Story: Der Buddhist Bodhi kommt im 4./5. Jahrhundert nach China und verbreitet dort nicht nur den Buddhismus, sondern soll auch das heutige
Kung Fu kreiert haben. Nach seinem Tod soll seine Leiche geteilt worden sein und sich nun, 800 Jahre später, irgendwo im Land befinden. Wer seinen völlständigen
Körper besitzt, soll laut der Sage unbesiegbar werden. Deshalb begibt sich die Gruppierung "Dark Stone", ein Zusammenschluss von Assassinen angeführt von
dem Wheel King (Wang Xueqi), auf die Suche nach dem Körper und kann eine Hälfte ausfindig machen. Allerdings verschwindet die Assassine Drizzle mit dem Körper
und nach einer Begegnung mit einem Mönch, beschließt sie, ein neues Leben anzufangen und sich einer Gesichtsoperation zu unterziehen. Als Zeng Jing (Michelle
Yeoh) lebt sie nun ein normales Leben in der Hauptstadt des Landes und hat in der Form des etwas naiv wirkenden Ah-Sheng (Jung Woo-sung) schon bald einen
Ehemann gefunden. Doch plötzlich taucht die Assassinen-Gruppe in der Stadt auf, da sie gehört hat, dass sich die zweite Hälfte von Bodhis Körper dort
befindet. Bevor sich Zeng Jing versieht, ist sie wieder mit ihrer Vergangenheit als Drizzle konfrontiert.
Kritik: "Reign of Assassins" ist ein großartiger Beitrag zum Wuxia-Genre und bedient sich auf gelungene Weise bestimmter Klischees, ohne dass
diese nach solchen aussehen. Diese Leistung war bisher nur "Tiger and Dragon" vergönnt gewesen und tatsächlich hat der Film mit
diesem auch ziemlich viel gemein. Zum Einen natürlich Michelle Yeoh in der Hauptrolle, aber auch einen Taiwanese hinter der Kamera. Diesmal ist es jedoch nicht
Ang Lee sondern Su Chao-Bin, der schon die Drehbücher zu "Double Vision" und "Silk" geschrieben hat
und für letzteren auch auf dem Regiestuhl saß. In "Reign of Assassins" zeigt sich seine Erfahrung, denn von den hohen Produktionskosten abgesehen, weiß
vor allem die Geschichte zu überzeugen, die immer wieder spannende Wendungen bereithält.
Zuallererst springen die wunderbaren Sets ins Auge, die von hervorragend eingefangenen Bildern verschönert werden. Einzig störend sind einige eingefrorene
Bilder und unnötige Slow-Motion-Sequenzen an unpassenden Stellen. Als Co-Regisseur wird kein geringerer als John Woo (
"Hard Boiled") genannt, doch er schien wohl mehr eine beratende Funktion zu haben, denn von eben jenen Slow-Motion Szenen, die vielleicht von seiner Hand
stammen könnten, abgesehen, gibt es nichts, das an ihn erinnert. Dagegen beweist Su Chao-Bin ein außerordentlich gutes Händchen dafür, einen Wuxia-Film zu drehen,
der auch ein internationales Publikum begeistern kann, sofern dieses bereit ist, mit einigen Fantasy-Elementen zu leben. Denn diese verbaut der Regisseur
und Drehbuchschreiber an den verschiedensten Stellen und auf sehr gelungene Weise.
Magie gibt es in "Reign of Assassins" in den unterschiedlichsten Formen. Auf ganz klassisch westliche Weise, porträtiert durch den "Magician", der seine
Schwerter in Flammen auflodern lassen kann und Feuerbälle schleudert oder mit einem Seiltrick vor Gefahren flüchtet, oder auf traditionell chinesische Art
im Gewand von Akupressur-Punkten, die im Kampf gedrückt einen Gegner lähmen können. Darüber hinaus leben auch die Kämpfe, vor allem der Showdown, von
ihren Details verschiedener Techniken, die Wiedererkennungswert haben und dadurch etwas Taktisches und einen gewissen Anime-Charakter bekommen. Oder besser gesagt,
sie erinnern an die Wuxia-Romane von Jin Yong, so wie eigentlich die gesamte Geschichte des Films. Sich von dem Bestseller-Autor inspirieren zu lassen, ist
niemals eine schlechte Idee, wenn das Endprodukt dabei so gut aussieht.
Merkwürdigerweise stellen die Kämpfe in dem Film, vom besagten Showdown einmal abgesehen, jedoch nicht die Highlights dar und das ist gut so! Vielmehr
konzentriert man sich auf die Geschichte und das sorgt auch dafür, dass die angesprochene Magie sehr dezent aber wirkungsvoll auf den Bildschirm gebracht wird.
Kein unnötiges Effektgewitter, das an ein schlechtes Videospiel erinnert, und dafür muss man Regisseur Su in der heutigen Zeit dankbar sein. Außerdem ist es
zu begrüßen, dass die Assassinen gut ausgestaltet sind und jeder ein Motiv für das, was er macht, spendiert bekommen hat. Demnach gibt es auch ein paar gute
Seiten an den Bösewichten zu entdecken. Shawn Yue ("Love in the Buff") ist dort ebenso in einer Nebenrolle zu sehen wie
Wang Xueqi ("Sacrifice") als Anführer der Dark Stones, der eine besonders erinnerungswürdige Darstellung abliefert.
"Reign of Assassins" bietet eigentlich überall bekannte Gesichter. Interessanterweise hat auch Jung Woo-sung ( "The Good, the Bad, the Weird") dank seiner Mandarin-Kenntnisse seinen Weg in die Besetzung gefunden. Von dem Running-Gag, dass Jungs Charakter stets als hässlich beschrieben wird, abgesehen liefert Jung jedoch die schwächste Darstellung von allen ab. Das liegt aber wohl auch daran, dass seine Rolle vorschreibt, hauptsächlich naiv und unscheinbar zu wirken. Für HK-Filmfans wird außerdem etwas irritierend wirken, dass Michelle Yeoh schon eine ganze Weile im Geschäft ist und sie demnach tatsächlich elf Jahre älter ist als Jung. Sie sieht aber noch unwahrscheinlich jung aus und daher passt im Film ihre Heirat mit dem naiven Ah-Sheng trotz allem. Schlussendlich ist "Reign of Assassins" einfach ein äußerst unterhaltsamer Wuxia-Film, der mehr richtig macht als falsch und zeigt, dass es doch noch Regisseure gibt, die wissen, wie man das Genre auch in einem modernen Look angemessen auf den Bildschirm bringen kann.