Love 911

Story: Die Ärztin Mi-soo (Han Hyo-joo) stellt eine falsche Diagnose und schickt eine Patientin wieder nach Hause. Kurze Zeit später fällt die Patientin ins Koma. Der Ehemann der Frau will nun Mi-soo verklagen und sie ist vorerst suspendiert. Um der Klage den Boden zu entziehen, will Mi-soo den Feuerwehrmann Kang-il (Ko Soo) überreden, den Ehemann der Frau wegen Körperverletzung zu verklagen, weil dieser ihn emotional völlig aufgelöst attackiert hat. Kang-il, der selbst seine Frau verloren hat und sich seitdem bei jedem Einsatz unnötig in Gefahr bringt, versteht den Mann jedoch und denkt überhaupt nicht an eine Klage. Für Mi-soo ist aber noch nichts entschieden und sie beschließt, den Feuerwehrmann zu verführen. Sie meldet sich freiwillig als Helferin bei Kang-ils Team und geht fortan zusammen mit ihm auf Einsätze. Kang-il ist sich aber bewusst, worauf ihre Annäherungsversuche abzielen und außerdem scheint er kein Interesse an ihr zu haben. Mi-soo ist jedoch sehr hartnäckig und schafft es mit der Zeit, dass Kang-il etwas mehr aus sich herausgeht. Ob diese Beziehung aber nicht nur auf Lügen aufgebaut ist, soll sich bald zeigen...

Kritik: Naja, was soll man da sagen? Eine herzergreifende Liebesgeschichte mit einem ungleichen Paar und der Mann ist auch noch ein Feuerwehrmann? Damit hat der Film doch schon so gut wie jedes weibliche Publikum für sich gewonnen! Pech für Regisseur Jeong Gi-hoon, dass ich zur männlichen Fraktion gehöre und daher den Film etwas kritischer unter die Lupe nehme. Dabei fällt zum Teil erstaunlich viel Positives auf - doch auf der anderen Seite gibt es wiederum viel Vorhersehbares oder gar Klischeebehaftetes. Als anspruchsvoller Kritiker ist man daher oft hin- und hergerissen von den einzelnen Elementen. Glücklicherweise bleibt "Love 911" aber seinem Genre treu und verwandelt sich nicht gegen Ende plötzlich in ein Taschentuchdrama. Alleine dafür muss man heutzutage fast schon seinen Respekt bekunden.

Im Grunde handelt es sich hier um eine Romantik-Komödie, aber auch ein paar leichte Dramaelemente halten Einzug. Wie gesagt sind diese aber innerhalb eines Rahmens, der nicht den eigentlichen Ton des Films untergräbt. Vielmehr sind diese Momente sogar nötig, um die ganz natürlichen schlechteren Momente in einer Beziehung auszugestalten. Vor allem da Kang-il noch viel Ballast mit sich herumschleppt und immer noch an seiner toten Frau hängt, scheint die Romanze zunächst erfolglos. Außerdem beginnt auch alles schon völlig falsch. Mi-soo will den Feuerwehrmann eigentlich nur verführen, um ihren Job zu behalten. Durch einige eher zufällige Begebenheiten - ein noch kritischerer Mensch würde hier sicherlich das Wort "unglaubwürdig" verwenden - gelingt es ihr dann aber doch, Kang-il immer mehr für sich zu gewinnen.

Mi-soo ist anfangs aber alles andere als sympathisch. Wegen ihr liegt eine Frau im Sterben, was angesichts ihres Berufs immer mal wieder verkommt. Ärzte sind auch nur Menschen und machen eben Fehler, wenn man es genau betrachtet. Aber die Art wie sie damit umgeht, nämlich die andere Partei durch unlautere Mittel zu diskreditieren, macht sie Ziel unserer Missgunst. Über den Film hinweg ändert sich dieses Bild natürlich und sie lernt Verantwortung zu tragen. Tatsächlich macht sie dieses Verhalten sogar menschlich. Han Hyo-joo ("Cold Eyes", "Always") überzeugt und teilt mit Ko Soo ("The Front Line", "Haunters") eine passende Chemie auf dem Bildschirm. In Filmen wie "Love 911" ist das der eigentliche Punkt, der den Ausschlag gibt, ob die Romanze funktioniert oder nicht.

Ko Soo ist Feuerwehrmann und manchmal eben schmutzig und verschwitzt - damit also bereits für das weibliche Publikum ausreichend ausgestaltet. Allerdings hat er auch noch ein paar tiefer gehende Charaktereigenschaften. Seine anfängliche Kälte und sein fehlender Lebenswille, der ihn zu allerlei Heldentaten antreibt, sind Resultat seiner Vergangenheit. Löblich ist hierbei, dass die Geschichte um seine Frau nur angedeutet ist, also nicht unnötig für mehr Drama ausgeschlachtet wird. Der Umstand, dass Mi-soo häufig bewusstlos wird, lässt auch ein Taschentuch-Ende vermuten, aber - so viel darf verraten werden - man muss sich hier keine allzu großen Sorgen machen. Ja, mittlerweile darf ein Happy End in einer koreanischen Romanze sogar als unerwartet gelten. Aber auch wenn es keine todbringende Krankheit gibt, so lebt Kang-il als Feuerwehrmann gefährlich und die Beziehung steht ebenso manchmal auf wackeligen Beinen.

Der Film und gerade die Gute-Laune-Atmosphäre wird aber von den Nebencharakteren getragen, von denen wieder einmal Ma Dong-seok ("The Five") am herausstechendsten ist. Was den Humor betrifft, gibt es tatsächlich einige gelungene Momente, andererseits gibt es auch Szenen, die eher eigenartig wirken. Auf jeden Fall wirkt das Feuerwehr-Team wie eine große Familie und man fühlt sich sofort wohl bei ihnen. Neben dem Humor wird der Film aber auch manchmal ernst und dreht sich um schwierige Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Trotz vorhersehbarer Feuerwehreinsätze, die Dramatik in den Film bringen sollen, bleibt der Film aber einer Linie treu. Würde sich die Beziehung nicht manchmal etwas zu plötzlich entwickeln und wäre das Ende mit seiner Popballade nicht etwas zu kitschig, wäre auch eine bessere Wertung möglich gewesen. Aber da ich bereits bei Regisseur Jeong Gi-hoons Debütwerk "Goodbye Mom" ein Auge zugedrückt habe, muss ich hart bleiben. Dennoch bekommt man heutzutage kaum Besseres in dem Genre geliefert. Zumindest dem weiblichen Publikum darf "Love 911" bedenkenlos empfohlen werden.

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