Story: Seung-ho (Cha Tae-hyeon) ist ein erfolgreicher Jockey und eines Tages mit seiner Frau und seiner Tochter Ye-seung (Kim Soo-jeong)
im Auto unterwegs. Bei einem Überholmanöver kommt es zu einem Unfall, bei dem seine Frau stirbt. Drei Jahre später ist Seung-ho nicht mehr als ein besserer
Stalljunge und kommt irgendwie über die Runden. Als er seine letzte Chance, ein gutes Pferd in einem Rennen zum Sieg zu führen, nicht nutzt, beschließt er
bei der Reiterstaffel der Polizei auf Jeju anzufangen. Auf der Insel lernt er dann unter Trainer Yoon (Yoo Oh-seong), der damals zufälligerweise den Wagen
gefahren hat, den er überholen wollte. Außerdem trifft er dort auf das Pferd Wubak, das bei dem gleichen Unfall sein Fohlen verloren hat und seitdem niemandem
mehr erlaubt, dass er es reitet. Der Trainer greift zu radikalen Mitteln, um Seung-ho und Wubak zueinander zu führen und letztlich werden die beiden ein Team.
Da hinter Seung-ho einige Gauner her sind, die wegen ihm bei einer Pferdewette eine große Menge Geld verloren haben, kommt es zu einer Auseinandersetzung,
an deren Ende Seung-ho wieder die Gelegenheit bekommt, als Jockey zu arbeiten. Allerdings verschlechtert sich seine Sehkraft immer mehr...
Kritik: Der Grund, warum ich mich dafür entschied, einen Film über Pferderennen anzusehen, obwohl die Verbindung zwischen mir und dem Thema
ungefähr genauso stark ist wie die zwischen Sojasoße und Bananenmilch, ist schlichtweg, dass ich mir einen solchen Film eigentlich eben nicht ansehen würde.
Man sollte doch stets versuchen, über seinen eigenen Tellerrand zu blicken. Im Fall von "Champ" ist das aber nicht nötig. Denn obwohl dieses Drama, das sich
zuweilen als Komödie verkleiden will, zu Anfang noch Interesse erwecken kann und im Grunde zumindest kein ungemein schlechter Film ist, sowie an ein paar
Stellen sogar die eine oder andere Überraschung bereithält, gibt es auch einige unfreiwillig komische, ja, eigentlich schon lächerliche Szenen, und es wird
dem Schema eines typischen Sportfilms gefolgt. Ein weiteres Problem stellt der hohe Manilpulationsgrad des Films dar.
Natürlich sollen Filme wie "Champ" zu Tränen rühren. In Sportfilmen braucht man dafür einen Underdog, der sich gegen alle Erwartungen und vielleicht sogar
trotz einer Behinderung an die Spitze kämpft. Basiert der Film dann auch noch auf einer wahren Begebenheit, dann umso besser! Genau das hat sich wohl auch
Regisseur Lee Hwan-gyeong gedacht, der mit "Lump Sugar" bereits einen Pferdefilm drehen durfte und Jahre später mit
"Miracle in Cell No. 7" ein tolles Drama auf die Leinwand bringen konnte. Lee hört aber bei diesen Zutaten nicht
auf. Er gibt auch noch ein Tier in den Mix und verlagert menschliche Eigenschaften auf ein Pferd, sodass wir uns emotional natürlich umso mehr angesprochen
fühlen sollen. Und genau hier übetreibt es der Regisseur. Ein Pferd, das an Depressionen leidet, weil sein Kind vor drei Jahren gestorben ist? Meinetwegen. Aber
dass es interessiert beim Schmieden eines Schlachtplans zusieht und dann (habe ich das wirklich gesehen?) bestätigend mit dem Kopf nickt? Da hört der Spaß
auf.
Emotional sind natürlich der Hauptcharakter und das Pferd besonders stark aneinander gebunden. Nur gibt es hier ein großes Problem. Müsste Wubak, das Pferd,
nicht ungemein wütend auf Seung-ho sein? Ok, dann kennt Wubak also nicht den Mörder seines Kindes, weil er sein Gesicht nicht gesehen hat. Aber sollte
Seung-ho nicht ein schlechtes Gewissen haben? Überhaupt geht das Drama überhaupt nicht darauf ein, dass Seung-ho mit seinem gefährlichen Überholmanöver seiner
Frau das Leben genommen hat. Wo sind seine Schuldgefühle? Dass man im Leben aufstehen und weitermachen muss, wenn man hingefallen ist, wird in dem Film
mehr als einmal betont, aber wo sind die interessanten Aspekte von Schuld und Buße? "Champ" arbeitet viel zu sehr an der Oberfläche. Gerade gegenüber seiner
Tochter müsste Seung-ho ein schlechtes Gewissen haben, weil er ihr die Mutter genommen hat.
Was wir stattdessen bekommen, sind einige unnötige Slapstickmomente, auch wenn manche humoristische Einlage durchaus unterhalten kann. Allerdings werden
Darsteller wie Kim Sang-ho ("Haemoo") nicht gewinnbringend eingesetzt, sondern nerven sogar irgendwann. Auch die kleine Tochter
beginnt irgendwann auf den Geist zu gehen. Park Won-sang ("National Security") ist als Trainer viel zu reserviert und kühl,
als dass man sich für seine Person interessieren könnte. Und Park Ha-seon ("APT") ist lediglich etwas fürs Auge. Es ist schade, dass die
Charaktere so flach ausfallen, denn so kann man sich mit niemandem richtig identifizieren. Natürlich ist da Cha Tae-hyeon
("Speedy Scandal"), wegen dem der Film von diversen Fangirls wahrscheinlich auf IMDB eine so hohe Wertung hat, aber wie gesagt
fällt sein Charakter zwar sympathisch aber am inkohäherentesten von allen aus. Cha macht aber immerhin einige seiner Reitszenen selbst.
Wirklich positiv hat sich das bisher alles nicht angehört und dabei kommen wir jetzt erst du den Beispielen, bei denen einem die Haare zu Berge stehen. So wirft der Trainer sowohl seinen neuen Jockey als auch sein Pferd in einem Akt des versuchten Mordes (?), den später niemand mehr interessiert, ins Meer, worauf Wubak in einem Tauchgang unseren Helden rettet. Und die gestellt wirkenden Siegestänze tragen auch nicht dazu bei, dass man sich im Film wohler fühlt. Einen geheimen Helden sehen wir noch beim Finale, das insgesamt sogar überraschen kann, auch wenn die Emotionen wieder aufs Manipulativste eingebracht werden und schlussendlich ein paar gute Ideen einfach in einem See aus Tränen ertränkt werden. "Champ" ist einer jener Filme, bei denen man sich während des Schreibens einer Kritik erst bewusst wird, wie viele Probleme er wirklich hat. Da ich mit niedrigen Erwartungen an den Film herangegangen bin, war ich nicht sonderlich schwer enttäuscht, aber besser macht das den Film noch lange nicht...