Story: Hyun-woo (Kang Ha-neul) ist ein Teenager, der immer mal wieder Ärger macht, aber an sich ein guter Kerl ist. Eines Tages muss er
in der Nacht auf einer Kreuzung einem Fußgänger ausweichen und stürzt mit dem Motorrad. Der Unfallverursacher verschwindet, aber Hyun-woo entdeckt in einem
Taxi, das an der Kreuzung hält, eine Leiche. Er alarmiert die Polizei und diese nimmt unter der Leitung von Detective Baek (Han Jae-yeong) die Ermittlungen
auf. Da für Baek der Mord am einfachsten zu lösen wäre, wenn Hyun-woo der Schuldige wäre, und bei diesem auch noch ein Messer gefunden wird, auch wenn dies
nicht zu den Stichverletzungen des Opfers passt, foltert der Ermittler ein Geständnis aus dem unschuldigen Teenager. Hyun-woo muss für den Mord ins Gefängnis.
14 Jahre später ist er wieder frei, doch dem Opfer muss er eine Entschädigung zahlen, die durch Zinsen zu einer horrenden Summe angewachsen ist. Hyun-woos
Mutter (Kim Hae-sook) will einen Anwalt einschalten. Lee Joon-yeong (Jung Woo) bekommt den Fall. Er arbeitet auf Probe für eine bekannte Anwaltskanzlei,
nachdem er einen wichtigen Fall verloren hat. Die Kanzlei will den Fall kostenlos übernehmen, um gute Publicity zu bekommen und für Joon-yeong wäre es die
Chance einen guten Job zu bekommen. Doch der Anwalt muss gegen einen korrupten Polizeiapparat und Politiker kämpfen...
Kritik: "New Trial" ist ein Ermittlungsstreifen, von denen es auf den ersten Blick schon etliche aus Korea gibt. Da wäre natürlich
"The Attorney", aber auch "The Advocate: A Missing Body", die sich ebenso
darum drehen, dass das Rechtssystem versagt und durch Korruption oder Ideologien das Volk oder Teile davon willkürdass das Rechtssystem versagt und durch
Korruption oder Ideologien das Volk oder Teile davon willkürlich zu Tätern ernennen kann. Das Interessante
an dieser Verfilmung eines wahren Falls ist tatsächlich, dass wir zusammengenommen gerade einmal ein paar Minuten in einem Gerichtssaal verbringen. Sich
ewig dahinziehende Gespräche vor dem Richter mit pathetischen Reden bleiben uns damit also erspart. Vielmehr liegt der Fokus des Films auf den Charakteren
und diese werden auch gut ausgeleuchtet. Daneben mag der Streifen recht typisch daherkommen, er bleibt aber gut erzählt.
Die Welt ist voller Anwälte, denen Geld mehr am Herzen liegt, als Gerechtigkeit, mag man nun Korea als Beispiel nehmen oder ein beliebiges anderes Land.
Unterschiede gibt es nur darin, wie gut die Demokratie (falls diese denn überhaupt vorherrscht) und Gerechtigkeit durch die freien Medien und ein paar
wenige ehrliche Persönlichkeiten aufrechterhalten wird. Da verwundert es natürlich, dass wir mit Joon-yeong einen Anwalt vorgesetzt bekommen, der uns gleich
zu Anfang darüber aufklärt, was seine Ziele sind. Seine Ehrlichkeit, nur an Geld interessiert zu sein, ist überraschend, weniger der Inhalt selbst. Wie sollen
wir uns also mit so einer Person anfreunden? Das sollen wir gar nicht. Zumindest nicht, bis der Film ein ganzes Stück fortgeschritten ist. Denn wie
nicht anders zu erwarten, zeigen sich bei unserem Helden dann natürlich auch die guten Seiten. In dieser Hinsicht unterscheidet sich "New Trial" nicht
von ähnlichen Werken.
Vielmehr ist die Überraschung, dass die vermeintlich guten Kerle die eigentlichen Bösewichte sind. Schließlich sind sie es, die andere leicht glauben machen
können, dass sie uneigennützig handeln. Joon-yeong passt nicht in dieses Bild, er hat nicht das Zahnpasta-Lächeln für die Medien. Tatsächlich verleiht
Jung Woo ("Red Family") mit seinem Aussehen der Rolle sogar etwas Hinterhältiges. Kang Ha-neul
("Mourning Grave") verkörpert dagegen überzeugend den jungen Mann, der frustriert von der Welt ist und am liebsten für sich
alleine gelassen werden würde, bis er Hoffnung schöpft. Selbstverständlich braucht es eine Weile, bis zwischen Anwalt und Klient das Eis gebrochen ist, aber
dann passt die Chemie zwischen den beiden, auch wenn oder gerade weil es ein paar Stolpersteine zu bewältigen gilt.
Die meiste Zeit gilt es, Beweise und Zeugen ausfindig zu machen. Das erweist sich als gar nicht so einfach, weil immer wieder der augenscheinliche Bösewicht
der Geschichte, aber nicht der mächtigste, in Form eines Detectives, gespielt von Han Jae-yeong ("Gangnam Blues"), das Recht
mit Füßen tritt. Auch wenn es das Potential für ein paar Actionszenen gegeben hätte, sind diese in "New Trial" nicht zu finden und das ist auch gut so. So kann
sich Regisseur Kim Tae-yoon besser auf die Ausgestaltung der Charaktere konzentrieren. Kim Tae-yoon hatte mit "Another Family" bereits einen
Ermittlungsstreifen über die Leukämie-Fälle unter Samsung-Mitarbeitern gedreht, aber diesmal ist sein Streifen eindeutig auf ein breites Publikum zugeschnitten
und hat sich dementsprechend positiv an den Kinokassen hervorgetan.
Rückblenden werden immer wieder verwendet, um uns die Geschehnisse der Vergangenheit oder auch nur Versionen dieser näherzubringen. Mit Hyun-woos Mutter bekommt der Streifen auch noch etwas Drama, aber keineswegs so viel, dass "New Trial" zu einem Taschentuch-Drama verkommen würde. Leider ist das heutzutage nicht selbstverständlich. Eine der schönsten Leistungen des Films ist, dass das Ende eigentlich offen bleibt, und dennoch in sich rund abgeschlossen ist. Auch dank einiger Texttafeln, die uns am Ende darüber aufklären, wie der tatsächliche Fall letztlich ausgegangen ist. Und zwar Ende 2016. Der Film ist also überaus aktuell. "New Trial" erfindet das Rad nicht neu, fokussiert sich aber klugerweise auf seine durchaus interessant geschriebenen Charaktere und bleibt dem Gerichtssaal so gut wie fern. Das Endresultat ist ein überzeugendes Ermittlungsdrama, das nie langweilig wird.