Story: Wong Wing-Fatt (Nick Cheung) ist ein Exorzist und hat seit jeher die Fähigkeit des dritten Auges. Daher sieht er Geister und versucht
diesen zu helfen oder nötigenfalls im Zaum zu halten. Eine seiner Geisteraustreibungen wird ins Internet gestellt und schon ist die Reporterin Fong Zi-Ling
(Sisley Choi) daran interessiert, ein Interview mit ihm zu führen. Über Wing-Fatts Protegé Chung (Louis Cheung) kann sie ihn kontaktieren, doch hat er
kein Interesse, sich mit den Medien anzufreunden. Der Exorzist ist ohnehin ein Einzelgänger und wäre da nicht sein Hausgeist Cherr (Amber Kuo), hätte er
wohl gar keine Freunde. Als eines Tages allerdings bereits der zweite Exorzist innerhalb weniger Tage tot aufgefunden wird, macht sich Wing-Fatt daran,
die Hintergründe herauszufinden. Bald gerät er an den ungewöhnlich großen Geist Hark (Shi Yanneng), der den Exorzist damit beauftragt, den Mann ausfindig zu
machen, der für seinen Tod und den seiner Familie verantwortlich ist. Sollte der Exorzist innerhalb der nächsten Tage keinen Erfolg haben, wird ihn das gleiche
Schicksal wie seine Kollegen ereilen. Bei seinen Recherchen benötigt er ebenso die Hilfe von Reporterin Fong Zi-Ling. Hark ist aber der gefährlichste Geist,
mit dem er es bisher zu tun hatte...
Kritik: Nick Cheung konnte mit seinem Regiedebüt "Hungry Ghost Ritual" nicht wirklich überzeugen.
Er bewies zwar einen Sinn für Stil, konnte seinem Film aber keine Seele verleihen. Sein zweiter Regieversuch "Keeper of Darkness" geht da schon in eine
wesentlich bessere Richtung und ist demnach auch viel leichter zugänglich. Das liegt nicht zuletzt an einem interessanten und auf verquere Weise
sympathischen Charakter. Daneben weiß auch der etwas leichtere Ton zu gefallen. Insgesamt präsentiert sich der Film als eine ungewöhnliche Mischung
verschiedener Genres, die an sich gut funktionieren würde, wäre da nicht der Umstand, dass die unterschiedlichen Teile nicht sinnvoll zusammengesetzt sind
und somit das Bild weniger wie eine Einheit wirkt als vielmehr wie ein Werk mit verschiedenen Farbsektoren. Die Atmosphäre und die Protagonisten vermögen
den Film jedoch zusammenzuhalten.
Herz der Geschichte ist der weißhaarige Exorzist, den Nick Cheung ("Unbeatable", "Helios") mit genau
dem nötigen Maß an Ernsthaftigkeit und trockenem Humor spielt. Dank ihm hat man bald Zugang zu dieser Geistergeschichte gefunden, die an jene Streifen aus
den 90ern erinnert - nur eben visuell polierter. Die Geschichte von Yeung Sin-Ling ("The Bullet Vanishes") dreht sich
eigentlich um einen besonders rachedurstigen Geist, aber zu viele Elemente verbauen dieser Horrorgeschichte das nötige Gewicht. Gruselig ist der Streifen
daher an keiner Stelle, auch wenn die Atmosphäre durchaus an die eines Horrorfilms erinnert. Elemente des Dramas und eine Liebesgeschichte machen die
Geschichte aber Haken schlagen, sodass sich eine gewisse Orientierungslosigkeit einstellt. Verschlimmert wird dies noch durch einen schlechten Schnitt.
Bis zum Finale kann man das Problem minderwertiger Schnittarbeit leicht übersehen. Nachdem aber das Finale nicht den eigentlichen Höhepunkt des Films darstellt,
wird offenbar, dass der Streifen nur allzu oft von Szene zu Szene springt. Manchmal sogar, ohne auch nur einen Grund dafür aufzuweisen. Warum der Film
gegen Ende unbedingt den Romantikfaden aufgreifen muss und dabei Elemente eines koreanischen TV-Dramas einbringt, über die sich zuvor sogar lustig
gemacht wurde, bleibt fragwürdig. Der Humor funktioniert dagegen erstaunlich gut. Speziell Louis Cheung ("Ip Man 3") sorgt immer
wieder für gute Vorlagen, bei denen Nick Cheung dann den trockenen Humor seines coolen Exorzisten beweisen darf. Insgesamt zieht der Film seine größte
Stärke aus seinen Protagonisten. Und die Geschichte ist auch so aufgebaut, dass man sich durchaus noch weitere Geschichten rund um den tätowierten Exorzisten
vorstellen kann.
Die Spezialeffekte sind zum Großteil überzeugend (nur das CGI-Feuer kann hier nicht ansatzweise mithalten), "Keeper of Darkness" muss aber vor allem
deshalb für diese gelobt werden, weil auf technischer Ebene die Effekte nicht unbedingt viel hermachen. Dies wird jedoch mit Einfallsreichtum wieder wettgemacht.
Auch die düstere Farbgebung und die entstellten Geister wissen den Film auf Horrorebene aufzuwerten. Ebenso weiß der Soundtrack den Streifen auf
passende Weise zu unterstreichen. Leider bedeutet die gelungene Atmosphäre nicht, dass man sich bei Cheungs Werk auch gruseln kann. Stattdessen bekommt
man gegen Ende eine nicht hunderprozentig überzeugende Liebesgeschichte. Das Drama um Wing-Fatts Mutter wertet den Film dagegen durchaus auf und auch
Karena Lam ("Silk") kommt dem Film zu Gute. Wäre das Drama dann auch noch passender in den Film gewoben worden und würde der Humor
dieses nicht relativieren, hätte es emotional auch vereinnahmender sein können.
Es ist leicht, sich vorzustellen, dass "Keeper of Darkness" komplett anders zusammengeschnitten auch einen völlig neuen Film darstellen könnte. Vor allen Dingen hätte ein besserer Schnitt auch für mehr Kohärenz gesorgt. Diese fehlt dem Streifen völlig und fährt ihn häufig an die Wand. Viele Szenen wirken einfach zufällig aneindergereiht. Es ist auch schade, dass der Humor zwar einer der gelungeneren Elemente des Films ist, aber dieser dennoch dem Horror schadet. Auch wenn der Streifen letztendlich hinter dem zurückbleibt, was er hätte werden können, bleibt doch die Tatsache, dass dies eine große Steigerung im Vergleich zu "Hungry Ghost Story" ist. Außerdem überzeugt die Atmosphäre und der Protagonist. Die Einfälle des Drehbuchs sind auch keinesfalls schlecht, allerdings mangelt es an einem roten Faden. Interessant ist "Keeper of Darkness" aber allemal und eine Fortsetzung wird ebenfalls angedeutet. Warum nicht?