also zu jeder Zeit fraglich.
Glücklicherweise wird an keiner Stelle versucht, den Stil von John Woo zu imitieren, der nebenbei bemerkt dieses Remake sogar produziert hat! Das
sorgt dafür, dass die Action ihre ganz eigene Dynamik hat und sich vor allem das Finale durchaus sehen lassen kann. Das größte Problem sind aber die
Charaktere. Jun Jin-mo ("A Frozen Flower") schafft es noch am ehesten an die Klasse des Originals Ti Lung
heranzukommen, obwohl er irritierenderweise immer mal wieder an Andy Lau erinnert. Kim Kang-woo ("Rainbow Eyes") stellt
Leslie Cheungs Charakter dar. Ihn verbindet mit Ju Jin-mo häufig die richtige Chemie, aber auch hier ist nicht alles perfekt. Die
undankbarste Rolle hat Song Seung-heon ("Fate"), da er Chow Yun-Fats Part übernimmt. Er schafft es einfach nicht, die Coolheit
und den frechen Charme seiner Rolle auf die Leinwand zu bringen und das obwohl sein Charakter an sich ganz interessant ist.
Hier zeigt sich auch das frustriendste Element des Films für jeden, der das Original kennt. Viele Szenen sind so konstruiert, ja fast 1:1 übernommen,
dass die Gesichter der Originaldarsteller das Bild überlagern und man unweigerlich Vergleiche anstellen muss. Und da kann das koreanische Remake
erwartungsgemäß einfach nicht bestehen. Sogar das Bruderschaft-Musikthema aus dem Hong Kong-Klassiker wird als Hommage eingespielt, dennoch muss man
sich fragen: Moment mal, dürfen die das überhaupt? Wird der Film dann emotional und funktioniert das sogar halbwegs, muss man sich fragen, ob
das nicht lediglich daran liegt, dass wir uns an das Original erinnert fühlen. Es ist also schwierig bis unmöglich für Songs Film als eigenständiges
Werk betrachtet werden. Es hilft auch nicht, dass wir dem Remake von Anfang an feindlich gegenüberstehen. Oder zumindest in meinem Fall...
"A Better Tomorrow [2010]" müsste aber jedem, der das Original nicht kennt, als ein außergewöhnlich guter Thriller vorkommen. Vielleicht sogar einer der besten aus Korea des Jahres. Die Bilder stimmen und sind im modernen polierten Look gehalten, die Geschichte ist mitnehmend, die Charaktere interessant, aber im Vergleich zu Woos Meilenstein ist es doch nur eine Light-Version des Heroic-Bloodshed. Das Motiv der Bruderschaft und der Rache verblasst hier einfach zu sehr und man vermisst den fast schon epischen Gehalt der Geschichte. Daneben gibt es auch ein paar unnötige Längen. Gegen Ende weicht der Regisseur dann vom Original ab und das beweist sich als größte Stärke des Films. Dennoch kann man nur Neulingen dieses Remake empfehlen und selbst diesen würde man selbstverständlich lieber das Original ans Herz legen. Kein schlechter Film, aber dennoch nicht wirklich empfehlenswert...