Story: Tiger Chen (Tiger Chen) lernt von seinem Meister (Yu Hai) eine alte Form des Tai Chis. Sein Meister ist unzufrieden mit ihm, da er
zu wenig Kontrolle über sein Chi hat. Nebenher arbeitet Chen als Paketbote, bis er sich für einen Wettbewerb einträgt und dort nicht nur die Zuschauer
begeistern kann. Auch Donaka Mark (Keanu Reeves) hat nun ein Auge auf Chen geworfen. Mark braucht dringend einen neuen Kämpfer für seine illegalen
Untergrundkämpfe. Er bietet Chen an, seine eigenen Fähigkeiten auszutesten und dafür sogar bezahlt zu werden. Zunächst will Chen seine Kampfkunst nicht
für Geld verkaufen, aber als sein Tempel niedergerissen werden soll, da dieser im Rahmen der städtischen Neugestaltung Platz für neue Häuser machen soll,
beschließt er, sein Geld in den illegalen Kämpfen zu verdienen. Noch weiß er nicht, dass er dabei aufgezeichnet wird und einem erlesenen Publikum als
Unterhaltung dient. Außerdem weiß er nicht, dass sein Vorgänger von Mark getötet wurde, weil dieser nicht bis zum Tod kämpfen wollte. Sein Vorgänger hat außerdem
für die Polizistin Suen Jing Si (Karen Mok) gearbeitet, die Mark schon seit einer Weile das Handwerk legen will. Währenddessen verliert Chen immer mehr die
Kontrolle über sich...
Kritik: Der Star der Matrix-Trilogie hat sich für sein Regiedebüt also einen Kampfkunstfilm ausgesucht. Warum nicht? Und zur großen Überraschung
der meisten (oder auch nicht) kann sich das Endprodukt durchaus sehen lassen. Was den Film so außergewöhnlich macht, ist Keanu Reeves' ungewöhnliche Mischung
aus fernöstlichem Kampfkunststreifen und westlichem B-Movie der 80er und 90er. Reeves' Hommage an diverse Klassiker funktioniert also durchaus, wenn man
sich auf diese Mischung einlassen kann. Daneben überzeugt eine solide Regie, bei der Reeves zeigt, dass er sich von den Filmen, in denen er mitgespielt hat,
das eine oder andere hat abschauen können, und großartige Kampfkunst, die jedoch auch mit etwas weniger Wire-Fu hätte auskommen können. Traurigerweise gibt
es aber auch einige Aspekte, die überaus negativ ins Gewicht fallen.
Die zumeist recht positiven Kritiken über "Man of Tai Chi" resultieren vermutlich daraus, dass man Keanu Reeves nicht sehr viel zugetraut hat. Das liegt
vor allem an seinem zumeist haarsträubend hölzernen und dann wiederum übertriebenen Schauspiel. Auch davon bekommt man hier wieder einiges zu sehen und
manchmal ist es fast schon schwer zu ertragen. Als Star des Films hat er sich dann auch noch jemanden ausgesucht, der leider nicht das nötige Charisma besitzt,
um den Film auf seinen Schultern zu tragen. Tiger Chen hat als Stuntman in den Matrix-Fortsetzungen mitgewirkt und als Kampfkünstler war er daher für "Man of
Tai Chi" eine hervorragende Wahl. Er bringt auch eine überraschend hohe Intensität in den Film, die vielleicht auch Reeves' Regie zu verdanken ist, aber
als Sympathieträger kann er nicht funktionieren. Immerhin sind die düsteren Elemente seines Charakters ziemlich interessant.
Das Rad wird hier absichtlich nicht neu erfunden. Im Grunde handelt es sich um eine Underdog-Story, in der der Held vom rechten Weg abkommt und wieder zu
seinem inneren Frieden finden muss. Wie gesagt ist das Chaos und die Gewalt, der Tiger Chen sich immer mehr hingibt, ansprechend in den Film gebracht. Reeves
agiert dabei als Teufel in Gestalt eines Geschäftsmanns, der Chen auf die dunkle Seite holt. Die philosophischen Aspekte der Charakterfindung Chens und
seiner eigentlichen Kampfkunst, dem Tai Chi, kommen aber leider zu kurz. Diese sollen in Chens Verhältnis zu seinem Meister dargestellt werden und tatsächlich
sind hier auch einige der besten Szenen des Films anzutreffen, aber diese Momente sind schlichtweg zu kurz und hätten insgesamt mehr Gewicht in dem Film
bekommen müssen. So wird die Substanz von "Man of Tai Chi" oft hinter den B-Movie Charme zurückgestellt.
Daneben gibt es noch eine Polizeigeschichte, in der Karen Mok ("So Close") zusammen mit Simon Yam
("Nightfall") und Sam Lee ("Dog Bite Dog") in den Nebenrollen zu sehen ist. Keiner von ihnen ist
wirklich in seinem Element, aber das stört genauso wenig wie die schrecklich anzusehende Computeranimation eines Autounfalls. Denn wie gesagt ist der B-Movie
Flair auch eine der Stärken des Films, obwohl diese manchmal auch schlichtweg eine Schwäche bleiben. Trotzdem verdient Keanu Reeves ein Lob für seine nahtlose
Mischung aus Hong Kong, chinesischem und amerikanischem Actionkino. Technisch ist der Film einwandfrei, der Soundtrack passt und die Kämpfe sind schön
anzusehen. Reeves legt eine Energie in den Film, die außergewöhnlich ist und diese spiegelt sich auch in ein paar recht harten Grappling-Moves wider.
Allerdings enttäuscht das Finale ungemein, da sich Reeves selbst als Bossgegner in den Film bringt. Reeves scheint ungemein gealtert und viele seiner Moves aus "Matrix"-Tagen sitzen nicht mehr. Das Finale ist umso enttäuschender, als dass Iko Uwais ("The Raid") einen großartigen Kampf gegen Tiger Chen hätte haben können, doch wird dieser abgebrochen... Im Übrigen zeigt Tiger Chen mehr spektakuläres Wushu als Tai Chi, doch die Choreographie von Yuen Woo Ping ist ausgezeichnet und ein Highlight stellt dabei der Kampf von Chen gegen Yu Hai dar, der ebenfalls in dem von Yuen gedrehten fantastischen "Tai Chi Master" einen Meister spielte und auch hier schönes Tai Chi anwendet. Diese Art der Verneigung Reeves' vor den Klassikern des chinesischen Kinos macht "Man of Tai Chi" für Actionfans trotz eines misslungenen Finales durchaus empfehlenswert.