Story: Chen Shaobai (Tony Leung Ka-Fai) organisiert 1906 in Hong Kong eine Revolution, die das Qing Kaisserreich stürzen soll. Obwohl er
den Geschäftsmann Li Yutang (Wang Xueqi) immer wieder zu überreden versucht, sich seiner Sache anzuschließen, beschränkt sich dieser darauf, der Organisation
als Geldgeber zu helfen. Die schwierigste Aufgabe steht Chen jedoch bevor, als er erfährt, dass in vier Tagen Sun Yat-Sen ins Land kommen soll, um wichtige
Gespräche zum Sturz des Kaiserreichs zu führen. Gleichzeitig machen Gerüchte die Runde, dass eine Gruppe von Killern, angeführt von Yan Xiaoguo (Hu Jun),
den Auftrag erhalten hat, bei dieser Gelegenheit Sun zu töten. Chen muss nun eine Gruppe aus vertrauenswürdigen Männern und Frauen zusammenstellen, die
Sun bei seinem Besuch beschützen. Neben dem Rikscha-Fahrer Deng Sidi (Nicholas Tse) stößt auch der Bettler Liu Yubai (Leon Lai) zum Team, die Bekannte
Li Yutangs sind. Lis Frau (Fan Bingbing) überredet außerdem ihren früheren Mann Shen Chongyang (Donnie Yen) zu helfen und zu Lis Bedauern ist auch sein eigener
Sohn (Wang Bo-chieh) sehr an dem Kampf für sein Land interessiert. Suns Ankunft setzt den Startschuss für eine tödliche Hetzjagd.
Kritik: In vielerlei Hinsicht ist "Bodyguards and Assassins" nicht das, was man sich wahrscheinlich darunter vorgestellt hat. Unter Umständen
macht das den Film aber sogar besser. Sicherlich wäre es nett gewesen, Donnie Yen in einem mit Action vollgepackten Big Budget-Streifen alle Attentäter
Sun Yat-sens auf einmal ausschalten zu sehen, aber seien wir ehrlich: Auf Dauer wäre das langweilig. Was der Film stattdessen darstellt, ist ein überraschend gut
funktionierendes Drama, das es schafft, seine unglaubliche Menge an Protagonisten mit zumindest angedeuteten Hintergrundgeschichten zu versorgen. Das bewirkt,
dass uns das Schicksal der Revolutionskämpfer tatsächlich nahegeht und zu jeder Zeit Spannung aufrecht erhalten wird. Da mag man es auch verzeihen, dass die
Actionszenen ziemlich unspektakulär ausfallen.
Mit seinen Produktionskosten von rund 23 Millionen Dollar kann sich "Bodyguards and Assassins" absolut sehen lassen. Das meiste Geld wurde in ein Set gesteckt,
dass die Innenstadt Hong Kongs um 1906 abbildet und gegen Ende ordentlich auseinandergenommen wird. Aber auch die Kostüme und nicht zuletzt die zahlreichen
bekannten Gesichter dürften große Anteile des Budgets verschlungen haben. Selten bekommt man einen Film zu sehen, bei dem einen so viele namhafte Darsteller
über den Weg laufen. Am ehesten als Hauptdarsteller kann Wang Xueqi ("Reign of Assassins") betrachtet werden, der es
überdies am besten vermag, die emotionalen Szenen zu tragen. Neben ihm spielt ebenso Tony Leung Ka-Fai ("Tai Chi Zero")
eine relativ wichtige Rolle. Aber was ist denn mit unserem Donnie?!
Donnie Yen ("Ip Man") spielt interessanterweise gar keine so große Rolle in dem Film. Oder besser gesagt, er spielt eine genauso
große Rolle wie die anderen 10-11 wichtigen Figuren im Film. Bezeichnend ist dabei, dass jeder der Charaktere, sei es der Bettler, gespielt von Leon Lai
("Fire of Conscience"), oder der Rickscha-Fahrer, verkörpert von Nicholas Tse("The Viral
Factor"), alle eine eigene kleine Geschichte bekommen, die in der ersten Hälfte des Films aufgebaut wird. Alle Figuren haben Träume und Wünsche und wollen
diese in einer besseren Zukunft verwirklicht sehen. Dafür sind sie bereit alles zu opfern. Dass es später unweigerlich zu dem einen oder anderen Heldentod im
Namen der Revolution kommen muss, ist uns dabei schon in der Einleitung vollkommen klar.
Ein besseres China und ein demokratisches China sind die Wünsche der Bevölkerung und das in einer chinesischen Co-Produktion auch direkt zu hören, überrascht
doch ziemlich. Übrigens darf man nichts gegen den einen oder anderen patriotischen Moment haben, oder um es genau zu nehmen: Das ganze Drama baut auf der
Prämisse auf, dass die Protagonisten für ihr Land sterben wollen. Kommt es dann zum tatsächlichen und unweigerlichen Ableben, wird dieses durch Slow-Motion
und einem durchaus gelungenen Soundtrack von Chan Kwong-wing und Peter Kam (den wohl besten chinesischen Filmkomponisten im Moment) getragen. Das mag sich
abgegriffen anhören, aber die Vorarbeit der Charaktervorstellung zu Anfang zahlt sich hier aus. Dafür muss man allerdings in Kauf nehmen, erst nach über einer
Stunde die erste Actionsequenz zu sehen zu bekommen.
Bei der Action macht sich dann Enttäuschung breit. Der Kampf des Bettlers gegen eine Heerschar von Soldaten hätte episch werden müssen, die ganze Atmosphäre schreit danach, aber Fehlanzeige. Auch Donnie Yen kann nichts Außergewöhnliches abliefern, zumal er viel mit Seilen arbeiten muss. Wenigstens gibt es eine ansprechende parkour-artige Hetzjagd durch das imposante Außenset. Auch wenn die Action nicht das erwartete Feuerwerk abliefert, erfüllt sie dennoch ihren Zweck und vor allem auf Dramaebene vermag der Film zu überzeugen. Mit seinen gut 138 Minuten hätte der Film leicht langatmig werden können, aber die Charaktere sind dreidimensional genug gezeichnet, dass wir uns für die Geschichte erwärmen können. Es steht nie außer Zweifel, dass "Bodyguards and Assassins" ein kommerzieller Actionstreifen sein soll, und auch wenn er dadurch oft etwas seicht daherkommt, erweist sich der Film als überraschend gelungenes Actiondrama.